Gold profitiert von höherer Risikoaversion
10.06.2016 | Eugen Weinberg
Energie
Der Rally am Ölmarkt ging gestern die Puste aus: Mit knapp 52 USD je Barrel handelt Brentöl heute Morgen gut einen Dollar niedriger als gestern. Der leichte Rücksetzer ist dabei eher der allgemein schlechteren Stimmung an den Finanzmärkten geschuldet als der Fundamentalsituation am Ölmarkt. Denn die Lage in Nigeria und in Kanada bleibt angespannt und damit die Versorgung am Ölmarkt knapp. Eine kurzfristig starke Korrektur ist daher eher nicht zu fürchten.
Dennoch sind die heute zur Veröffentlichung anstehenden Bohraktivitäten in den USA nicht zu vernachlässigen. Denn es ist spannend, ob die Schieferölproduzenten angesichts der Ölpreiserholung ihre Bohraktivitäten hochfahren. Schon in der letzten Woche war die Anzahl der Bohrungen erstmals seit Dezember leicht gestiegen. Eine Fortsetzung könnte als Vorbote für eine mittelfristige Belebung der Schieferölproduktion gewertet werden. Nicht zu vergessen ist, dass im letzten Jahr der Anstieg der Bohraktivitäten die Preiskorrektur in der zweiten Jahreshälfte mit eingeleitet hat.
US-Erdgas der Sorte Henry Hub hat sich spürbar verteuert: Mit gut 2,5 USD je MMBtu notiert der nächstfällige Kontrakt fast einen Dollar höher als Anfang März und damit so hoch wie zuletzt im September 2015. Die US-Lagervorräte waren zwar Ende März nach einem milden Winter mehr als 50% höher als üblich zu Beginn der Auffüllphase. Doch nun machen sich die Folgen einer geringen Bohraktivität in einer schwachen Produktion bemerkbar: Die Lager werden spürbar langsamer aufgefüllt. Die Preiserholung ist daher gerechtfertigt.
Edelmetalle
Gold legte gestern in einem von höherer Risikoaversion gekennzeichneten Marktumfeld und trotz eines festeren US-Dollar zu. Das gelbe Edelmetall erreichte dabei vorübergehend ein neues 3-Wochenhoch von über 1.270 USD je Feinunze. Durch den aufwertenden US-Dollar verteuerte sich Gold in Euro gerechnet stärker und stieg ebenfalls auf ein 3-Wochenhoch von gut 1.120 EUR je Feinunze. Schwache Aktienmärkte und weiter fallende Anleiherenditen trugen wohl zum Preisanstieg von Gold bei.
Auch ebben die Zuflüsse in die Gold-ETFs nicht ab. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden gestern um 5,8 Tonnen aufgestockt und registrierten damit den achten Tagesaufbau in Folge. Sie liegen auf dem höchsten Stand seit November 2013. Ob der jüngste Preisanstieg von Gold auch spekulativ getrieben war, wird die CFTC-Statistik zeigen, die heute Abend veröffentlicht wird. Nach einem Abbau der Netto-Long-Positionen um 30% in den letzten beiden Wochen dürften die spekulativen Finanzinvestoren nun wieder verstärkt auf steigende Goldpreise gesetzt haben.
Im Fahrwasser von Gold wird auch Silber mit nach oben gezogen, welches sich zeitweise auf 17,3 USD je Feinunze verteuert. Platin und Palladium profitieren dagegen nicht von der Aufwärtsbewegung von Gold, obwohl in Südafrika eine Platinmine bestreikt wird und die radikale Gewerkschaft AMCU nächste Woche ihre Lohnforderungen für die anstehenden Tarifverhandlungen präsentieren will.
Industriemetalle
Nach dem deutlichen Preisanstieg zuvor legten die Metalle gestern eine Verschnaufpause ein und gaben zum Teil spürbar nach. Der festere US-Dollar dürfte dabei ebenso belastet haben wie die gesunkenen Ölpreise. Zum Wochenausklang zeigen sie sich weitgehend unverändert. Kupfer handelt bei rund 4.500 USD je Tonne, Aluminium kostet 1.580 USD je Tonne und Nickel notiert bei 8.900 USD je Tonne. Das hauptsächlich in der Edelstahlindustrie verwendete Metall überwand gestern erstmals seit 4½ Wochen wieder die Marke von 9.000 USD je Tonne und auch die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie, fiel anschließend aber wieder darunter.
Unseres Erachtens wird Nickel schon bald einen neuen Anlauf unternehmen, diese Marken zu überschreiten. Aus fundamentaler Sicht sollte der Preis dabei auch gut unterstützt sein. Denn es kristallisiert sich mehr und mehr heraus, dass in der "Cerro Matoso"-Nickelmine in Kolumbien ab dem 14. Juni gestreikt wird (siehe hierzu auch unsere TagesInfo Rohstoffe vom 7. Juni).
