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Dollar-Dominanz und das Gold

02.05.2016  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Ernste Konkurrenz für den US-Dollar als Weltreservewährung ist derzeit nicht in Sicht - mit Ausnahme des Goldes.

Seit Anfang des 21. Jahrhunderts ist der Goldpreis in US-Dollar gerechnet stark gestiegen - übrigens stärker als der Goldpreis in allen Währungen der Welt (errechnet auf Basis des Außenwertes des US-Dollar). Das war eine im Grunde "typische" Entwicklung: Wertet der Außenwert des US-Dollar ab, steigt der Goldpreis in US-Dollar gerechnet. Anders ausgedrückt: Sinkt das Vertrauen in den Greenback, profitiert das Gold.

Seit etwa Herbst 2011 ist der Außenwert des US-Dollar jedoch wieder erstarkt, und der Goldpreis in US-Dollar ist gefallen. Die Dollar-Aufwertung war so markant, dass sich der Goldpreis in vielen anderen Währungen nun verteuert hat.

Um es hervorzuheben: Seit Anfang 2014 ist der Goldpreis in US-Dollar gerechnet nahezu unverändert. In allen anderen Währungen ist er um mehr als 17 Prozent in die Höhe gestiegen.

Diese Entwicklung deutet an, dass die Zweifel an der Dollar-Dominanz, die im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 aufkamen, rückläufig sind; dass der US-Dollar nach wie vor die Weltleitwährung ist.

Die Ursache der jüngsten Krisensymptome ist - wir haben das häufig betont - das ungedeckte Papiergeldsystem, das notwendigerweise immer wieder zu schweren Erschütterungen führen muss. Die Probleme des ungedeckten Papiergeldes belasten aber nicht nur die Vereinigten Staaten von Amerika, sondern sie sind jetzt auch in anderen Währungsräumen der Welt angekommen: ob nun in Europa, Japan oder China.

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Abbildung links:Quelle: Bloomberg; eigene Berechnungen
Abbildung rechts: Quelle: Bloomberg; eigene Berechnungen. Graue Flächen: Goldpreis in US-Dollar steigt stärker als Goldpreis in allen übrigen Währungen


Dollar-Devisen-Standard

Überall leiden die Volkswirtschaften unter erdrückenden Schuldenlasten, aufgetürmt unter einer bereits Jahrzehnte währenden Zentralbankpolitik, die die Geldmengen durch Verschuldung immer weiter anschwellen lässt. Mit extrem niedrigen Zinsen, die zuweilen sogar in den Negativbereich gedrückt worden sind, und dem Ausweiten der Geldmengen wird versucht, die Verschuldungspyramiden vor dem Einsturz zu bewahren.

In diesem, für alle ungedeckten Papierwährungen, heiklen Umfeld hat der US-Dollar eine Reihe von Vorteilen aus Sicht von Sparern und vor allem institutionellen Anlegern. Der US-Dollar ist die Währung der weltweit größten und leistungsfähigsten Volkswirtschaft. Er stellt die liquidesten und tiefsten Finanzmärkte bereit, sei es Aktien-, Kredit-, Anleihe- oder Derivatemärkte.

Hinzu kommt, dass der US-Dollar die verbreitetste Transaktionswährung ist: Er findet Anwendung als Rechnungseinheit in nahezu allen Arten von internationalen Finanz-, aber auch Gütertransaktionen. Viele Währungen der Welt sind zudem de facto auf dem US-Dollar aufgebaut, denn das derzeitige Weltgeldsystem kann als eine Art von Dollar-Devisen-Standard aufgefasst werden.

Dies zeigt sich vor allem in den hohen US-Dollar-Reserven, die die jeweiligen Zentralbanken halten. Sie dienen als "Deckung" für die eigenen, heimischen Währungen, die die Zentralbanken ausgeben.

Der US-Dollar ist nach wie vor die bedeutendste Währung der Welt. Ende 2015 wurden mehr als 64 Prozent der Reserven in US-Dollar gehalten. Der Euro-Anteil betrug lediglich 19,9 Prozent, der des japanischen Yen 4 Prozent. Die Bestrebungen Chinas, den Yuan als internationale Währung, als Konkurrenten zum US-Dollar zu etablieren, werden wohl noch viel, viel Zeit brauchen, um zum Erfolg zu führen.

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Quelle: Thomson Financial, IMF; eigene Berechnungen


Gold als Reserve

In einem Umfeld, in dem die Probleme des ungedeckten Papiergeldsystems zusehends zutage treten und in dem kaum mehr Hoffnung besteht, dass sich die Zinsen wieder "normalisieren" werden, gewinnt Gold an Attraktivität.

Die Probleme des ungedeckten Papiergeldsystems werden sich nicht dauerhaft mit geldpolitischen Eingriffen abbauen lassen. Im Gegenteil: Sie werden die Situation nur noch weiter verschärfen.

Bevor aber der US-Dollar ins Wanken gerät, werden zuvor wohl noch viele Währungen, die quasi von ihm abhängen - wie Euro und japanischer Yen -, in Bedrängnis geraten.


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