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US-Präsidentschaftswahl wirft Schatten

04.05.2016  |  Folker Hellmeyer
Märkte noch unberührt - US-Daten gut!

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1490 (07.30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1476 im asiatischen Geschäft und der Höchstkurs im europäischen Geschäft bei 1.1615 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107.10. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123.10. EUR-CHF oszilliert bei 1.0990.

Nachdem sich Donald Trump bei den Vorwahlen in Indiana deutlich gegen seine Herausforderer Cruz und Kasich durchsetzte, zog sich der Bewerber Cruz aus dem Präsidentschaftswettbewerb zurück. Damit ist Trump faktisch als Kandidat der Republikaner gesetzt. Die ersten Reaktionen aus dem Lager der Republikaner implizieren, dass es zukünftig mit Trump einen friedvolleren Umgang geben wird.

Bernie Sanders setzte sich gegen Hillary Clinton in Indiana durch. Auch dieser Sieg des Kandidaten Sanders ändert nichts an der deutlichen Führung Clintons. Hillary Clinton fehlen lediglich noch 182 Delegierte, um sich die Kandidatur zu sichern (Clinton 2.201, Sanders 1.399, 2.383 Delegierte erforderlich)

Lediglich die Untersuchung wegen kriminellen Fehlverhaltens in der Funktion als US-Außenministerin kann Clinton voraussichtlich noch stoppen. Sollte dieses Verfahren hinsichtlich der im Vorwege bekannten Sach- und Beweislage nicht zustande kommen, würfe das Fragen zur Rechtsstaatlichkeit als elementare Basis der Demokratie in den USA auf.

Noch sind die Märkte (Aktien, Renten, Devisen, Edelmetalle) von den Vorwahlen bestenfalls geringfügig beeinflusst. Das wird sich ändern. Unabhängig davon, ob sich Trump, Clinton oder Sanders durchsetzen werden, wird die Welt mit veränderten Vereinigten Staaten konfrontiert sein.

Mit Trump würde die Unsicherheit bezüglich der Grundausrichtung der US-Außenpolitik gegeben sein. Die diffusen Äußerungen der jüngeren Vergangenheit boten einen Vorgeschmack. Innenpolitisch würden sich bezüglich der Spaltung der Gesellschaft in den USA neue und definitiv nicht positive Entwicklungen ergeben.

In wie weit ein Präsident Trump in der Lage wäre, die strukturellen Defizite der USA erfolgreich zu bekämpfen, sei dahin gestellt. Da es dazu erforderlich wäre, den Politikansatz der letzten 26 Jahre in Frage zu stellen, ist Skepsis bezüglich der potenten Machtposition des obwaltenden Establishments der USA geboten. Damit böte ein Präsident Trump ein hohes Maß an potentiellen Unberechenbarkeiten, die das nationale und internationale Risikocluster erhöhten.

Mit Hillary Clinton wäre eine Fortsetzung der Politik der letzten 26 Jahre, insbesondere der Außen- und Interventionspolitik mit der Nichtachtung der Souveränität von Drittstaaten gewährleistet. Sie steht für das Establishment, das die innenpolitischen (Ungleichheit) als auch die außenpolitischen Probleme (Interventionen, Missachtung internationalen Rechts) geschaffen hat. Somit schützt sie die obwaltenden Machtachsen und wird, so wie es scheint, von ihnen geschützt wird (aktuelle Auseinandersetzung um Untersuchung des FBI).

"Change" scheint hier ein Fremdwort zu sein. Bereitschaft zu maßgeblichen strukturellen Reformen oder Infragestellung der bisherigen Politik lässt sich nicht ausmachen. Clinton ist den neokonservativen Zirkeln wenn nicht zuzurechnen, dann doch mindestens recht aufgeschlossen gegenüber. Neocons sind ideologisch ausgerichtet. Unsere deutschen Erfahrungen mit Ideologien sind wenig erbaulich. "Food for thought!"

Bernie Sanders ist der Kandidat, der die strukturellen Probleme der USA erkennt und auch thematisiert. Hier würde der von Präsident Obama gebrauchte Wahlkampfslogan "Change" mit Inhalten gefüllt. Auch die Außenpolitik würde sich nach den bisher bekannten Verlautbarungen in Richtung Anerkennung internationaler Rechtsnormen ändern. Damit stünde Sanders sowohl innen- als auch außenpolitisch gegen das obwaltende US-Machtkonzentrat.

Für die nachhaltige Lösung der Probleme der USA und den friedvollen Umgang miteinander in der Welt könnte ein Bernie Sanders Hoffnungen wecken. Für den Rest der Welt steht damit das Thema "Change" zum Jahreswechsel ohne Wenn und Aber auf der Agenda. Das wird die Märkte und die mittel- und langfristigen Erwartungen verändern.

Aus den USA erreichten uns positive Daten:

Per Berichtsmonat April stellte sich der Automobilabsatz in den USA in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung auf 17,42 Mio. nach zuvor 16,57 Mio. Kraftfahrzeuge. Die Prognose bei 17,20 Mio. Kfz wurde damit übertroffen. Im Jahresvergleich entsprach das einer Zunahme um 3,6%. Losgelöst von dem positiven Monatswert impliziert nachfolgender Chart eine Topbildung in der Gesamtentwicklung.

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© Reuters


Der ISM- New York Business Conditions Index legte per Berichtsmonat April unerwartet in nahezu „fabelhafter“ Manier von zuvor 50,4 auf 57,0 Punkte zu. Der Blick auf den Chart verdeutlicht die hohe Volatilität dieses Index, die bezüglich der Aussagekraft und Extrapolierbarkeit definitiv irritiert.

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© Reuters


UK: Konjunkturprobleme schon vor dem Brexit …

Der Markit Einkaufsmanagerindex für den produzierenden Sektor lieferte per April mit einem unerwarteten Rückgang um 1,5 Punkte auf 49,2 Zähler eine herbe Enttäuschung. Damit wird erstmalig seit drei Jahren Kontraktion in diesem Sektor angezeigt.

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Dieser Indikator bietet einen Vorgeschmack, was mit einem Brexit verbunden wäre. Hört man in Großbritannien die Signale?

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0800 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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