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"Brexit" schüttelt Märkte durch

24.06.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise reagierten mit heftigen Abschlägen auf die Nachricht, dass sich die Wähler in Großbritannien mehrheitlich für einen Austritt aus der EU entschieden haben. Brent fiel um bis zu 7% auf 47,5 USD je Barrel, WTI ebenso stark auf 46,7 USD je Barrel.

Seither haben sich die Preise wieder etwas erholt. Die deutlich gestiegene Risikoaversion dürfte aber ein baldiges Wiedererreichen der Marke von 50 USD je Barrel schwierig machen. Zumal nach wie vor viele spekulative Finanzanleger auf Long-Positionen sitzen und wegen der Unsicherheit eher geneigt sein dürften, sich von diesen zu trennen als weitere aufzubauen. Da sich der Ölmarkt deutlich angespannt hat, sind dauerhaft niedrigere Preise fundamental allerdings kaum zu rechtfertigen.

Das Votum der Briten lässt auch den CO2-Preis um mehr als 10% unter die Marke von 5 Euro je Tonne abstürzen. Dabei ist keinesfalls sicher, dass der Abschied von der EU ein Ausstieg Großbritanniens aus dem EU-ETS bedeutet. Schließlich machen mit Island, Norwegen und Liechtenstein auch drei Nicht-EU-Länder mit.

Das Interesse an einem Ausstieg dürfte auch begrenzt sein. Denn in Großbritannien, das für knapp 10% der Emissionen steht, wird der Ausstoß von CO2 in der Stromerzeugung verglichen mit dem Preis im Emissionshandel deutlich höher besteuert. Dennoch bleibt Preisbelastendes: Schließlich werden die Briten als Motor im Reformprozess fehlen.


Edelmetalle

Gold wird seiner Rolle als sicherer Hafen gerecht, nachdem die Briten entgegen den letzten Umfragen und den Quoten der Buchmacher für einen Austritt aus der EU gestimmt haben. Der Goldpreis steigt heute zwischenzeitlich um 8% bzw. 102 USD auf rund 1.360 USD je Feinunze. Das ist der stärkste prozentuale Tagesanstieg seit der Finanzkrise im Herbst 2008 und der höchste Stand seit 2¼ Jahren. Einzig der feste US-Dollar, der gegenüber dem Euro um knapp 5% aufwertet, verhindert wohl einen noch stärkeren Anstieg des Goldpreises.

Gold in Euro gerechnet verteuert sich aufgrund der US-Dollar-Bewegung noch wesentlich stärker - es legt in der Spitze um 13% bzw. 141 EUR auf 1.245 EUR je Feinunze zu, was dem höchsten Niveau seit April 2013 entspricht.

Die bemerkenswerteste Bewegung findet aber bei Gold in Britischen Pfund gerechnet statt. Da das Britische Pfund auf den tiefsten Stand seit über 30 Jahren fällt, springt Gold in der Spitze um fast 19% auf 1.000 GBP je Feinunze und erreicht damit ebenfalls den höchsten Wert seit über drei Jahren. Auch die heftigen Verluste an den Aktienmärkten und der Rückgang der 10-Jahresrendite im Zuge der "Brexit"-Entscheidung sprechen für einen höheren Goldpreis.

Auch wenn sich die Lage nach der ersten Reaktion sukzessive beruhigen dürfte, wird das Thema "Brexit" die Märkte wohl noch lange beschäftigen. Denn schon jetzt wird die Frage gestellt, in welchem EU-Land als nächstes ein Austritts-Referendum abgehalten wird. Die EU-Gegner haben jedenfalls nach dem heutigen Ergebnis in Großbritannien erstmal Oberwasser. Die Unsicherheit, wie es vor allem auf der politischen Bühne weitergeht, sollte Gold unseres Erachtens in den nächsten Monaten gut unterstützen.

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Industriemetalle

Die Reaktion an den Metallmärkten auf den Austritt Großbritanniens aus der EU fällt heute Morgen unseres Erachtens relativ verhalten aus. Nickel als größter Verlierer gibt "nur" 4,5% nach. Mittlerweile holen die Metallpreise ihre Verluste teilweise wieder auf. Unterstützt werden sie offenbar von relativ stabilen chinesischen Aktienmärkten, welche im Gegensatz zu den meisten anderen asiatischen Aktienmärkten heute kaum nachgeben.

Nachdem sich die Märkte beruhigt haben, werden sich die Marktteilnehmer wohl schnell wieder auf die Fundamentaldaten konzentrieren. Und die deuten unseres Erachtens bei den meisten Metallen auf höhere Preise im weiteren Jahresverlauf hin.

Sambia, hinter der Demokratischen Republik Kongo der zweitgrößte afrikanische Kupferproduzent, erwartet in diesem Jahr eine Kupferproduktion von rund 750 Tsd. Tonnen. Dies wären etwa 5% mehr als im letzten Jahr. Laut Angaben des Bergbauministers könnte die Produktion im nächsten Jahr sogar auf 1,5 Mio. Tonnen verdoppelt werden. Dafür müsste laut Aussagen des Bergbauministers allerdings sichergestellt werden, dass die Stromversorgung stabiler ist, damit die Minen ihre Produktion ausweiten können.

Sambia hatte bis zum Jahr 2010 seine Kupferproduktion deutlich erhöht, seitdem ist diese jedoch erst gesunken und hat zuletzt stagniert. Vor einigen Monaten hatte Glencore, einer der weltweit größten Rohstoffhändler und -produzenten, angekündigt, seine Produktion in Sambia wegen der niedrigen Kupferpreise vorübergehend einzustellen.


Agrarrohstoffe

Auch die Agrarpreise reagieren mit Verlusten auf die "Brexit"-Entscheidung der Briten. Wichtigster Grund hierfür dürfte der deutlich festere US-Dollar sein, welcher die Wettbewerbsfähigkeit für US-Ware verschlechtert. Mais fällt um weitere 2% auf ein 6-Wochentief von 376 US-Cents je Scheffel. Damit belaufen sich die Verluste seit Wochenbeginn auf 13%, was dem stärksten Wochenverlust seit drei Jahren entsprechen würde.

Ähnlich stark geben auch Sojabohnen nach. Hier belaufen sich die Wochenverluste auf 6%. Der Preis erreichte mit 1.077 US-Cents je Scheffel ein 3-Wochentief. Weizen verbilligt sich ebenfalls um 2% auf 453 US-Cents je Scheffel. Damit nähert sich der Weizenpreis wieder dem 5½-Jahrestief von Anfang Februar. Zucker verbilligt sich um knapp 2% und notiert damit wieder unterhalb von 19 US-Cents je Pfund.

Unterschiedliche Nachrichten kommen aus Südamerika. Der brasilianische Bundesstaat Parana hat seine Schätzung für die Maisernte um 700 Tsd. Tonnen nach unten revidiert. Die Zuckerrohrernte soll um 800 Tsd. Tonnen niedriger ausfallen. Grund hierfür ist der Frosteinbruch Anfang des Monats.

Parana ist der zweitgrößte Mais- und der fünftgrößte Zuckerrohrproduzent Brasiliens. Dagegen sind die Ernteausfälle in Argentinien nach den Überflutungen im April offensichtlich weniger stark als zunächst befürchtet. Die Sojabohnenernte soll laut Agrarministerium 1,4 Mio. Tonnen höher ausfallen als bislang erwartet.




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