Stimmungsgetriebener Handel
21.06.2016 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise bleiben stark stimmungsgetrieben. Steigende Zuversicht über einen Verbleib Großbritanniens in der EU hat die Ölpreise in den letzten Tagen deutlich steigen lassen. Brent verteuerte sich im Zuge dessen bis auf 50,7 USD je Barrel, WTI auf 49,4 USD je Barrel. Verglichen mit den Tiefständen am vergangenen Donnerstag bedeutet dies einen Anstieg um mehr als 7%.
Zuvor hatten die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 14. Juni um 12 Tsd. auf 366,4 Tsd. Kontrakte reduziert und damit maßgeblich zum Preisrückgang beigetragen. Mittlerweile dürfte aber bereits wieder zuviel Zuversicht über den Ausgang des Brexit-Referendums herrschen.
Wie schnell die Stimmungslage kippen kann, haben die letzten Tage gezeigt. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Preisverluste heute nachvollziehbar. Zusätzliche Argumente für niedrigere Preise kommen aus Nigeria. Dort haben sich Regierung und Rebellen anscheinend auf einen 30-tägigen Waffenstillstand geeinigt. In dieser Zeit soll Präsident Buhari Pläne für die Weiterentwicklung der ölreichen Region des Landes vorstellen. Damit gibt es zumindest vorübergehend einen Risikofaktor weniger am Ölmarkt.
Die hohen außerplanmäßigen Angebotsausfälle in Nigeria waren ein wesentlicher Grund für die Markteinengung und den Preisanstieg bei Rohöl in den letzten Wochen. Ob damit die Gefahr von weiteren Anschlägen auf Öleinrichtungen in Nigeria dauerhaft gebannt ist und sich das Angebot schnell normalisiert, bleibt allerdings abzuwarten.
Edelmetalle
Gold handelt heute Morgen leicht schwächer bei 1.285 USD je Feinunze. Neue Stimmungsumfragen deuten auf einen Verbleib Großbritanniens in der EU hin. Der daraufhin höhere Risikoappetit der Marktteilnehmer, der sich unter anderem in deutlich gestiegenen Aktienmärkten widerspiegelte, führte dazu, dass Gold auf Schlusskursbasis gestern ein Minus von 0,7% verzeichnete. In Euro gerechnet fiel das Minus mit 1% wegen dem schwächeren US-Dollar etwas größer aus.
Nachdem schon die chinesische Zentralbank im Mai ihre Goldreserven nicht weiter aufgestockt hatte, hat sich auch die russische Zentralbank mit Goldkäufen zurückgehalten. Deren Goldbestände stiegen im letzten Monat lediglich um 100 Tsd. Unzen bzw. 3,1 Tonnen. Möglicherweise haben die zu Monatsbeginn hohen Preise - Gold kostete Anfang Mai zeitweise mehr als 1.300 USD je Feinunze - zur Kaufzurückhaltung beigetragen.
Platin verteuerte sich gestern zwar um 1,6%, handelt aber nach wie vor unter der Marke von 1.000 USD je Feinunze. Palladium legte um 2,8% auf rund 550 USD je Feinunze zu. Wie gestern bekannt wurde, hat in Südafrika die als gemäßigt geltende Gewerkschaft NUM schon Anfang Juni ihre Gehaltsforderungen für die bevorstehenden Lohnverhandlungen gestellt. Demnach verlangt sie von Anglo American Platinum, dem weltweit größten Platinproduzenten, einen Lohnanstieg um 20%. Der neue Tarifvertrag soll zudem zwei Jahre laufen. Die Forderungen der dominanten und als radikal geltenden Gewerkschaft AMCU sind noch nicht bekannt.
Industriemetalle
Nach den teilweise deutlichen Preisanstiegen gestern im Zuge des höheren Risikoappetits der Marktteilnehmer, legen die Metallpreise heute Morgen eine Verschnaufpause ein und geben leicht nach. Kupfer handelt aber noch über der Marke von 4.600 USD je Tonne. Wie die International Copper Study Group (ICSG) gestern Abend berichtete, wies der globale Kupfermarkt im ersten Quartal ein saisonbereinigtes Angebotsdefizit von 43 Tsd. Tonnen auf. Zur gleichen Zeit im Vorjahr bestand noch ein Überschuss von 75 Tsd. Tonnen.
Das weltweite Angebot wurde im Vergleich zum Vorjahr zwar um 5% ausgeweitet, wozu die Primär- und Sekundärproduktion gleichermaßen beitrugen. Auf regionaler Ebene waren dabei China und die USA die Treiber. Die globale Nachfrage stieg aber stärker um 7%, was auf China zurückzuführen ist. Ohne China war die weltweite Nachfrage leicht rückläufig.