Laut Angaben der Gewerkschaft hat der Minenbetreiber ein unzureichendes Lohnangebot vorgelegt. Die "Cerro Matoso"-Mine ist die weltweit zweitgrößte Ferronickel-Mine und produziert rund 3.000 Tonnen Nickel pro Monat. Mögliche Angebotsausfälle können unseres Erachtens aber relativ problemlos aufgefangen werden, da die Lagerbestände noch sehr hoch sind, auch wenn sie an der LME zuletzt auf ein 6-Monatstief von knapp 400 Tsd. Tonnen gefallen sind.
Agrarrohstoffe
Die französische Agrarbehörde FranceAgriMer hat ihre Schätzung für die französischen Weichweizenendbestände 2015/16 um 400 Tsd. auf 3,5 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Sie liegen damit aber immer noch 1 Mio. Tonnen höher als vor einem Jahr. Grund für die Abwärtsrevision ist die rege Exporttätigkeit. Die Ausfuhren in Nicht-EU-Länder wurden um 400 Tsd. Tonnen nach oben revidiert, die in die EU um 200 Tsd. Tonnen.
Es bleibt abzuwarten, ob das US-Landwirtschaftsministerium USDA dies in seinen aktuellen Schätzungen für die EU-Weizenbestände berücksichtigt, welche heute Abend veröffentlicht werden. Bislang rechnet das USDA für Ende 2015/16 mit 19 Mio. Tonnen, was einen Anstieg um 5 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Die EU-Weizenexporte sollen bei 32,5 Mio. Tonnen liegen. Der Fokus dürfte aber bereits stärker auf den Projektionen für das neue Erntejahr 2016/17 liegen. Hier könnte es wegen der starken Regenfälle der letzten Wochen in Frankreich zu leichten Abstrichen bei der Ernte und in der Folge auch bei den Lagerendbeständen kommen.
Der Kaffee- und Kakaorat der Elfenbeinküste rechnet im laufenden Erntejahr 2015/16 mit einer ivorischen Kakaoernte von weniger als 1,6 Mio. Tonnen. Das würde einen Rückgang um mehr als 200 Tsd. Tonnen gegenüber dem Vorjahr bedeuten. Verantwortlich dafür ist eine schlechtere Zwischenernte wegen starker Harmattan-Winde und Regenmangel während der ersten vier Monate des Jahres.
Der Rally am Ölmarkt ging gestern die Puste aus: Mit knapp 52 USD je Barrel handelt Brentöl heute Morgen gut einen Dollar niedriger als gestern. Der leichte Rücksetzer ist dabei eher der allgemein schlechteren Stimmung an den Finanzmärkten geschuldet als der Fundamentalsituation am Ölmarkt. Denn die Lage in Nigeria und in Kanada bleibt angespannt und damit die Versorgung am Ölmarkt knapp. Eine kurzfristig starke Korrektur ist daher eher nicht zu fürchten.
Dennoch sind die heute zur Veröffentlichung anstehenden Bohraktivitäten in den USA nicht zu vernachlässigen. Denn es ist spannend, ob die Schieferölproduzenten angesichts der Ölpreiserholung ihre Bohraktivitäten hochfahren. Schon in der letzten Woche war die Anzahl der Bohrungen erstmals seit Dezember leicht gestiegen. Eine Fortsetzung könnte als Vorbote für eine mittelfristige Belebung der Schieferölproduktion gewertet werden. Nicht zu vergessen ist, dass im letzten Jahr der Anstieg der Bohraktivitäten die Preiskorrektur in der zweiten Jahreshälfte mit eingeleitet hat.
US-Erdgas der Sorte Henry Hub hat sich spürbar verteuert: Mit gut 2,5 USD je MMBtu notiert der nächstfällige Kontrakt fast einen Dollar höher als Anfang März und damit so hoch wie zuletzt im September 2015. Die US-Lagervorräte waren zwar Ende März nach einem milden Winter mehr als 50% höher als üblich zu Beginn der Auffüllphase. Doch nun machen sich die Folgen einer geringen Bohraktivität in einer schwachen Produktion bemerkbar: Die Lager werden spürbar langsamer aufgefüllt. Die Preiserholung ist daher gerechtfertigt.
Edelmetalle
Gold legte gestern in einem von höherer Risikoaversion gekennzeichneten Marktumfeld und trotz eines festeren US-Dollar zu. Das gelbe Edelmetall erreichte dabei vorübergehend ein neues 3-Wochenhoch von über 1.270 USD je Feinunze. Durch den aufwertenden US-Dollar verteuerte sich Gold in Euro gerechnet stärker und stieg ebenfalls auf ein 3-Wochenhoch von gut 1.120 EUR je Feinunze. Schwache Aktienmärkte und weiter fallende Anleiherenditen trugen wohl zum Preisanstieg von Gold bei.
