Suche
 
Folgen Sie uns auf:

"Unsafe Harbour?" und UK …

03.02.2016  |  Folker Hellmeyer
- Seite 2 -
Open in new window
© Reuters


Fazit:

Das bisherige Zinswendchen des Offenmarktausschusses hatte keine fundamentale Unterfütterung. Das haben wir latent in diesen Reports auf struktureller und konjunktureller Basis deutlich gemacht.

Der Versuch seitens diverser Fed-Gouverneure, die Verantwortung für das USKonjunkturdilemma verbal, aber nicht belegbar, auf andere Länder zu verlagern, kennen wir aus der Vergangenheit. Der Fachbegriff für diese Verbalakrobatik lautet "Scapegoating". Wir sind gespannt, wie der Offenmarktausschuss der Federal Reserve mit diesen USRealitäten in einem Wahljahr jonglieren wird.

Ist das von uns thematisierte Zinswendchen schon abgearbeitet?

Für die Fed relevante Daten gehen genau in diese Richtung und implizieren den Ausstieg aus dem Zinswendchen und eine anstehende Debatte über Zinssenkungen, Negativzinssätze und eine neue Ampulle QE. Dabei kann es durchaus sein, dass die Fed von der Bank of Japan lernt und Aktienaufkäufe im Rahmen der Monetarisierung erwägen wird.

Zu den Fakten: Die Finanzkonditionen sind so angespannt wie seit 2009 nicht mehr. Was für ein smarter Zeitpunkt für den Start des Zinswendchens im Dezember 2015 durch den US-Offenmarktausschuss. ….

Open in new window
© Zerohedge


Der Stressindikator für Liquidität von Moody’s (LSI) kann nicht ansatzweise beruhigen. Er bewegt sich per 12/2015 mit 6,8% nach zuvor 6,4% auf dem höchsten Niveau seit Februar 2010.

Open in new window

Heute ADP-Arbeitsmarktdaten:

Heute erwarten wir Erkenntnisse vom US-Arbeitsmarkt. Arbeitsmarktdaten sind nachlaufende Indikatoren.

In den USA sind sie ganz besonders nachlaufend, da nur circa 10% der Daten erhoben werden, um dann auf den jüngeren Erfahrungswerten fußend extrapoliert zu werden. Fakt ist, dass Caterpillar, Yahoo und diverse andere Konzerne Arbeitsplätze abbauen oder abbauen wollen. Die Frage ist, wann diese Entwicklungen sachgerecht in der Statistik ankommen werden.

Gespannt schauen wir auf die Veröffentlichung des ADP-Reports um 14.15 Uhr!


Zum Abschluss bedarf es eines kurzen Kommentars zu aktuellen Themen der EU:

EU - USA

Die EU-Kommission und die US-Regierung haben sich auf neue Regeln beim Datenschutz geeinigt. Laut vertraulichen Quellen soll eine stärkere Überwachung von Firmen bei der Einhaltung von Standards dafür sorgen, dass die Weitergabe von Informationen europäischer Bürger an US-Internetriesen wie Facebook oder Google beschränkt wird und klaren Bestimmungen unterliegt. Im US-Außenministerium soll sich zudem ein Ombudsmann um Beschwerden von EU-Bürgern über die mögliche Überwachung durch US-Geheimdienste kümmern. Ein jährlicher Bericht von EU-Kommission und EU-Handelsministerium soll sicherstellen, dass die Regeln eingehalten werden.

Welche handfesten Kontrollinstanzen zu Gunsten der EU und welche Maßnahmen bei Nichtbefolgung (Strafzahlungen à la VW, rechtliche Maßnahmen) beinhaltet dieses neu vereinbarte Verfahren nach den massiven Vertrauensbrüchen seitens der US-Geheimdienste und Ihrer Helfer oder werden die Fehler von gestern nur in einem neuen Mantel wiederholt? Das verdienten weder die Menschen noch die Unternehmen in der EU!


EU - UK

Der CDU-Europapolitiker Krichbaum hat zurückhaltend auf die EU-Vorschläge an Großbritannien reagiert. "Wir müssen aufpassen, dass die EU durch Sonderregelungen für einzelne Mitgliedstaaten nicht immer weiter fragmentiert wird", sagte der Vorsitzende des Bundestags-Europaausschusses. Das war äußerst diplomatisch formuliert.

Das reicht aber nicht. Es drängt sich ein Fragenkatalog auf, der hier nicht beantwortet werden soll oder beantwortet werden kann, aber der dennoch der Beantwortung harrt:

Das UK definiert sich außenpolitisch durch die spezielle Partnerschaft mit den USA. Kann das UK dann ein loyaler Partner der EU sein?
Wäre das nicht politische Bigamie?
Wie war das mit dem britischen Geheimdient und "Five eyes"?
Geht man so mit Freunden und/oder Partnern in der EU um?
Was sagt das über die Einstellung des UK gegenüber der EU aus?
Die Verantwortlichen der EU müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie sich damit nicht Großbritannien faktisch unterordnen, da einseitige politische Rosinenpickerei alimentiert wird?
Sonderrechte müssen immer bezahlt werden. Wer zahlt?
Kann auf dieser Basis eine Union funktionieren?
Generiert man so innereuropäische Zustimmung und Solidarität bei den Bürgern?

Diese Fragen werden kommen und sie müssen beantwortet werden, wenn die EU eine belastbare politische und ökonomische Zukunft haben soll.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0520 - 50 neutralisiert den positiven Bias.
Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"