Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Wochenanalyse 26. KW

28.06.2004  |  Robert Hartmann
Gold

               

Wie schon in der Vorwoche konnte der Goldpreis auch im Berichtszeitraum (21.6-25.6.) deutlich zulegen. Somit ist das gelbe Metall bereits im Vorfeld der Zinsentscheidung der amerikanischen Notenbank in Bewegung geraten. Ein Zufall?


Rückblick

Entgegen unserer kurzfristigen Erwartung seitwärts gerichteter Märkte konnte sich das Gold im Wochenverlauf weiter befestigen. Per Saldo verblieb ein Wochengewinn von 9 US$ pro Feinunze oder umgerechnet rund 2,4%. Diesmal ging der Anstieg auch nicht mit einer markanten Abschwächung des amerikanischen Dollars einher - eine gute Nachricht für deutsche und europäische Goldanleger. So war es wenig überraschend, dass sich die Aktivitäten unserer Kunden nochmals merklich belebten. Bei den Goldmünzen zur Kapitalanlage waren die Umsatzspitzenreiter einmal mehr der südafrikanische Krügerrand sowie der kanadische Maple Leaf. Im Bereich der Goldbarren waren praktisch alle Gewichtseinheiten ab 50 Gramm nachgefragt. Ferner erreichten uns einige Anfragen nach größeren Mengen Goldmünzen 100 Österreichischen Konen, 20 Reichsmark Deutschland und 20 Schweizer Fragen Vreneli. Diese Nachfrage konnten wir zum größten Teil mit geringen Aufgeldern auf den Goldwert dieser Münzen befriedigen.

Nachdem der Erwerb von physischem Gold für chinesische Privatanleger in Shanghai schon seit November letzten Jahres möglich ist, haben nun auch Bewohner des chinesischen Festlandes die Möglichkeit, Goldbarren legal zu kaufen. Die China Merchants Bank in Beijing eröffnete am Montag seine Schalter für Goldanleger. Viele Menschen nutzten die Chance, erstmals seit mehr als 50 Jahren wieder in das gelbe Metall zu investieren. Für diesen Zweck wurden Goldbarren im Wert von über 600.000 US$ in der Hauptstelle der Bank hinterlegt. Sollte sich die Nachfrage zufriedenstellend entwickeln, planen die Verantwortlichen einen Ausbau des Geschäfts auf alle Filialen der Bank. Zudem startete zum Wochenende der Verkauf von Gold im Onlineshop der Bank. Wir rechnen in den kommenden Jahren mit einem stetigen Anstieg der Goldnachfrage in China. Die Globalisierung und das damit verbundene Wirtschaftswachstum wird es vielen Chinesen erlauben, Teile ihres Einkommens in Gold umzuschichten. Dadurch werden die aus unserer Sicht möglichen Nachfragerückgänge in anderen Gebieten der Welt mehr als kompensiert.

Kurz vor dem Beginn des Preisanstiegs der vergangenen Woche verminderte die Investmentbank Merril Lynch & Co. die Kursziele für einige Edelmetalle und die Gewinnprognosen einiger Goldminen für dieses und das kommende Jahr. So sehen die Analysten des Hauses den durchschnittlichen Goldpreis für 2004 nicht mehr bei 435 US$, sondern aktuell bei 410 US$ pro Feinunze. Das Team um Daniel Roling in New York traut dem gelben Metall heuer scheinbar nicht mehr viel Aufwärtspotential zu, liegt doch der durchschnittliche Kurs im ersten Halbjahr dieses Jahres auf eben diesem Niveau.

Die globale Sicherheitslage hat sich auch in den vergangenen Tagen nicht entspannt. Immer wieder erreichen uns Meldungen über Anschläge im Irak im Vorfeld der Machtübergabe an den irakischen Regierungsrat Ende Juni. Im Nahen Osten sorgt die gezielte Liquidierung palästinensischer Terrorverdächtiger für immer mehr Spannung, und es ist nur eine Frage der Zeit, wann militante Gruppen zurückschlagen werden. Im Iran wurden Teile der Besatzung von drei englischen Kriegsschiffen festgenommen, nachdem sie auf iranischen Hoheitsgewässern entdeckt wurden.


Ausblick

Der langfristige Aufwärtstrend des Goldes seit April 2001 ist auch weiterhin voll intakt. Aufgrund der starken Schwankungen bleiben kurzfristig orientierte Prognosen extrem schwierig. Es erreichen uns immer mehr Anrufe besorgter Bürger, die sich über die Entwicklung der sozialen Sicherungssysteme und die unbefriedigenden Antworten der Politik, ernsthafte Gedanken machen. An unserer generellen Aussage, mindestens fünf bis zehn Prozent des liquiden Vermögens in Edelmetallen zu investieren, halten wir unverändert fest.
Am Mittwoch blicken wir gespannt auf die Pressekonferenz der FED in New York. Erläuterungen zur amerikanischen Zinspolitik erwarten wir gegen 20.30 Uhr. Zudem werden in der kommenden Woche eine Reihe wichtiger Konjunkturdaten aus den USA gemeldet. Am Montag beginnt es mit den persönlichen Einkommen und Ausgaben für den Mai, Dienstags folgt das Verbrauchervertrauen (Conference Board), bevor die Woche mit dem Arbeitsmarktbericht und den neu geschaffenen Stellen endet. Sollten einige Zahlen, und insbesondere die Erläuterung der amerikanischen Zinspolitik, von den Erwartungen der Analysten abweichen, ist mit einer massiv ansteigenden Volatilität an den Finanzmärkten zu rechnen.


