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Markt bleibt gelassen - US-Notenbanker uneins

07.04.2016  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1410 (07.20 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1327 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108.90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 124.28. EUR-CHF oszilliert bei 1.0894.

An einem datenarmen Tag warten die Marktteilnehmer mit Spannung auf das Protokoll zur letzten FED-Sitzung. Dieses wurde gestern Abend um 20.00 Uhr unserer Zeit veröffentlicht. Es lieferte interessante Einblicke in die Diskussionen der Gouverneure, die sich im März wieder einmal zurückhaltend zeigten und in ihrem Statement viel über Unsicherheiten und Risiken ausdrückten.

Nun zeigt sich, dass es während der Märzsitzung Diskussionen zwischen zwei Lagern gab, die deutlich unterschiedliche Meinungen vertreten. Das interessante hierbei ist der Umstand, dass man sich einig war, dass die Inflationsentwicklung potenziell (noch) niedriger ausfallen wird und stärker berücksichtigt werden soll.

Diese Sichtweise spricht deutlich gegen einen Zinserhöhungspfad - das sehen nur nicht alle Offenmarktausschussmitglieder so. Frau Mester, ihres Zeichens im Auftrag des Bezirkes Cleveland unterwegs, hält schrittweise Erhöhungen in diesem Jahr für umsetzbar. Auch Herr Bullard, der als stimmberechtigtes Mitglied direkt Einfluss nehmen kann, zeigt sich optimistisch. Um den Fokus weg von den im Markt gehandelten Terminen zu bewegen - hier wird hauptsächlich auf Sitzungstermine mit anschließender Pressekonferenz geschielt - erwähnt er, dass zwischenzeitliche Erhöhungen ebenfalls eine Option sind.

Die Märkte reagierten auf diese Aussagen fast gar nicht. Eine sachliche Einordnung ist ebenfalls nicht zielführend, denn die Betonung ihrer Handlungsfähigkeit ist oberstes Gebot der Notenbanker. Starke Zweifel an der tatsächlichen Umsetzbarkeit weiterer Zinsschritte sind mehr als angebracht.

Warum sollte bei fallenden Inflationserwartungen und niedrigerem Wachstumskurs der Wirtschaft der Rahmen für Zinserhöhungen gegeben sein? Warum reicht dann nicht der reguläre Datenkalender? Es mangelt nicht an Sitzungsterminen, sondern an wirtschaftlicher Entwicklung.

So sehen übrigens die Beschäftigungsverhältnisse in diesem Jahr aus. Die Fed spricht ja gerne von Vollbeschäftigung (quantitativ zumindest haltbar) - aber wie soll die konsumgesteuerte Wirtschaft mit einem wachsenden Billiglohnsektor bei gleichzeitig immer höherer privater Verschuldung nun steigende Zinsen verdauen? Die qualitative Analyse ernüchtert deutlich.

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Blau: Billiglohnsektor, Rot: Hochwertige Industriejobs
© Zerohedge


Der IWF mahnt unterdessen die Industrienationen zu mehr Flexibilität (Liberalisierung Arbeitsmarkt und Sicherungssysteme) und mehr staatliche Ausgaben. Nur in Kombination entfalten diese Programme ihre bestmögliche Wirkung. Zugleich sind diese Aussagen richtig, sie zeigen aber auch, dass die westliche Welt in einem Schuldendilemma steckt.

So lange die Zinsen niedrig bleiben, ist die Finanzierung der Schuldenberge zumindest vorübergehend gewährleistet. Die Gefahr wertvolle Zeit verstreichen zu lassen, statt notwendige Reformen durchzuführen besteht in fast allen Industrieländern. Auch dieser Faktor muss im Hinterkopf bleiben bei der Betrachtung von Zinserhöhungsspekulationen….

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0800 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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