Edelmetalle - Italien entwickelt sich zum neuen Sorgenkind Europas
04.07.2016 | Thorsten Proettel
Gold bleibt auf erhöhtem Niveau
Dem zügigen Anstieg des Goldpreises nach dem Brexit-Schock folgten in den vergangenen Tagen zunächst leicht rückläufige Notierungen. Ein Grund hierfür dürften Gewinnmitnahmen von kurzfristig orientierten Marktteilnehmern gewesen sein. Das Edelmetall hielt sich dennoch oberhalb der Marke von 1.300 USD. Zuletzt verhalf die Aussicht auf eine Zinssenkung der Bank of England aber zum Sprung über die Marke von 1.330 USD. Umgerechnet in die europäische Gemeinschaftswährung bewegt sich die Börsennotierung bei rund 1.200 Euro, was dem höchsten Stand seit 2013 entspricht (siehe Grafik).
Krisen neben dem Brexit beachten!
Die politischen Nachbeben des Brexit-Referendums dürften zwar noch längere Zeit anhalten und die Aufmerksamkeit der Medien auf sich ziehen. Trotzdem lohnt es sich, zwischendurch den Blick von Großbritannien abzuwenden. Diverse Entwicklungen in anderen europäischen Staaten haben ebenfalls das Potenzial, den Goldpreis zukünftig zu verteuern. Insbesondere das Euro-Mitgliedsland Italien entwickelt sich unbeachtet von den meisten Marktteilnehmern zu einem neuen Sorgenkind.
360 Mrd. Euro faule Kredite
Gemäß Angaben der Italienischen Notenbank betrug das Volumen der ausfallgefährdeten Kredite in den Büchern italienischer Geschäftsbanken, Volksbanken und Sparkassen Ende 2015 rund 200 Mrd. Euro. Hierzu sind Kredite über weitere 160 Mrd. Euro zu addieren, die als notleidend gelten, da beispielsweise die Schuldner ihre Zinszahlungen nicht mehr pünktlich leisten (siehe Grafik). In der Summe lasten damit Problemkredite im Umfang von etwa 360 Mrd. Euro auf der Finanzbranche des Mittelmeerstaates, was mehr als ein Fünftel des gesamten Darlehensbestandes entspricht.
Bei diesen Zahlen ist einzuschränken, dass in jedem Staat unterschiedliche Definitionen gelten, ab wann ein Kredit als notleidend einzustufen ist. Für internationale Vergleiche eignen sich deshalb die Zahlen aus der Transparency Excercise der Europäischen Bankenaufsicht von Juni 2015 etwas besser. Demnach beträgt der Anteil des leistungsgestörten Kreditvolumens in Italien aber immerhin noch 17%. In Spanien, wo das Platzen der Hauspreisblase tiefe Löcher in den Bankbilanzen hinterließ, beträgt der Anteil nur 7%, in Frankreich 4% und in Deutschland 3%.
BIP knapp über dem Stand des Jahres 1999
Der Berg der faulen Kredite wurde in Italien vor allem deshalb zu einem Problem, da dem rezessionsbedingten Anstieg in der Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2008 kein Rückgang in späteren Jahren folgte. Italiens Wirtschaft fiel nämlich ab 2011 erneut in die Rezession zurück, aus der sie sich erst im letzten Jahr mit einem geringfügigen Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 0,8% befreite. Die missliche Lage wird insbesondere durch den Vergleich der Entwicklung der Wirtschaftsleistung Italiens mit anderen Staaten sichtbar (siehe dritte Grafik).
Während Großbritannien und Deutschland die Krise 2008/09 zügig hinter sich ließen, hat die italienische Wirtschaft heute noch nicht einmal das Vorkrisenniveau erreicht. Nach den Angaben des Internationalen Währungsfonds bewegte sie sich 2015 nur knapp über dem Stand des Jahres 1999.
