Suche
 
Folgen Sie uns auf:

2016: Überraschungen & Szenarien

26.01.2016  |  John Mauldin
- Seite 5 -
Jensen schätzt die Wahrscheinlichkeit für beide Szenarien (Schwellenmarkt- und Liquiditätskrise) 2016 hoch ein. Keines der beiden Ereignisse wäre positiv, aber letzteres hätte viel stärkere Auswirkungen auf andere Anlageklasse wie beispielsweise Aktien. Und für das weltweite Wirtschaftswachstum wäre es mit Sicherheit auch nicht gerade gut.


Weldon: Währungskriege

Mein Buch "Code Red", das ich vor etwa 2,5 Jahren geschrieben habe, legt dar, warum ich und Co-Autor Jonathan Tepper glaubten, dass es in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnt zu einem sich zuspitzenden Währungskrieg kommen würde. Wir argumentierten sogar, dass Japan unter dem Deckmantel der quantitativen Lockerungen den ersten Schuss abgefeuert hat. Greg Weldon sagt für das neue Jahr voraus, dass sich der erste Schlagabtausch auf diesem Gebiet intensivieren wird.

Er listet 20 Länder auf, gegenüber deren Währungen der US-Dollar in den letzten fünf Jahren um mehr als 50% gestiegen ist und die zusammen 2,2 Milliarden Einwohner haben. Er weist auch auf die interessante Tatsache hin (die mir übrigens entgangen ist - er ist so gut darin, diese kleinen Details zu finden), dass Simbabwe die Einführung der chinesischen Währung plant, um seine Beziehungen zu China zu festigen.

Unten sehen Sie einen der zahlreichen Charts, die Greg erstellt. Er zeigt, dass die Währungen der von Ölexporten abhängigen Nationen - Mexiko, Norwegen, Russland - zusammen mit dem Ölpreis abgestürzt sind. Die einzige Ausnahme (die gerade Linie im Chart) ist der saudische Riyal, der an den Dollar gekoppelt ist. Diese Koppelung kann langfristig nicht von Bestand sein und die anderen Währungen des Nahen Ostens, die wiederum an den Riyal gekoppelt sind, werden ebenfalls unter Druck geraten. (Saudi-Arabien verkauft übrigens Öl für 26 Dollar je Barrel nach Europa - offenbar will das Land seinen Marktanteil unbedingt halten!)

Open in new window

Greg und ich tauschen uns schon seit Langem über diese Phänomene an den Währungsmärkten aus. Ich weiß nicht genau, wie lange schon. Greg ist ein Rohstoff-Trader und Analyst der alten Schule und in seinen rasanten PowerPoint-Präsentationen und Podcasts geht er auf so ziemlich alles ein, was man handeln kann. Hinsichtlich der Goldunternehmen ist er optimistisch, unter dem Vorbehalt, dass der Goldkurs unter starken Druck geraten wird, wenn sich die Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed in diesem Jahr zu weiteren Zinsanhebungen entschließen und den Dollar dadurch weiter nach oben treiben. In diesem Fall könnte Gold auf neue Tiefs fallen.

Ich stimme dieser Einschätzung zu. Sie können mir sagen, was die Federal Reserve tun wird und ich werde Ihnen mit 90%iger Wahrscheinlichkeit sagen, wie sich der Goldpreis verhält. Das Problem ist nur, dass die Fed höchstwahrscheinlich selbst nicht weiß, was sie tun wird, daher können Sie es mit einiger Sicherheit auch nicht wissen. Wir raten alle nur. Doch Mutmaßungen machen Trading zu einer nervenaufreibenden Angelegenheit.


Einige abschließende Gedanken

Wohin auch immer Sie in makroökonomischer Hinsicht blicken, werden Sie erkennen, wie kleine und große Ereignisse an den Rändern die ersten Risse im System verursachen. Die Bank of Japan kauft mittlerweile Unternehmensanleihen mit negativen Renditen am offenen Markt. Wie um alles in der Welt kann man einen funktionierenden Markt für Unternehmensanleihen haben, wenn es eine Institution gibt, die bei negativen Zinsen kauft?

"Im Hinblick auf die Rendite der Unternehmensanleihen hat der Markt 0,1% immer als untere Grenze betrachtet. Wenn Investoren jedoch darauf vertrauen können, dass die Bank of Japan die Schulden auch bei negativen Renditen kauft, könnte dieser Wert weiter sinken", erklärt Takayuki Atake, ein in Tokio tätiger Analyst bei SMBC Nikko Securities Inc., einer Tochtergesellschaft der Sumitomo Mitsui Financial Group Inc. "Das Sinken der Rendite auf Unternehmensanleihen in den negativen Bereich ist ein echter Meilenstein." (Quelle: Bloomberg)

Der VIX notiert derzeit wieder über seinem 400-tägigen gleitenden Durchschnitt, was historisch gesehen eine gute Kaufgelegenheit darstellt. Der absolute, nominelle Wert des Indices war zwar schon höher, doch ein Anstieg über den 400-tägigen gleitenden Durchschnitt ist relativ ungewöhnlich.

Die langfristigen Schulden der Explorations- und Produktionsunternehmen im Ölsektor sind, begünstigt durch die extrem niedrigen Zinsen, seit 2010 um 70% auf insgesamt 353 Milliarden Dollar im letzten Jahr angewachsen. Die Anleihen verkaufen sich am offenen Markt zwar nicht allzu gut, aber noch sind die Unternehmen nicht bankrott. Der Rohölpreis ist in dieser Woche unter 30 US-Dollar je Barrel gefallen und es besteht die reale Möglichkeit, dass er noch deutlich tiefer sinkt. Immerhin kann der Iran sein Öl seit gestern frei und ungehindert am offenen Markt verkaufen.

Ich könnte noch Dutzende andere Beispiele für seltsame und beunruhigende Fakten anführen, doch das Fazit ist klar: Die Welt hat uns eine schwierige Umgebung für Investments und Trades beschert. Begleiten Sie mich in diesem Jahr, wenn ich durch den Nebel blicke und hier und da einige gute Gelegenheiten aufspüre.

Lassen Sie mich diesen Beitrag trotz aller Herausforderungen auf positive Weise beenden. Ungeachtet aller wirtschaftlichen und geopolitischen Unruhen war der Fortschritt der Menschheit beim Überwinden zahlreicher langfristiger Probleme sowohl beharrlich als auch beeindruckend. Technologie und Gesellschaft schreiten an Dutzenden Fronten weiter voran.

Ich schlage vor, dass Sie sich dieses kurze YouTube-Video ansehen. Es zeigt die Falcon-9-Rakete von Elon Musk bei der Landung auf ihrer Station. Diese Rakete wird die Kosten für den Start von Raumschiffen ausgehend von heutigen Preisen um 90% und möglicherweise sogar um 99% senken. Wenn Sie dieses Video völlig emotionslos anschauen können und wenn Sie sehen können, wie diese jungen Männer und Frauen aus Freude über ihren Erfolg aufjubeln, ohne darin einstimmen zu wollen, während Sie beobachten wie die Rakete ganz sanft wieder auf der Erde landet, dann sind Sie wahrscheinlich eine mit einem Computer verbundene Überwachungskamera der NSA, aber kein menschliches Wesen.

Wie kann man denn kein Optimist sein? Im Ernst, wie?


© John Mauldin

Dieser Artikel wurde am 17. Januar 2016 auf www.mauldineconomics.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



Weitere Artikel des Autors


Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"