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Gold knackt wieder 1.300-USD-Marke

03.05.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind mit deutlichen Abschlägen in den neuen Monat gestartet. Brent verbilligte sich um knapp 5%, wobei dazu auch der Kontraktwechsel beitrug. WTI gab um 2,5% nach. Am Morgen machen die Preise einen Teil ihrer gestrigen Verluste wieder wett. Brent steigt wieder über die Marke von 46 USD je Barrel, WTI auf mehr als 45 USD je Barrel. Preistreibend ist am Morgen insbesondere der schwächere US-Dollar.

Die spekulativen Finanzanleger halten Rohöl weiterhin die Treue und stehen damit einer Preiskorrektur entgegen. Laut gestern veröffentlichter ICE-Positionierungsdaten wurden die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 26. April nur noch marginal ausgeweitet. Sie liegen mit 408,7 Tsd. Kontrakten auf einem Rekordniveau. Bei Gasöl kam es sogar zu einem deutlichen Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen. Diese stiegen um 9,5 Tsd. auf 37,9 Tsd. Kontrakte. Das ist das höchste Niveau seit Juni 2015. Vor drei Wochen hatten bei Gasöl noch Netto-Short-Positionen bestanden.

Der jüngste kräftige Anstieg des Gasölpreises und die damit einhergehende Ausweitung des Gasöl-Brent-Crackspreads war somit teilweise auch spekulativ getrieben. Wir sehen angesichts des hohen spekulativen Interesses bei Rohöl und nun auch bei Gasöl Korrekturpotenzial. Während die OPEC im April ihre Produktion ausgeweitet hat (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern), hat Russland im letzten Monat etwas weniger Rohöl produziert. Laut russischem Energieministerium sank die Ölförderung im April auf 10,84 Mio. Barrel pro Tag. Sie lag damit aber nur knapp unter dem im März verzeichneten 30-Jahreshoch von 10,91 Mio. Barrel pro Tag.


Edelmetalle

Der Goldpreis hat gestern erstmals seit Januar 2015 zeitweise wieder die psychologisch wichtige Marke von 1.300 USD je Feinunze überschritten. Zum Preisanstieg haben der schwache US-Dollar - dieser wertet heute gegenüber dem Euro auf ein 8-Monatstief ab - und hohe Zuflüsse in die ETFs beigetragen. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden um 21,6 Tonnen aufgestockt, wovon 20,8 Tonnen auf den weltweit größten Gold-ETF, den SPDR Gold Trust, entfielen.

Beim SPDR Gold Trust war dies der größte Tageszufluss seit August 2011, bei den Gold-ETFs insgesamt seit Februar. Daneben zeigt sich seit Monaten die Münznachfrage stark. Zu guter Letzt dürfte auch die anhaltend lockere Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken dem Goldpreis Unterstützung gegeben haben. In den USA bleiben die Zinsen aller Voraussicht nach länger auf dem aktuell niedrigen Niveau, in Europa dürfte die EZB die Geldpolitik in absehbarer Zeit weiter lockern. In Australien wurden heute die Zinsen gesenkt.

Allerdings ist der jüngste Preisanstieg auch auf starkes spekulatives Kaufinteresse zurückzuführen und steht daher unseres Erachtens auf wackeligen Beinen. Dies gilt auch bzw. insbesondere für Silber, Platin und Palladium. Nachdem Silber in den letzten Wochen gegenüber Gold deutlich aufgeholt hat, blieb es gestern hinter Gold zurück. Das Gold/Silber-Verhältnis liegt daher aktuell wieder bei 73,5. Der jüngste Preisanstieg von Platin und Palladium könnte heute Abend durch gute US-Fahrzeugverkaufszahlen quasi bestätigt werden.

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Industriemetalle

Was sich gestern an der Comex in New York schon angedeutet hatte, setzt sich heute Morgen an der LME in London fort: Die Metallpreise stehen zu Handelsbeginn unter Druck und vollziehen damit die gestrige Schwäche der Ölpreise nach. Belastend wirken wohl auch verhaltene Konjunkturdaten.

Wie gestern Nachmittag veröffentlicht wurde, ist der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA im April entgegen den Erwartungen auf 50,8 gefallen. Er hat damit einen Teil seines starken Anstiegs im Vormonat wieder abgegeben. Auch der heute Morgen in China von Caixin/Markit veröffentlichte private Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ist im letzten Monat unerwartet auf 49,4 gesunken. Dieser blieb damit bereits den 14. Monat in Folge unter der Marke von 50, die Expansion anzeigt.

Stark unter Druck steht heute der Eisenerzpreis. An der SGX AsiaClear in Singapur fällt der nächstfällige Future um annähernd 7% auf 57,9 USD je Tonne. Der starke Preisrückgang ist wohl zum einen den Maßnahmen in China geschuldet, die Spekulation einzudämmen. Zum anderen zeigt sich die Nachfrage nach Eisenerz derzeit wieder eher verhalten. Denn in den chinesischen Häfen sind die Eisenerzvorräte in der letzten Woche auf ein 13-Monatshoch von 98,5 Mio. Tonnen gestiegen.

Darüber hinaus hat die australische Zentralbank heute die Zinsen gesenkt, was über einen schwächeren Australischen Dollar die Produktionskosten der austra-lischen Minenproduzenten verringern und die Produktion von Eisenerz länger hoch halten dürfte.


Agrarrohstoffe

Die Baumwollpreise haben ihren zwischen Ende Dezember und Anfang März verzeichneten Rückgang von 12% inzwischen wieder vollständig aufgeholt. Baumwolle notiert derzeit wieder leicht über 64 US-Cents je Pfund. Unterstützt von steigenden Rohölpreisen dürfte dies an der Aussicht liegen, dass nach 2015/16 wohl auch 2016/17 mit einem Defizit am globalen Baumwollmarkt zu rechnen ist. Diese Prognose hat jüngst das International Cotton Advisory Committee ICAC bestätigt.

Das Defizit 2016/17 soll mit 800 Tsd. Tonnen allerdings deutlich niedriger ausfallen als die erwarteten 1,7 Mio. Tonnen in der laufenden Saison. Zum einen wird 2016/17 mit einer höheren Weltproduktion gerechnet. Vor allem aufgrund besserer Erträge soll diese um 4% auf knapp 23 Mio. Tonnen steigen, mit bedeutenden Zuwächsen etwa in Indien und den USA.

Andererseits soll sich die Nachfrage 2016/17 nach dem Rückgang im Vorjahr stabilisieren. Allerdings wird für China mit einer um 5% sinkenden Nachfrage gerechnet, da das inzwischen höhere Lohnniveau und hohe heimische Baumwollpreise einen Import von Garnen gegenüber Rohbaumwolle attraktiv machen. Lieferanten sind Länder wie Vietnam und Bangladesch, in denen die Baumwollverarbeitung zu niedrigeren Kosten stattfindet.

Die Importe Vietnams nach Baumwolle soll daher bereits 2015/16 um 17% steigen, die Bangladeschs um 12%. Die globalen Endbestände an Baumwolle, deren Rückgang für 2015/16 auf 8% geschätzt wird, dürften nach Ansicht des ICAC 2016/17 um weitere 4% sinken.



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