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Brexit-Thema tritt allmählich in den Hintergrund

29.06.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brexit-Schock scheint am Ölmarkt allmählich verdaut. Gestern stiegen die Ölpreise um 3% und legen heute im frühen Handel weiter zu. Brent handelt bei 49 USD je Barrel. Vom Tief am Montag hat sich Brent somit um gut 2 USD verteuert. Der Fokus richtet sich wieder stärker auf die Fundamentaldaten. Diese deuten auf ein knapperes Ölangebot hin.

Laut API sind die US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche um 3,9 Mio. Barrel gefallen, nachdem sie in der Woche zuvor bereits um gut 5 Mio. Barrel zurückgegangen waren. Die Markterwartung lag nur bei einem Abbau von 2,2 Mio. Barrel. Das US-Energieministerium DOE veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag.

In der letzten Berichtswoche kam es zu einem kräftigen Anstieg der Importe auf das höchste Niveau seit 3½ Jahren. Hier ist mit einer Gegenbewegung zu rechnen, was per se für einen stärkeren Lagerabbau spricht. Denn die Rohölverarbeitung dürfte auf einem hohen Niveau verharren, laut API ist sie sogar weiter gestiegen. Die Rohölproduktion dürfte dagegen weiter zurückgegangen sein. Von daher wäre es nicht überraschend, wenn auch die heutigen DOE-Daten einen stärkeren Rückgang der Rohölvorräte zeigen.

Die weiterhin bestehende hohe Unsicherheit über den bevorstehenden EU-Austritt Großbritanniens dürfte einem stärkeren Preisanstieg allerdings entgegenstehen, so dass ein schnelles und vor allem dauerhaftes Überwinden der Marke von 50 USD je Barrel unwahrscheinlich ist. Dagegen spricht auch der nach dem Brexit-Referendum relativ feste US-Dollar.


Edelmetalle

Gold erholt sich heute Morgen etwas von seinen gestrigen Verlusten - der Goldpreis gab in USD bzw. EUR gerechnet um 1% bzw. 1,3% nach - und steigt auf rund 1.320 USD je Feinunze und gut 1.190 EUR je Feinunze.

Der gestrige Rücksetzer wurde seitens der ETF-Investoren einmal mehr zu Käufen genutzt. Mit 5,6 Tonnen verzeichneten die Gold-ETFs den vierten Tageszufluss in Folge. Seit Monatsbeginn wurden deren Bestände um gut 97 Tonnen aufgestockt. Nach Februar wird der Juni damit der Monat mit den zweitstärksten Zuflüssen bislang in diesem Jahr.

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Silber steigt heute Morgen wieder über die Marke von 18 USD je Feinunze. Damit rückt auch das 17-Monatshoch von letztem Freitag bei 18,32 USD je Feinunze wieder in Reichweite. Seit gestern entwickelt sich Silber besser als Gold, während es in den Tagen rund um das Brexit-Referendum genau anders herum war. Das Gold/Silber-Verhältnis ist mittlerweile wieder auf gut 72 zurückgegangen.

Platin profitiert weder vom Preisanstieg der anderen Edelmetalle noch von den sich verteuernden Industriemetallen. Trotz einer anhaltend starken weltweiten Autokonjunktur kostet Platin nach wie vor weniger als 1.000 USD je Feinunze. Preisanstiegen stehen offenbar die ETF-Abflüsse entgegen.

Die Bestände der Platin-ETFs wurden in den letzten vier Handelstagen um 73 Tsd. Unzen reduziert. Die Abflüsse fanden fast ausschließlich im südafrikanischen Platin-ETF von Absa Capital statt. Die Palladium-ETFs zeigten sich zuletzt dagegen stabil. Der Palladiumpreis steigt heute Morgen auf 575 USD je Feinunze und überwindet zumindest vorübergehend die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie.


Industriemetalle

An den Metallmärkten scheint das Thema Brexit zunehmend in den Hintergrund zu treten. Im Zuge steigender Aktienmärkte und höherer Anleiherenditen legen auch die Metallpreise zu. Angeführt von Zink und Nickel, die sich jeweils um 4% verteuerten, stieg der LME-Industriemetallindex gestern auf den höchsten Stand seit Anfang Mai.

Nickel und Kupfer legen heute Morgen zeitweise auf 8-Wochenhochs von gut 9.400 USD je Tonne bzw. über 4.800 USD je Tonne zu. Die LME-Daten zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer bestätigen die jüngsten CFTC-Daten. Nachdem sich die spekulativen Finanzinvestoren an der LME in London in der ersten Monatshälfte bei Kupfer klar zurückgezogen hatten, wurden in der letzten Woche im großen Stil wieder Netto-Long-Positionen aufgebaut.

Die spekulativen Finanzanleger haben damit wohl zum jüngsten Preisanstieg von Kupfer beigetragen. Auch bei Nickel setzte diese Anlegergruppe zuletzt wieder verstärkt auf steigende Preise.

Wie der Vorsitzende der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) schon am Wochenende verkündete, plant China in diesem Jahr die Schließung von 45 Mio. Tonnen Produktionskapazitäten in der Stahlindustrie und die Umsiedlung von 180.000 Stahlarbeitern. Im Februar hatte die NDRC angekündigt, in den nächsten drei bis fünf Jahren 100-150 Mio. Tonnen Produktionskapazitäten stillzulegen. Dies ist unseres Erachtens jedoch nicht ausreichend, um den Markt wieder ins Gleichgewicht zu bringen - weder in China, noch weltweit.


Agrarrohstoffe

Die zu erwartende größere Sojabohnenfläche in den USA dürfte auch für Baumwolle eine geringere Fläche bedeuten. Zusätzlich hatte nasse Witterung in einigen Gebieten zu Aussaatverzögerungen geführt. Laut einer Bloomberg-Umfrage dürfte sich die Einbußen gegenüber den Planungen aber nur auf 1% belaufen. Gegenüber dem Vorjahr würde die US-Baumwollfläche dann noch immer um 10,6% steigen.

Die größte brasilianische Kaffee-Kooperative, Cooxupe, hatte nach den heftigen Regenfällen und dem lokalen Frost Anfang Juni recht schnell beruhigende Worte gefunden. Gestern aber erschreckte sie mit der Einschätzung, dass aus Brasiliens laufender Ernte fast 30% weniger Arabica-Kaffee als erwartet in den Premiumbereich fällt. Der Starkregen habe über ein Fünftel der erntereifen Bohnen von den Bäumen gerissen. Diese können zwar ebenfalls verwendet werden, weisen aber eine schlechtere Qualität auf.

Da weitgehend der Premiumbereich für den Export vorgesehen ist und dessen Anforderungen entspricht, dürfte dem Weltmarkt nun weniger hochwertige Ware zur Verfügung stehen. Das dürfte dessen Preis weiter steigen lassen. An der Börse in New York, wo hochwertiger Arabica-Kaffee aus Brasilien erst seit wenigen Jahren anlieferungsfähig ist, stieg der Preis gestern um 3,3% auf 140,6 US-Cents je Pfund. Unterstützt wurde der Preisanstieg zusätzlich durch die fortgesetzte Aufwertung des Brasilianischen Real, der gestern gegenüber dem US-Dollar ein 11-Monatshoch markierte.



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