Charttechnik

Nach einem eindringlichen Studium des Goldcharts über mehrere Zeitperioden ist ein bullischer Ausbruch aus dem fallenden Trendkanal bereits am 18.Juni erkennbar. Die anschließende Korrektur verlief in Form einer Flagge. Der Ausbruch aus dieser Formation erfolgte schließlich am 24. Juni. Derzeit notiert das Gold oberhalb der 200-Tageslinie (396,50 US$), ein wichtiger Indikator für klassische Anhänger von Trendfolgemodellen. Bei rund 399 US$ verläuft die Nackenlinie einer inversen Schulter-Kopf-Schulter-Formation, ebenfalls ein Signal für kurzfristig weiter steigende Kurse. Die wichtigen Indikatoren, MACD und Stochastik, drehen nach oben ab. Die bislang noch schwache Dynamik der jüngsten Aufwärtsbewegung hat sich etwas verbessert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das charttechnische Bild des Goldpreises sowohl kurzfristig als auch langfristig recht positiv zu beurteilen ist. Die nächsten Widerstandslinien verlaufen bei 405 US$ und 415,50 US$ pro Feinunze Gold. Wir raten zu einem Stoppkurs für kurzfristige Trader bei einem Tagesschluss unterhalb von 396 US$.



Silber

               

Das Silber konnte sich im Berichtszeitraum ebenfalls deutlich befestigen. Mittlerweile hat sich das Niveau um 6,20 US$ als wichtiger Widerstandsbereich herausgebildet. Sollte ein Ausbruch über diese Marke gelingen, rechnen wir mit einem weiteren Aufwärtsschub bis auf 6,75 US$. Hier wird das erste Gap (Lücke) auf dem Tageschart geschlossen. Nach wie vor bleiben Silberbarren 1000 Gramm und 5000 Gramm bei unseren Kunden "Erste Wahl". In den letzten zwei Handelstagen der Woche kam es wegen des jüngsten Kursanstieges zu einer Verschnaufpause, was das georderte Volumen angeht. Wir rechnen nach einem erfolgreichen Bruch der Widerstandszone vermehrt mit Kauforders, da einige Investoren auf dem günstigen Niveau der Vorwochen mit einem Engagement gezögert haben. So liegen uns nach wir vor größere Limitorders im Bereich zwischen 5,50 US$ und 5,75 US$ vor.



Platin und Palladium

Die anderen weißen Metalle kamen dagegen nicht so recht in Schwung. Platin pendelte um die Marke von 800 US$ pro Feinunze. Da half selbst die Nachricht der bevorstehenden Entlassung von 1.700 streikenden Minenarbeiter bei dem weltweit zweitgrößten Platinproduzenten, Implats Südafrika, nichts. Laut Angaben der Firmenleitung beeinträchtigt diese Maßnahme die angepeilte Fördermenge nur wenig. So sollen einfach neue Arbeiter eingestellt werden, die den Produktionsrückstand im weiteren Jahresverlauf aufholen müssen. Der russische Edelmetallproduzent Koryakeoldobycha teilte am Freitag mit, man habe in Kamchatka ein bedeutendes Platinvorkommen entdeckt. Sollten die geologischen Gutachten bestätigt werden, handelt es sich wohl um eine der größten Lagerstätten in ganz Russland. Palladium zeigte ebenfalls kaum ein Eigenleben und notierte zwischen 220 US$ und 230 US$ pro Feinunze. Die Nachfrage nach diesem Metall nahm im Vergleich zu den Vorwochen etwas ab, und konzentrierte sich auf Barren in den Gewichtseinheiten 50 Gramm, 100 Gramm und 500 Gramm. Langfristig orientierten Anlegern empfehlen wir, Palladium im Rahmen einer breit gestreuten Kapitalanlage auf aktuellem Niveau zu akkumulieren. Der Anteil im Gesamtportfolio sollte dabei drei Prozent nicht überschreiten.



© Robert Hartmann
pro aurum GmbH & Co. KG, Grillparzerstraße 46, 81675 München


Open in new window






Mit dieser Veröffentlichung wird weder ein Angebot zum Kauf oder Verkauf eines Kapitalanlagemediums unterbreitet. Die von pro aurum in diesen Studien gegebenen Informationen beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, jedoch keiner neutralen Prüfung unterzogen haben. pro aurum übernimmt keine Gewähr und keine Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der hierin enthaltenen Informationen. Die in dieser Analyse vertretenen Meinungen stellen ausschließlich die Auffassung der Research-Abteilung der Firma pro aurum dar und können sich jederzeit ändern. Solche Meinungsänderungen müssen nicht publiziert werden.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"