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China mit neuem 5-Jahresplan

07.03.2016  |  Folker Hellmeyer
US-Daten ambivalent, Qualitätsfragen drängen sich auf!

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0990 (07.17 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0904 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113.69. In der Folge notiert EUR-JPY bei 124.95. EUR-CHF oszilliert bei 1.0923.

Bevor der Blick über den Atlantik geworfen wird, macht es Sinn, sich mit den jüngsten Ereignissen in China auseinanderzusetzen. Im neuen 5-Jahresplan visiert die Regierung ein jährliches Wachstumsziel bei 6,5% des BIP an. Das ist durchaus sportlich. Stellen 6,5% Wachstum per 2016 ff. doch eine größere

realwirtschaftliche Nachfrageausweitung als 10% Wachstum per 2011 dar. Wurden 10% Wachstum von vielen Kollegen insbesondere aus den USA und des UK 2011 nicht als zu hoch und gefährdend für China und die Welt dargestellt? Mit den Gesetzmäßigkeiten der Prozentrechnung ist das so eine Sache für sich.

Fakt ist, dass die Ökonomie Chinas in einem Transitionsprozess ist. Das geht mit Reibungsverlusten einher. Weniger Produktion und mehr Dienstleistung war die Forderung des Westens. Dem kam und kommt man in Peking nach. Kein Land auf der Welt hat sich so schnell und zügig in diese Richtung entwickelt. So macht der Dienstleistungssektor aktuell mehr als 52% der Gesamtwirtschaft aus.

Laut Finanzminister Jiwei ist die Regierung im Zweifelsfall bereit, durch höhere Staatsausgaben das Wachstum zu unterstützen. 2015 stellte sich das Haushaltsdefizit auf 2,4% des BIP. Im laufenden Jahr läuft die Planung auf Basis eines Defizits in Höhe von 3% der Wirtschaftsleistung. Damit nicht genug. Die Umsetzung des Programms "One belt - one raod" bietet der Wirtschaft Chinas mittel- und langfristig eine solide Basis nachhaltiger Expansion.


Der US-Arbeitsmarktbericht konnte quantitativ nur mühsam auf ersten Blick überzeugen:

Per Berichtsmonat Februar verharrte die Arbeitslosenquote erwartungsgemäß bei 4,9%. Wir weisen darauf hin, dass sich bezüglich der Qualität der US-Daten ein Vergleich mit der Quote der Eurozone verbietet.

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© Reuters


Außerhalb der Landwirtschaft wurden laut BLS 242.000 neue Jobs geschaffen. Die Prognose lag bei 190.000. Der Vormonatswert wurde von 151.000 auf 172.000 revidiert.

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© Reuters


Diese Daten werden Fragen auf:

Die Beschäftigungsindices der Einkaufsmanagerindices (ISM-Produktion 48,5, ISM-Dienstleistungen 49,7), die angekündigten Massenentlassungen (Challenger Report) als auch insbesondere die Ankündigung, dass die größten 13 US-Einzelhandelsketten Standorte schließen, die Tendenz der rückläufigen Kapazitätsauslastung der US-Industrie, die erneut dramatisch hohen Lagerbestände und die Krise in der US-Energiewirtschaft stehen im diametralen Widerspruch zu diesen Daten.

Sollte man den Daten der BEA Vertrauen schenken, ergeben sich dennoch Qualitätsmängel bei dem aktuellen Beschäftigungsaufbau. Entscheidend sind Lohnsummen der Beschäftigten. Die Anzahl der Beschäftigten kann hier das Bild verstellen. Laut dem Bureau of Labor Statistics (BLS) waren 70% der neu geschaffenen Jobs in dem Billiglohnsektor angesiedelt.

Die weiteren Daten des US-Arbeitsmarktberichts waren enttäuschend und partiell ernüchternd. Die durchschnittlichen Löhne sanken unerwartet im Monatsvergleich um 0,1%. Die Prognose lag bei +0,2%. Die durchschnittliche Arbeitszeit sank unerwartet von 34,6 auf 34,4 Stunden. Die Prognose lag bei 34,6 Stunden. Lohnsummen sind für eine Volkswirtschaft entscheidend. Daraus ergeben sich Konsum und Sparquote.

Trotz des angeblichen Anstiegs der Beschäftigung laut BLS sank die aggregierte Lohnsumme per Februar in den USA um 0,7%. Das war der stärkste Rückgang in der Geschichte dieses Index!

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© Zerohedge


Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0700 - 20 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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