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Rohstoffpreis-Spekulation

20.03.2016  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Als Anleger von den Preisbewegungen auf den Rohstoffmärkten zu profitieren, ist schwieriger, als man zunächst denken mag.

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die für den Rückgang der Rohstoffpreise verantwortlich sind. Von besonderer Bedeutung dürfte die verminderte Nachfrage aus China sein: China ist schließlich der weltweit größte Verbraucher vieler Rohstoffe. Zudem dürften die vorherrschenden Überkapazitäten, die im vorangegangenen Rohstoffmarkt-Boom aufgebaut wurden, die Preise niedrig halten.

Die mitunter hohen, per Kredit finanzierten Investitionen, die viele Rohstoffproduzenten unternommen haben, haben nämlich ein Nachspiel. Um die Kreditverbindlichkeiten bedienen zu können, sehen sich viele Produzenten gezwungen, ihre Produktions- beziehungsweise Verkaufsmengen zu erhöhen. Das übt einen Abwärtsdruck auf die Preise aus - was wiederum den Druck verstärkt, die Produktions- und Verkaufsmengen auszuweiten.

Der Korrekturprozess ist dann abgeschlossen, wenn die Preise so weit gefallen sind, dass das Angebot nicht länger die Nachfrage übersteigt. Wann das der Fall sein wird, lässt sich pauschal jedoch nicht sagen.

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Quelle: Bloomberg


Dass angesichts der extrem expansiven Geldpolitiken weltweit die Rohstoff-preise noch nicht angezogen haben, dürfte zum einen daran liegen, dass die niedrigen Zinsen bislang keinen "Investitionsboom" angefacht haben, der die Nachfrage nach Rohstoffen beflügelt hätte. Zum anderen hat sich die expansive Geldpolitik (noch) nicht in steigenden Inflationserwartungen niedergeschlagen, die die Rohstoffpreise ansteigen lassen würden.

Sind Rohstoffe (ob nun Öl oder Agrarprodukte) nun attraktiv für Anleger? Sind sie überhaupt als Investment zu empfehlen? Aus zwei Gründen sollte man vorsichtig sein. Erstens: Rohstoffe erzielen keine laufenden Einnahmen (anders also als zum Beispiel Unternehmensaktien). Aus diesem Grund lassen sich die üblichen Bewertungsverfahren, mit denen ein "richtiger Wert" bestimmt werden kann, nicht auf Rohstoffe anwenden. Wenn man aber keine Grundlage hat, den "richtigen Wert" zu bestimmen, lässt sich auch nicht beantworten, ob die Rohstoffe "billig" oder "teuer" sind; es lässt sich also nicht hinreichend verlässlich abschätzen, ob ein Kauf sich lohnt oder nicht.

Zweitens: Wer Rohstoffe erwirbt, weil er meint, dass deren Preise künftig steigen werden, der investiert nicht, sondern er "spekuliert". Wer zum Beispiel eine Aktie kauft, der inves-tiert: Er erwirbt mit dem Aktienkauf die Aussicht auf künftige Zahlungsströme, die das Unternehmen erzielt, und die es im Zeitablauf wertvoller machen. Anders bei Rohstoffen: Ihre Preise hängen davon ab, dass sich künftig Käufer finden, die bereit sind, einen höheren Preis für sie zu zahlen. (In Fachkreisen wird dieses "Spiel" auch als "Greater Fools Game" bezeichnet).

Anleger, die zum Schluss gelangen, ein Engagement in den Rohstoffmärkten sei jetzt attraktiv, sollten darüber nachdenken, den Weg über den Erwerb von Rohstoffaktien zu gehen. Denn die Frage, ob zum Beispiel Rohstoffunternehmen teuer oder billig sind, ob sich ein Einstieg lohnt oder nicht, lässt sich bei Rohstoffaktien eher beantworten als bei den Rohstoffen selbst.

Allerdings muss der Anleger sich bewusst sein, dass er damit ein unternehmerisches Risiko eingeht: Es gibt keine Garantie, dass die Aktie eines Rohstoffunternehmens steigt, wenn die Rohstoffpreise anziehen. Das wird nur dann der Fall sein, wenn das Unternehmen gut wirtschaftet und so in der Lage ist, einen Gewinn zu erzielen. Man kommt zum Schluss: Als Anleger von den Preisbewegungen auf den Rohstoffmärkten zu profitieren, ist schwieriger als man zunächst denken mag.

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Abbildung links: Quelle: Bloomberg; eigene Berechnungen. *Serien sind indexiert (Januar 1970 = 100)
Abbildung rechts: Quelle: Bloomberg; eigene Berechnungen. *Serien sind indexiert (Januar 2003 = 100)


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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