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Deutschland: profitiert von ausgabefreudigen Dritten

10.05.2016  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1380 (07.56 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1371 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123.82. EUR-CHF oszilliert bei 1.1060.

Der IWF kritisiert das erfolgreiche deutsche Modell. Kritik ist selten und allgemein wenig zu hören in diesen Zeiten, wo um uns Deutsche herum in den letzten Jahren die Krise allgegenwärtig war, nur nicht im Inland bei uns. Daran haben wir uns gewöhnt, wie auch an Rekordsteuereinnahmen, Rekordbeschäftigungsniveaus und Exportrekorde.

Alles tolle Erfolge, die nicht kleinzureden sind, aber eben auch nicht einfach so in die Zukunft fortzuschreiben sind. Als fehlende Basis macht der Internationale Währungsfonds mangelnde Investitionen aus privater und öffentlicher Hand aus. Diese Kritik ist keine neue Erkenntnis aber es ist eben auch nicht zu erwarten, dass die GroKo hierauf eingeht. Die schwarze Null soll stehen, dafür bleiben auf Sicht dringend benötigte Infrastrukturprojekte aufgeschoben. Auch die private Hand wird weiter zurückhaltend bleiben - allem Erfolg zum Trotze überwiegt Skepsis.

Andere Reformen, die uns zwangsläufig treffen werden wie die Verlängerung der Lebensarbeitszeit oder die notwendige Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt kommen sicher nicht mehr vor der Bundestagswahl auf die öffentliche Agenda.

Notwendig und schmerzhaft sind diese Punkte allemal.

Aber Sonnen wir uns erst einmal weiter im verdienten Erfolg, denn das erste Quartal fiel erfreulich für Deutschland aus.

Einen starken März zeigten die Neubestellungen im Industriebereich, die deutlich über den Erwartungen lagen. Sowohl der Vormonatswert wurde nachträglich positiv angepasst als auch der Berichtsmonatswert lag deutlich über den Prognosen. Mit einer Zunahme von 1,9% lag das Vergleichsergebnis zum Märzwert des Vorjahres deutlich über dem vorhergesagten unveränderten Wert.

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© Moody’s Economy.com


Auch die Exporte, die Paradedisziplin der deutschen Wirtschaft, liefen im März stark. Die Ausfuhren legten um 1,9 Prozent zum Vormonat zu. So gut waren die Exporte seit einem halben Jahr nicht mehr ausgefallen. In die EU gingen 1,7 Prozent mehr Waren, in Länder außerhalb des Euroraums (u.a. UK) 2,9 Prozent mehr. Exporte in wichtige Länder außerhalb von Europa (USA, China) fielen um 3,4 Prozent.

Gleichzeitig fielen die Importe um deutliche 2,3 Prozent. Die Handelsbilanz fiel entsprechend deutlich positiver aus als ohnehin üblich. Der Überschuss stellte sich per März auf 23,6 Mrd. Euro. und schraubte sich auf einen historischen Höchststand.

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© Reuters


Trotz der erstaunlichen Entwicklung fuhren die deutschen Industrieunternehmen ihre Produktion herunter. Die Branche stellte im zurückliegenden März insgesamt 1,3 Prozent weniger her. Im ersten Quartal dieses Jahres stellt sich die Zunahme auf 1,8 Prozent.

Die Daten lassen zusammengefasst ein Wachstum von 0,5 Prozent in den ersten drei Monaten des Jahres erwarten. In den kommenden Quartalen sollte sich das Wachstum abschwächen und ein Jahreswachstum des BIP zwischen 1,5-1,8 Prozent erreicht werden.

Belastend zeigt sich hierbei die schwächere Nachfrage aus den für Deutschland wichtigen Stabilisatoren China und USA. Dagegen laufen die Exporte in die EU wieder deutlich besser, der ohnehin große Anteil an den Ausfuhren von über 70% wird damit stabilisiert. Auch der Konsum, der an Bedeutung gewinnt, trägt das Wachstum.

Reformen lassen sich aufschieben, Wahlgeschenke verteilen - die Erfolgswelle wird nicht endlos lang sein. Hoffen wir, dass es auch bei uns den Mut gibt, wieder Dinge anzupacken und die Konkurrenzfähigkeit aufrecht zu erhalten, damit man irgendwann nicht wehmütig in die Vergangenheit schaut und über fehlenden Chancen nachtrauert ...

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0800 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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