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FED als Volkswirtschaftsprofessor

20.03.2016  |  Christian Vartian
Die US-Zentralbank erhöhte die Zinsen nicht und gab sehr reduzierte, künftige Zinsschritterwartung bekannt.

Die Phillips Kurve (vereinfacht: Unterkapazitätsauslastung mit Wirkung, dass leicht ohne große Absatzsteigerung der Gewinn gesteigert werden kann, weil auch Lohndruck und Materialpreisdruck, beides nach unten, noch ausgeübt werden kann) ist ausgelutscht. Eine detaillierte Erklärung zu der von Janet Yellen präferierten Kurve finden Sie in einem früheren HAM.

Die Woche war gespickt mit US-Wirtschaftsdaten und da die US-Zentralbank sich immer buchhalterischer, um nicht zu sagen klassisch wie ein Universitätsinstitut daran hält, wollen wir diese hier resümieren:

  • Die US-CPI-Inflation (Verbraucherpreisinflation) betrug auf Jahresbasis: plus 2,3% und damit ist das Ziel der FED bereits überschritten
  • Die US-Industrieproduktion kam mit - 0,5%
  • Die US Retail Sales kamen mit - 0,4%
  • Der US-PPI (Produzentenpreisindex) kam mit - 0,2%
  • Die New Home Sales stehen auf Jahresbasis bei +5,2%
  • Die US Baugenehmigungen stehen auf Jahresbasis bei +16,8%
  • Die Initial Jobless Claims kamen mit 265.000 damit plus 7000
  • Die US-Ölvorräte kamen mit+1,3 Mio. Barrel

Die US-Zentralbank hat exakt nach den Daten gearbeitet und nach ihrem Liebling, der Phillips Kurve.

Daran ist volkswirtschaftlich nichts auszusetzen, exakt mit diesen Daten hätte jeder Wirtschaftsprofessor so gehandelt. Auch dass das Inflationsziel mit 2,3% IST vs. 2,0% Ziel bereits überschritten ist, würde keinen Wirtschaftsprozessor stören, denn er wüsste, dass bei ausgelutschter Kurve wesentlich mehr Umsatz gebraucht wird, um die Ergebnisentwicklung fortzusetzen. Insbesondere die Daten CPI versus PPI bestätigen das, über Kostensenkung geht nichts mehr, vielmehr ist Investition nötig und um diese zu begünstigen erhöht man die Zinsen nicht. Auch weitere Kaufkraftunterstützung ist nötig, denn wäre diese ausreichend, müssten die Produzentenpreise nicht sinken.

US- Zentralbank also derzeit: Ein fundamentales Uniinstitut ganz ohne Überraschungen.

Und das ist eigentlich genau, was man von einer Zentralbank erwarten darf.

Vergessen Sie bitte die seltsamen Töne vielerorts, die US-Zentralbank erzeuge absichtlich Deflation in der Welt oder schade absichtlich anderen Volkswirtschaften. Sie hat einfach rechtzeitig 2009 bis 2015 gearbeitet, ihre Wirtschaft wieder halbwegs hochgebracht und sagt auch nur halbwegs und das Inflationsziel von 2% nun erreicht und sogar leicht überschritten.

Die anderen Zentralbanken der anderen Länder haben nichts, vieles falsch/ alles zu spät oder sonstigen Unsinn gemacht und deshalb haben sie nun eben Deflation weltweit produziert, die EZB hat zusätzlich mit dem Goldpreiskiller = schlichten Falschgerüchten ihres Vorsitzenden im April 2013 "EUR- Schuldenstaaten müssen ihre überschüssigen Goldreserven verkaufen" zum Goldpreissturz geführt, also zum Bruch des großen 23,6% Fibonacci-Retracements seit Lehman (etwa 1627 $) und damit Deflationserwartung erzeugt, die die Deflation zusätzlich anheizte, wie Erwartung das immer tut. Die Erwartung tut das, weil sie auf den privatbanklichen Kreditmultiplikator einwirkt. In Erwartung des Sinkens von Preisen vergeben Banken keine oder weniger Kredite, das ist ganz normal und nicht die Schuld der Geschäftsbanken.

Bliebe nun die US-Zentralbank dieses Uni-Institut, das sie derzeit darstellt, sollte man präsent haben, dass das US-Inflationsziel erreicht ist.

Es ist nur wegen der Phillips Kurve und wegen der Deflation/ Deflationsgefahr in den USA nicht ausreichend für ein weiteres Wachstum der US-Außenwirtschaft.

Die US-Beschäftigung ist auf hohem Niveau aber die Partizipation ist gering. Die US-Bauwirtschaft, extrem wichtig für Konjunktur, Bonität der Haushalte und Beschäftigung (Bauten kann man nicht importieren!) funktioniert noch gut, bei der Industrie wird es sichtbar enger, denn hier herrscht internationaler Wettbewerb und der PPI, der leicht sinkt, zeigt ganz klar noch eine Importdeflation.

So einfach wegwischen kann man aber baldige US-Zinserhöhungen nicht, wie geschrieben, das Inflationsziel ist nämlich erreicht.

Gold, Silber und Platin wurden durch die FED-Entscheidung, die Zinsen nicht zu erhöhen, vor einer kleinen Korrektur gerettet. Die grottenschlechten CoT Daten von letzter Woche waren konstant schlecht geblieben bis diesen Dienstag (neuere gibt es nicht) und danach gab es + 24 Tonnen Zukäufe im GLD, nachdem die FED-Entscheidung bekannt war. Die NÄCHSTEN CoT Daten werden also die ausschlaggebenden CoT Daten ersichtlich sein. Um es noch komplexer zu machen, hat Indien unerwartet die Steuer auf Gold nicht gesenkt (fast 10%). Diese Steuer hat viele bewogen, Goldkäufe zurückzustellen. Der Umstand ist also negativ auf lange und positiv für Gold auf kurze Sicht (Auflösung des Rückstaus).

Die BoJ senkte die Zinsen unerwartet nicht und weitete unerwartet ihr QE nicht aus, allerdings war sie vor der US-Zentralbank dran und wollte offenbar wissen, ob sie es muss. Bei einer Zinserhöhung der US-Zentralbank hätte sie nicht gemusst. Jetzt steht der JPY so hoch, dass es für die JP Wirtschaft massiv notwendig ist, dass die BoJ mit mehr Easing reagiert.

Der Kurs des Yen zum US-Dollar ist für Japans Wirtschaft nicht durchzuhalten

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