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EZB japanisiert uns mit kleinen Schritten

07.12.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Vor allem aber verhindert die EZB-Politik der Geldmengenvermehrung und der künstlich gesenkten Zinsen, dass die Volkswirtschaften im Euroraum auf einen "gesunden", einen "natürlichen" Wachstumspfad zurückkehren können.

Die EZB befördert im Kern japanische Verhältnisse im Euroraum. Das Wirtschaftsgeschehen wird zusehends stagnativ, weil Ineffizienz und staatliche Misswirtschaft mit der EZB-Notenpresse subventioniert werden.

Hinter all dem verbirgt sich das Bestreben des EZB-Rates, im Zuge vieler kleiner Schritte die Kaufkraft des Euro herabzusetzen. Die EZB-Räte wissen vermutlich, dass nur so, wenn überhaupt, der Euroraum zusammengehalten werden kann.

Geld und Kredit im Euroraum

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Die Geldmenge wächst kräftig. Das spricht für weiter steigende Preise im Euroraum.


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Wachsende reale Geldmenge. M1 spricht für ein Inflationieren des Euroraum-Aktienmarktes.


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Der US-Zinsvorteil lässt den Euro gegenüber dem US-Dollar abwerten.


Der Einzug des Renminbi in die "Sonderziehungsrechte"

Am 30. November 2015 hat der Internationale Währungsfonds (IWF) beschlossen, ab dem 1. Oktober 2016 den chinesischen Renminbi als fünfte Währung neben US-Dollar, Euro, japanischem Yen, Britischem Pfund in seine “Sonderziehungsrechte” (SZR) einzubeziehen. Die SZR sind eine Recheneinheit, die der IWF 1969 als internationale Währungsreserve geschaffen hat.

Ursprünglich entsprach ein SZR 0,888671 Feinunzen Gold. Später wurde die Golddefinition des SZR zu einer "Papiergeld"-Definition. Durch die Aufnahme des Renminbi haben sich die bisherigen Gewichtungen innerhalb der SZR verschoben. Der US-Dollar beträgt nun 41,73 Prozent (vorher: 41,9 Prozent), Euro 30,93 Prozent (37,4 Prozent), chinesischer Renminbi 10,92 Prozent (0,0 Prozent), japanischer Yen 8,33 Prozent (9,4 Prozent) und Britisches Pfund 8,09 Prozent (11,3 Prozent).

Die Gewichtsanpassung im SZR trägt auch der Tatsache Rechnung, dass der Renminbi im Zahlungsverkehr mittlerweile weltweit an vierter Stelle vorgerückt ist: Der Marktanteil des Renminbi lag im August 2015 bei 2,79 Prozent, wie SWIFT berichtete. Im Januar 2014 lag er noch bei 1,39 Prozent. Der US-Dollar hatte einen Marktanteil von 44,83 Prozent (Januar 2014: 38,75 Prozent), der Euro 27,20 Prozent (33,53 Prozent).

Der Euro scheint es folglich derzeit nicht zu schaffen, dem US-Dollar die Stirn zu bieten. Die Einbeziehung des Renminbi wird auf den Finanzmärkten vermutlich auch als ein Prestigegewinn für die chinesische Währung gewertet. Wenn es unter den ungedeckten Papierwährungen einen Konkurrenten für den US-Dollar gibt, so spricht viel dafür, dass diese Position dem Renminbi zukommt.

Allerdings dürfte ein Schulterschluss mit dem US-Dollar noch etwas auf sich warten lassen. Bislang genießt der US-Dollar noch einige gewichtige Vorteile. Er ist nicht nur die Währung der weltweit größten Volkswirtschaft. Er steht vor allem auch für die weltweit größten und liquidesten Finanzmärkte. Und er ist die Reservewährung, auf der im Grunde alle ungedeckten Papierwährungen aufgebaut sind, einschließlich des Renminbi.

Die Attraktivität des Renminbi könnte natürlich stark ansteigen relativ zum US-Dollar, wenn die Chinesen ihre Währung mit einer mindestens ebenso großen Golddeckung versehen, wie sie die Amerikaner vorweisen können. Offiziell besitzt China derzeit 54,93 Mio. Feinunzen Gold, die Vereinigten Staaten von Amerika 261,5 Mio. Feinunzen.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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