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Ist die Zinswende abgeblasen?

04.02.2016  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0925 (07.56 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0904 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 118.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.70. EUR-CHF oszilliert bei 1.1145.

Während Europa sich voran arbeitet und solide Tendenzen ausweist, zeigen sich wachsende Zweifel am Zustand der US-Wirtschaft.

Die Einzelhandelsumsätze in Europa legten im Jahresvergleich um +1,4% zu. Die Revision des Novembers lag bei 0,20% von 1,4 auf 1,6%. Auch die finalen Einkaufsmanagerindizes der Dienstleister zeigten mit 53,6 Punkten eine robuste Performance in einem schwierigen Januarmonat.

Wir berichten schon lange über die Ungereimtheiten der US-Statistik und die fragwürdige mediale Verbreitung einer Zinswende. Nunmehr, da sich die Notenbank im Dezember zu einem minimalen Zinsschritt durchringen konnte, schwinden Erwartungen an einen Zinserhöhungszyklus dramatisch.

Die Aussagen des FED-Mitglieds Bill Dudley, der als Chef der New Yorker FED Filiale und damit gleichzeitig Vize im Offenmarktausschuss, warnt vor allerlei Risiken und brachte bereits vor einigen Tagen das Thema Negativzinsen in die Medien.

Nun werden diese kritischen Aussagen immer mehr mit Daten aus der ersten US-Datenfront unterfüttert.

Der ADP Beschäftigungsreport für den Januar fiel mit 205.000 Jobs erwartungsgemäß schlechter aus als der Vormonat, der um 10.000 auf insgesamt 267.000 Stellen revidiert wurde. Zwar ist dies ein deutlicher Rückgang, aber der Vormonat war ein außergewöhnlich starker Monat. Die Beschäftigungskomponente bleibt vorerst kein Risikofaktor für die FED.

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© Reuters


Der ISM-Dienstleistungsindex in der Privatwirtschaft zeigt sich dagegen in keiner guten Verfassung. Im Januar setzte sich der Abwärtstrend fort und bescherte dem Index den niedrigsten Stand seit Februar 2014. Auch die Stärke des Rückganges war mit 2,30 Punkten auf noch 53,5 Zähler war markant und in dieser Form nicht erwartet worden. Die Beschäftigungskomponente fiel von 56,3 auf 52,1 Punkte, während der Preisindex von 51,0 auf 46,4 absackte. Unter dem Strich ist der Dienstleistungssektor auf dem Weg Richtung Wachstumsschwelle von 50 Zählern, die bei Unterschreiten für Kontraktion in diesem Bereich steht.

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© Reuters


Auch die vom Dienstleister Markit ermittelten Einkaufsmanagerindizes zeigen warnende Signale.

Im Januar fiel der finale Index der Dienstleister so schwach aus wie seit 27 Monaten nicht mehr. Der Rückgang lag bei 0,5 Punkten und weist statt 53,7 noch 53,2 Zähler aus.

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Auch der Composite Output Index zeigt ein Bild von weiter abnehmender Dynamik. Zur Findung des prognostizierten BIP-Wachstums im Chart muss schon fast eine Lupe herhalten.

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Seit gestern sind die Chancen auf einen kurzfristig steigenden Ölpreis gestiegen, da sich ein Interessenkartell um Venezuela versammelt. Die OPEC-und Nicht-OPEC-Mitglieder haben sich auf die Fahne geschrieben, eine Übereinkunft zu finden. Der Markt quittierte die neuen Möglichkeiten mit einem deutlichen Preisanstieg des Ölpreises um 2%.

Dieser Umstand, der sich abzeichnenden Erholung am Ölmarkt, sollte sowohl FED wie auch EZB helfen, ihr Inflationsziel in näherer Zeit als aktuell gesehen, zu erreichen. Ungeachtet dessen legt Mario Draghi auf einer EZB-Konferenz heute erneut nach und lässt die Erwartungen an neue quantitative Maßnahmen im März steigen.

Noch wirken die gestrigen Nachrichten nach und bringen den EUR/USD-Kurs deutlich über die 1,11-Marke, während Draghis Aussagen dieses Mal den Euro nicht dämpfen konnten. Die heute Nachmittag auf der Agenda stehenden Daten lassen eine Unterstützung des aktuellen Kursniveaus erwarten.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0520 - 50 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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