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Ein erster Schritt zum Abbau des Öl-Überangebots?

16.02.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stiegen am Morgen um bis zu 6% und setzten damit die Ende letzter Woche begonnene Erholung zunächst fort. Brentöl verteuerte sich auf mehr als 35 USD je Barrel, WTI auf gut 31 USD je Barrel. Beides entspricht den jeweils höchsten Preisniveaus seit Anfang Februar. Auslöser für den Preissprung waren Meldungen eines Treffens der Ölminister von Saudi-Arabien, Russland, Katar und Venezuela in der katarischen Hauptstadt Doha.

Wie inzwischen bekannt wurde, wurde auf dem Treffen der jüngste Vorschlag Venezuelas aufgegriffen, die Ölproduktion auf dem Niveau von Januar einzufrieren. Ob dies zu einem Abbau des Überangebots führt, bleibt abzuwarten. Denn dazu müssten sich Iran und Irak an dieser Vereinbarung beteiligen. Beide Länder waren nicht bei den heutigen Gesprächen anwesend. Mit ihnen soll stattdessen morgen separat gesprochen werden.

Der Irak war im letzten Jahr für den Anstieg der OPEC-Produktion hauptverantwortlich und plant auch für dieses Jahr seine Ölproduktion weiter zu steigern. Der Irak hatte aber schon vor Wochen seine grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, eine Einigung mitzutragen. Der Irak produzierte laut OPEC-Monatsbericht im Januar 4,4 Mio. Barrel pro Tag.

Der Iran dürfte dagegen kaum bereit sein, seine Ölproduktion nach der Aufhebung der Sanktionen auf dem sanktionsbedingt niedrigen Niveau von 2,9 Mio. Barrel pro Tag zu belassen. Denn das oberste Ziel Teherans ist es, verloren gegangene Marktanteile zurückzuerlangen. Damit steht auch die heute erzielte Einigung auf der Kippe. Die Ölpreise haben daraufhin die Gewinne von heute Morgen größtenteils wieder abgegeben.

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Edelmetalle

Nachdem Gold letzten Donnerstag den größten Tagesanstieg seit gut sieben Jahren verzeichnete, gab es gestern mit einem Minus von 2,3% den stärksten Tagesverlust seit sieben Monaten. Der Preisrückgang setzt sich heute Morgen fort: Gold rutscht wieder unter die Marke von 1.200 USD je Feinunze und fällt zeitweise auf 1.190 USD. Steigende Aktienmärkte, ein festerer US-Dollar und höhere Anleiherenditen tragen wohl zum Preisrückgang bei.

Ebenso dürften die Finanzinvestoren nach dem starken Preisanstieg der letzten Wochen weiter Gewinne mitnehmen. Solange die Marktteilnehmer wieder einen höheren Risikoappetit zeigen, dürfte der Goldpreis unter Druck stehen. Belastet durch Gold gibt auch Silber nach, welches sich aber noch über der Marke von 15 USD je Feinunze hält.

Wie heute Morgen vom Verband der europäischen Automobilproduzenten (ACEA) veröffent¬licht, wurden in der EU im Januar 1,06 Mio. Autos neu zugelassen, 6,2% mehr als im Vorjahr. Dies war der 29. Monat in Folge mit positiver Jahresveränderungsrate, womit sich der Aufwärtstrend fortsetzt. Alle wesentlichen Absatzmärkte trugen zu dieser Entwicklung bei.

Neben den USA und China zeigt sich auch der europäische Automarkt robust, was die Nachfrage nach Platin unterstützen sollte. Nachdem der Platinpreis letzte Woche an der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie abgeprallt ist, notiert er aktuell bei gut 930 USD je Feinunze. Der Preisabschlag zu Gold beträgt derzeit rund 270 USD je Feinunze.


Industriemetalle

Obwohl die chinesischen Aktienmärkte heute spürbar gestiegen sind, ziehen die Metallpreise nur leicht an. Daten des Nationalen Statistikbüros zufolge belief sich die Neukreditvergabe in China im Januar auf 2,51 Bio. CNY und die Gesamtkreditvergabe auf 3,42 Bio. CNY. Beide Werte erreichten neue Rekordhochs. Die deutlich höhere Kreditvergabe dürfte auf die lockere geldpolitische Haltung der Zentralbank zurückzuführen sein. Sofern dies zu einer höheren Nachfrage nach Metallen führt, dürften dadurch auch die Metallpreise unterstützt sein.

Die gestern von uns berichteten chinesischen Importe von Eisenerz (82,2 Mio. Tonnen im Januar) waren zum Teil auf das Wiederauffüllen von Lagerbeständen der Stahlproduzenten zurückzuführen. Diese haben offenbar das niedrige Preisniveau von Eisenerz entsprechend genutzt. In Chinas Häfen liegen gemäß Daten von Steelhome aktuell 95,5 Mio. Tonnen Eisenerz, die höchste Menge seit neun Monaten. Die chinesischen Händler und Stahlproduzenten könnten sich daher demnächst mit Eisenerzimporten wieder etwas zurückhalten.

Da im Vorfeld des chinesischen Neujahrsfestes viele Stahlhersteller ihre Produktion schon gedrosselt hatten, fielen auch die Stahlexporte geringer aus. Daten der Zollbehörde zufolge wurden im Januar 9,74 Mio. Tonnen Stahlprodukte exportiert, 5,3% weniger als im Vorjahr. Vermehrte Bemühungen westlicher Produzenten und Institutionen, Anti-Dumping-Maßnahmen gegen die chinesischen Stahlhersteller umzusetzen, könnten deutlich höheren Stahlexporten Chinas zukünftig entgegenstehen.


Agrarrohstoffe

Die US-Getreidepreise starten mit Gewinnen in die neue Handelswoche, nachdem gestern aufgrund des Feiertages in den USA kein Handel stattfand. Weizen, Mais und Sojabohnen verteuern sich an der CBOT jeweils um mehr als 1%. Die schwachen Sojabohnenimporte Chinas (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern) hatten somit keinen negativen Preiseinfluss. Unterstützung erfahren die Preise von erheblichen Lieferverzögerungen in Brasilien, wodurch die Importeure verstärkt auf US-Ware zurückgreifen müssen. Dies könnte sich in stärkeren US-Exportzahlen zeigen, nachdem die US-Sojabohnenexporte bereits in der letzten Berichtswoche höher als erwartet ausgefallen waren.

In den brasilianischen Häfen sollen mittlerweile 163 Schiffe auf die Beladung mit Sojabohnen und Mais warten. Probleme bei der Beladung sind in Brasilien aufgrund der Infrastrukturprobleme zwar keine Seltenheit. Die Warteschlange ist derzeit aber doppelt so lang wie vor einem Jahr. Grund hierfür sind starke Regenfälle, welche die Beladung der Schiffe erschweren. Aber auch die sehr guten Ernten und die starke Exportnachfrage aufgrund der schwachen Landeswährung Real tragen zum Rückstau bei.

Die Sojabohnenernte in Brasilien hat gerade erst begonnen. Am 12. Februar waren 15% der Sojabohnenfläche abgeerntet. Bis die neue Ernte verfügbar wird, kann es aber noch einige Wochen dauern.



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