Regional gab es hier große Unterschiede - in Europa wurde beispielsweise ein merkliches Nachfrageplus registriert, in den USA gab es dagegen einen Rückgang. Offenbar macht sich das angespanntere Angebots-Nachfrage-Verhältnis jetzt auch so langsam in den harten Daten bemerkbar. Unseres Erachtens wird am globalen Kupfermarkt in diesem Jahr das Angebot nicht die Nachfrage decken können, hauptsächlich wegen der angekündigten umfangreichen Produktionskürzungen. Dies sollte den Kupferpreis mittelfristig gut unterstützen.
Agrarrohstoffe
Nach dem Anstieg am Freitag gaben die Notierungen für Mais gestern fast 4% nach. Die Vorhersage von Regen drängte die Befürchtungen einer Trockenheit im Sommer zurück. Anders als befürchtet blieb der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Maispflanzen in den USA nach der Hitze der letzten Woche laut US-Landwirtschaftsministerium bei 75%. Bei Sojabohnen ging der Anteil um 1 Punkt auf 74% zurück.
Die Prognoseeinheit MARS der EU-Kommission hat gestern ihre Ertragserwartung für Weichweizen um 0,7% reduziert. Nun sieht sie den durchschnittlichen Ertrag bei der Ernte 2016 3,4% unter Vorjahr, aber noch immer um gut 4% über dem 5-Jahresdurchschnitt. Vor allem in Frankreich und (Süd-)Deutschland bestehe die Gefahr, dass feuchtigkeitsbedingt verstärkt auftretende Schädlinge und Pilze auch die Qualität merklich beeinträchtigen.
Aus diesen Gründen und aufgrund hoher Konkurrenz aus Russland reduzierte die Beratungsgesellschaft Strategie Grains ihre Exporterwartungen für die EU 2016/17 - v.a. wegen Frankreich - um 800 Tsd. Tonnen auf 29,9 Mio. Tonnen Weichweizen. Für 2015/16 erhöhte sie dagegen die Exportmenge um 800 Tsd. Tonnen auf 31,2 Mio. Tonnen. Wie die offiziellen Exportdaten zeigen, wurden zwischen Juli 2015 und Mitte Juni 2016 Exportlizenzen über 30,1 Mio. Tonnen Weichweizen ausgestellt. Nach den starken Exporten der letzten Wochen ist der Rückstand der EU-Weizenexporte 2015/16 zu den rekordhohen Ausfuhren der Vorsaison inzwischen fast vollständig aufgeholt.
Die Ölpreise bleiben stark stimmungsgetrieben. Steigende Zuversicht über einen Verbleib Großbritanniens in der EU hat die Ölpreise in den letzten Tagen deutlich steigen lassen. Brent verteuerte sich im Zuge dessen bis auf 50,7 USD je Barrel, WTI auf 49,4 USD je Barrel. Verglichen mit den Tiefständen am vergangenen Donnerstag bedeutet dies einen Anstieg um mehr als 7%.
Zuvor hatten die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 14. Juni um 12 Tsd. auf 366,4 Tsd. Kontrakte reduziert und damit maßgeblich zum Preisrückgang beigetragen. Mittlerweile dürfte aber bereits wieder zuviel Zuversicht über den Ausgang des Brexit-Referendums herrschen.
Wie schnell die Stimmungslage kippen kann, haben die letzten Tage gezeigt. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Preisverluste heute nachvollziehbar. Zusätzliche Argumente für niedrigere Preise kommen aus Nigeria. Dort haben sich Regierung und Rebellen anscheinend auf einen 30-tägigen Waffenstillstand geeinigt. In dieser Zeit soll Präsident Buhari Pläne für die Weiterentwicklung der ölreichen Region des Landes vorstellen. Damit gibt es zumindest vorübergehend einen Risikofaktor weniger am Ölmarkt.
Die hohen außerplanmäßigen Angebotsausfälle in Nigeria waren ein wesentlicher Grund für die Markteinengung und den Preisanstieg bei Rohöl in den letzten Wochen. Ob damit die Gefahr von weiteren Anschlägen auf Öleinrichtungen in Nigeria dauerhaft gebannt ist und sich das Angebot schnell normalisiert, bleibt allerdings abzuwarten.
Edelmetalle
Gold handelt heute Morgen leicht schwächer bei 1.285 USD je Feinunze. Neue Stimmungsumfragen deuten auf einen Verbleib Großbritanniens in der EU hin. Der daraufhin höhere Risikoappetit der Marktteilnehmer, der sich unter anderem in deutlich gestiegenen Aktienmärkten widerspiegelte, führte dazu, dass Gold auf Schlusskursbasis gestern ein Minus von 0,7% verzeichnete. In Euro gerechnet fiel das Minus mit 1% wegen dem schwächeren US-Dollar etwas größer aus.