Auch ebben die Zuflüsse in die Gold-ETFs nicht ab. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden gestern um 5,8 Tonnen aufgestockt und registrierten damit den achten Tagesaufbau in Folge. Sie liegen auf dem höchsten Stand seit November 2013. Ob der jüngste Preisanstieg von Gold auch spekulativ getrieben war, wird die CFTC-Statistik zeigen, die heute Abend veröffentlicht wird. Nach einem Abbau der Netto-Long-Positionen um 30% in den letzten beiden Wochen dürften die spekulativen Finanzinvestoren nun wieder verstärkt auf steigende Goldpreise gesetzt haben.
Im Fahrwasser von Gold wird auch Silber mit nach oben gezogen, welches sich zeitweise auf 17,3 USD je Feinunze verteuert. Platin und Palladium profitieren dagegen nicht von der Aufwärtsbewegung von Gold, obwohl in Südafrika eine Platinmine bestreikt wird und die radikale Gewerkschaft AMCU nächste Woche ihre Lohnforderungen für die anstehenden Tarifverhandlungen präsentieren will.
Industriemetalle
Nach dem deutlichen Preisanstieg zuvor legten die Metalle gestern eine Verschnaufpause ein und gaben zum Teil spürbar nach. Der festere US-Dollar dürfte dabei ebenso belastet haben wie die gesunkenen Ölpreise. Zum Wochenausklang zeigen sie sich weitgehend unverändert. Kupfer handelt bei rund 4.500 USD je Tonne, Aluminium kostet 1.580 USD je Tonne und Nickel notiert bei 8.900 USD je Tonne. Das hauptsächlich in der Edelstahlindustrie verwendete Metall überwand gestern erstmals seit 4½ Wochen wieder die Marke von 9.000 USD je Tonne und auch die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie, fiel anschließend aber wieder darunter.
Unseres Erachtens wird Nickel schon bald einen neuen Anlauf unternehmen, diese Marken zu überschreiten. Aus fundamentaler Sicht sollte der Preis dabei auch gut unterstützt sein. Denn es kristallisiert sich mehr und mehr heraus, dass in der "Cerro Matoso"-Nickelmine in Kolumbien ab dem 14. Juni gestreikt wird (siehe hierzu auch unsere TagesInfo Rohstoffe vom 7. Juni).
Laut Angaben der Gewerkschaft hat der Minenbetreiber ein unzureichendes Lohnangebot vorgelegt. Die "Cerro Matoso"-Mine ist die weltweit zweitgrößte Ferronickel-Mine und produziert rund 3.000 Tonnen Nickel pro Monat. Mögliche Angebotsausfälle können unseres Erachtens aber relativ problemlos aufgefangen werden, da die Lagerbestände noch sehr hoch sind, auch wenn sie an der LME zuletzt auf ein 6-Monatstief von knapp 400 Tsd. Tonnen gefallen sind.
Agrarrohstoffe
Die französische Agrarbehörde FranceAgriMer hat ihre Schätzung für die französischen Weichweizenendbestände 2015/16 um 400 Tsd. auf 3,5 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Sie liegen damit aber immer noch 1 Mio. Tonnen höher als vor einem Jahr. Grund für die Abwärtsrevision ist die rege Exporttätigkeit. Die Ausfuhren in Nicht-EU-Länder wurden um 400 Tsd. Tonnen nach oben revidiert, die in die EU um 200 Tsd. Tonnen.
Es bleibt abzuwarten, ob das US-Landwirtschaftsministerium USDA dies in seinen aktuellen Schätzungen für die EU-Weizenbestände berücksichtigt, welche heute Abend veröffentlicht werden. Bislang rechnet das USDA für Ende 2015/16 mit 19 Mio. Tonnen, was einen Anstieg um 5 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Die EU-Weizenexporte sollen bei 32,5 Mio. Tonnen liegen. Der Fokus dürfte aber bereits stärker auf den Projektionen für das neue Erntejahr 2016/17 liegen. Hier könnte es wegen der starken Regenfälle der letzten Wochen in Frankreich zu leichten Abstrichen bei der Ernte und in der Folge auch bei den Lagerendbeständen kommen.
Der Kaffee- und Kakaorat der Elfenbeinküste rechnet im laufenden Erntejahr 2015/16 mit einer ivorischen Kakaoernte von weniger als 1,6 Mio. Tonnen. Das würde einen Rückgang um mehr als 200 Tsd. Tonnen gegenüber dem Vorjahr bedeuten. Verantwortlich dafür ist eine schlechtere Zwischenernte wegen starker Harmattan-Winde und Regenmangel während der ersten vier Monate des Jahres.