US-Arbeitsmarkt mit Rissen und Fissuren
09.05.2016 | Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1400 (07.43 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1381 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107.68. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122.75. EUR-CHF oszilliert bei 1.1081.
Die maßgebliche Erkenntnis der letzten Tage lieferten die USA. Das hochgelobte und immer wieder in den Mittepunkt gestellte "Konjunkturross" des US-Arbeitsmarkts "bockt".
Arbeitsmarktdaten sind nachlaufende Indikatoren. Zunächst verändert sich die Konjunkturlage erkennbar, bis es mit Zeitverzögerung zu Veränderungen am Arbeitsmarkt kommt.
Nun waren die Veränderungen am US-Arbeitsmarkt durchgängig im qualitativen Bereich für wirkliche Profis erkennbar, weil für die Volkswirtschaft die Lohnsumme der Beschäftigten und nicht alleine die Zahl entscheidend ist. Dieser elementare Zusammenhang wurde aber weitgehend in der Analyse seitens des US-Offenmarktausschusses, der Märkte und auch der medialen Verwertung ignoriert.
Jetzt ergibt sich eben nicht nur der qualitative Mangel. Es gesellt sich in zarten Ansätzen ein quantitativer Mangel dazu. Das wurde in den Vortagen bei den enttäuschenden Daten von ADP (Beschäftigung im US-Privatsektor) und dem Challenger Report (angekündigte Entlassungen) bereits erkennbar.
Die Reaktion der Finanzmärkte auf die unerwartet schwachen US-Arbeitsmarktdaten mit
nehmen wir mit einem Schmunzeln zur Kenntnis, da Finanzmärkte laut Textbuch die zukünftigen "Cash-Flows" diskontieren ...
So war das auf jeden Fall als der Begriff "Freier Markt" keine Worthülse war.
Per Berichtsmonat April wurden in den USA lediglich 160.000 neue Jobs geschaffen. Die Prognose lag bei 200.000 neuen Stellen. Mehr noch wurden die beiden Vormonatswerte um 19.000 Jobs nach unten revidiert. Seit Oktober letzten Jahres gibt es eine fallende Tendenz unter Schwankungen.
Auch die Partizipationsrate konnte die Erholungstendenz der letzten Monate nicht fortsetzen. Hier kam es zu einem Rückgang von 63,0 auf 62,8%. Der Tiefpunkt wurde per September 2009 bei 62,4% markiert. Das Bild bleibt prekär.
Zuvor erreichten uns am Donnerstag enttäuschende Daten aus den USA bezüglich der Intensität der Wirtschaftstätigkeit.
Erfreut nahm der Finanzmarkt zunächst den Rückgang des Handelsbilanzdefizits zur Kenntnis. Es kam per März zu einem Rückgang des Fehlbetrags von zuvor 47,0 Mrd. USD auf 40,4 Mrd. USD (Prognose -41,5 Mrd. USD). Das ist erfreulich.
Prekär ist dabei, dass die Exporte mit nur noch 176,6 Mrd. USD im ersten Quartal das tiefste Niveau seit Juni 2011 markieren.
Noch prekärer ist die Tatsache, dass die Importe mit 217,1 Mrd. USD auf den niedrigsten Wert seit Februar 2011 gefallen sind.
Beide Indikatoren belegen eine deutlich rückläufige Tendenz der Wirtschaftstätigkeit - die aktuellen US-BIP-Daten könnten das Problem unterzeichnen!
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0800 neutralisiert den positiven Bias.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
Die maßgebliche Erkenntnis der letzten Tage lieferten die USA. Das hochgelobte und immer wieder in den Mittepunkt gestellte "Konjunkturross" des US-Arbeitsmarkts "bockt".
Arbeitsmarktdaten sind nachlaufende Indikatoren. Zunächst verändert sich die Konjunkturlage erkennbar, bis es mit Zeitverzögerung zu Veränderungen am Arbeitsmarkt kommt.
Nun waren die Veränderungen am US-Arbeitsmarkt durchgängig im qualitativen Bereich für wirkliche Profis erkennbar, weil für die Volkswirtschaft die Lohnsumme der Beschäftigten und nicht alleine die Zahl entscheidend ist. Dieser elementare Zusammenhang wurde aber weitgehend in der Analyse seitens des US-Offenmarktausschusses, der Märkte und auch der medialen Verwertung ignoriert.
Jetzt ergibt sich eben nicht nur der qualitative Mangel. Es gesellt sich in zarten Ansätzen ein quantitativer Mangel dazu. Das wurde in den Vortagen bei den enttäuschenden Daten von ADP (Beschäftigung im US-Privatsektor) und dem Challenger Report (angekündigte Entlassungen) bereits erkennbar.
Die Reaktion der Finanzmärkte auf die unerwartet schwachen US-Arbeitsmarktdaten mit
- freundlicheren Notierungen des USD,
- schwächeren Goldpreisen
- und freundlicheren Aktienmärkten
nehmen wir mit einem Schmunzeln zur Kenntnis, da Finanzmärkte laut Textbuch die zukünftigen "Cash-Flows" diskontieren ...
So war das auf jeden Fall als der Begriff "Freier Markt" keine Worthülse war.
Per Berichtsmonat April wurden in den USA lediglich 160.000 neue Jobs geschaffen. Die Prognose lag bei 200.000 neuen Stellen. Mehr noch wurden die beiden Vormonatswerte um 19.000 Jobs nach unten revidiert. Seit Oktober letzten Jahres gibt es eine fallende Tendenz unter Schwankungen.
© Moody’s Economy.com
Auch die Partizipationsrate konnte die Erholungstendenz der letzten Monate nicht fortsetzen. Hier kam es zu einem Rückgang von 63,0 auf 62,8%. Der Tiefpunkt wurde per September 2009 bei 62,4% markiert. Das Bild bleibt prekär.
© Federal Reserve St. Louis
Zuvor erreichten uns am Donnerstag enttäuschende Daten aus den USA bezüglich der Intensität der Wirtschaftstätigkeit.
Erfreut nahm der Finanzmarkt zunächst den Rückgang des Handelsbilanzdefizits zur Kenntnis. Es kam per März zu einem Rückgang des Fehlbetrags von zuvor 47,0 Mrd. USD auf 40,4 Mrd. USD (Prognose -41,5 Mrd. USD). Das ist erfreulich.
Prekär ist dabei, dass die Exporte mit nur noch 176,6 Mrd. USD im ersten Quartal das tiefste Niveau seit Juni 2011 markieren.
Noch prekärer ist die Tatsache, dass die Importe mit 217,1 Mrd. USD auf den niedrigsten Wert seit Februar 2011 gefallen sind.
Beide Indikatoren belegen eine deutlich rückläufige Tendenz der Wirtschaftstätigkeit - die aktuellen US-BIP-Daten könnten das Problem unterzeichnen!
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0800 neutralisiert den positiven Bias.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.