Nachdem schon die chinesische Zentralbank im Mai ihre Goldreserven nicht weiter aufgestockt hatte, hat sich auch die russische Zentralbank mit Goldkäufen zurückgehalten. Deren Goldbestände stiegen im letzten Monat lediglich um 100 Tsd. Unzen bzw. 3,1 Tonnen. Möglicherweise haben die zu Monatsbeginn hohen Preise - Gold kostete Anfang Mai zeitweise mehr als 1.300 USD je Feinunze - zur Kaufzurückhaltung beigetragen.
Platin verteuerte sich gestern zwar um 1,6%, handelt aber nach wie vor unter der Marke von 1.000 USD je Feinunze. Palladium legte um 2,8% auf rund 550 USD je Feinunze zu. Wie gestern bekannt wurde, hat in Südafrika die als gemäßigt geltende Gewerkschaft NUM schon Anfang Juni ihre Gehaltsforderungen für die bevorstehenden Lohnverhandlungen gestellt. Demnach verlangt sie von Anglo American Platinum, dem weltweit größten Platinproduzenten, einen Lohnanstieg um 20%. Der neue Tarifvertrag soll zudem zwei Jahre laufen. Die Forderungen der dominanten und als radikal geltenden Gewerkschaft AMCU sind noch nicht bekannt.
Industriemetalle
Nach den teilweise deutlichen Preisanstiegen gestern im Zuge des höheren Risikoappetits der Marktteilnehmer, legen die Metallpreise heute Morgen eine Verschnaufpause ein und geben leicht nach. Kupfer handelt aber noch über der Marke von 4.600 USD je Tonne. Wie die International Copper Study Group (ICSG) gestern Abend berichtete, wies der globale Kupfermarkt im ersten Quartal ein saisonbereinigtes Angebotsdefizit von 43 Tsd. Tonnen auf. Zur gleichen Zeit im Vorjahr bestand noch ein Überschuss von 75 Tsd. Tonnen.
Das weltweite Angebot wurde im Vergleich zum Vorjahr zwar um 5% ausgeweitet, wozu die Primär- und Sekundärproduktion gleichermaßen beitrugen. Auf regionaler Ebene waren dabei China und die USA die Treiber. Die globale Nachfrage stieg aber stärker um 7%, was auf China zurückzuführen ist. Ohne China war die weltweite Nachfrage leicht rückläufig.
Regional gab es hier große Unterschiede - in Europa wurde beispielsweise ein merkliches Nachfrageplus registriert, in den USA gab es dagegen einen Rückgang. Offenbar macht sich das angespanntere Angebots-Nachfrage-Verhältnis jetzt auch so langsam in den harten Daten bemerkbar. Unseres Erachtens wird am globalen Kupfermarkt in diesem Jahr das Angebot nicht die Nachfrage decken können, hauptsächlich wegen der angekündigten umfangreichen Produktionskürzungen. Dies sollte den Kupferpreis mittelfristig gut unterstützen.
Agrarrohstoffe
Nach dem Anstieg am Freitag gaben die Notierungen für Mais gestern fast 4% nach. Die Vorhersage von Regen drängte die Befürchtungen einer Trockenheit im Sommer zurück. Anders als befürchtet blieb der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Maispflanzen in den USA nach der Hitze der letzten Woche laut US-Landwirtschaftsministerium bei 75%. Bei Sojabohnen ging der Anteil um 1 Punkt auf 74% zurück.
Die Prognoseeinheit MARS der EU-Kommission hat gestern ihre Ertragserwartung für Weichweizen um 0,7% reduziert. Nun sieht sie den durchschnittlichen Ertrag bei der Ernte 2016 3,4% unter Vorjahr, aber noch immer um gut 4% über dem 5-Jahresdurchschnitt. Vor allem in Frankreich und (Süd-)Deutschland bestehe die Gefahr, dass feuchtigkeitsbedingt verstärkt auftretende Schädlinge und Pilze auch die Qualität merklich beeinträchtigen.
Aus diesen Gründen und aufgrund hoher Konkurrenz aus Russland reduzierte die Beratungsgesellschaft Strategie Grains ihre Exporterwartungen für die EU 2016/17 - v.a. wegen Frankreich - um 800 Tsd. Tonnen auf 29,9 Mio. Tonnen Weichweizen. Für 2015/16 erhöhte sie dagegen die Exportmenge um 800 Tsd. Tonnen auf 31,2 Mio. Tonnen. Wie die offiziellen Exportdaten zeigen, wurden zwischen Juli 2015 und Mitte Juni 2016 Exportlizenzen über 30,1 Mio. Tonnen Weichweizen ausgestellt. Nach den starken Exporten der letzten Wochen ist der Rückstand der EU-Weizenexporte 2015/16 zu den rekordhohen Ausfuhren der Vorsaison inzwischen fast vollständig aufgeholt.