Italienische Bankaktien im Sinkflug
Das extrem niedrige Zinsniveau in Europa führt derzeit zu einem Rückgang der zu leistenden Kreditraten. Das Problem der faulen Kredite schwelt deshalb nur im Hintergrund. Doch da die Wirtschaft nicht in Fahrt kommt und zu einer Verbesserung der Zahlungsfähigkeit der Schuldner beiträgt, müssen die leistungsgestörten Kredite irgendwann abgeschrieben werden. Dies ist jedoch in der Praxis kaum umsetzbar, da die Eigenkapitalpuffer der italienischen Banken nicht ausreichen und eine Bankenkrise ähnlich wie nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers 2008 die Folge wäre.
Die theoretisch denkbare Erhöhung des Eigenkapitals durch die Ausgabe neuer Aktien dürfte sich kaum verwirklichen lassen. Die Kurse der Bankaktien an der Mailänder Börse befinden sich seit Jahresanfang im Sinkflug (siehe fünfte Grafik). Und manche Titel wie die Aktie von Banca Popolare di Milano sind nur noch Pennystocks, für die sich kaum ein Anlegerherz erwärmen würde.
Dem zügigen Anstieg des Goldpreises nach dem Brexit-Schock folgten in den vergangenen Tagen zunächst leicht rückläufige Notierungen. Ein Grund hierfür dürften Gewinnmitnahmen von kurzfristig orientierten Marktteilnehmern gewesen sein. Das Edelmetall hielt sich dennoch oberhalb der Marke von 1.300 USD. Zuletzt verhalf die Aussicht auf eine Zinssenkung der Bank of England aber zum Sprung über die Marke von 1.330 USD. Umgerechnet in die europäische Gemeinschaftswährung bewegt sich die Börsennotierung bei rund 1.200 Euro, was dem höchsten Stand seit 2013 entspricht (siehe Grafik).
Krisen neben dem Brexit beachten!
Die politischen Nachbeben des Brexit-Referendums dürften zwar noch längere Zeit anhalten und die Aufmerksamkeit der Medien auf sich ziehen. Trotzdem lohnt es sich, zwischendurch den Blick von Großbritannien abzuwenden. Diverse Entwicklungen in anderen europäischen Staaten haben ebenfalls das Potenzial, den Goldpreis zukünftig zu verteuern. Insbesondere das Euro-Mitgliedsland Italien entwickelt sich unbeachtet von den meisten Marktteilnehmern zu einem neuen Sorgenkind.
360 Mrd. Euro faule Kredite
Gemäß Angaben der Italienischen Notenbank betrug das Volumen der ausfallgefährdeten Kredite in den Büchern italienischer Geschäftsbanken, Volksbanken und Sparkassen Ende 2015 rund 200 Mrd. Euro. Hierzu sind Kredite über weitere 160 Mrd. Euro zu addieren, die als notleidend gelten, da beispielsweise die Schuldner ihre Zinszahlungen nicht mehr pünktlich leisten (siehe Grafik). In der Summe lasten damit Problemkredite im Umfang von etwa 360 Mrd. Euro auf der Finanzbranche des Mittelmeerstaates, was mehr als ein Fünftel des gesamten Darlehensbestandes entspricht.
Bei diesen Zahlen ist einzuschränken, dass in jedem Staat unterschiedliche Definitionen gelten, ab wann ein Kredit als notleidend einzustufen ist. Für internationale Vergleiche eignen sich deshalb die Zahlen aus der Transparency Excercise der Europäischen Bankenaufsicht von Juni 2015 etwas besser. Demnach beträgt der Anteil des leistungsgestörten Kreditvolumens in Italien aber immerhin noch 17%. In Spanien, wo das Platzen der Hauspreisblase tiefe Löcher in den Bankbilanzen hinterließ, beträgt der Anteil nur 7%, in Frankreich 4% und in Deutschland 3%.
BIP knapp über dem Stand des Jahres 1999
Der Berg der faulen Kredite wurde in Italien vor allem deshalb zu einem Problem, da dem rezessionsbedingten Anstieg in der Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2008 kein Rückgang in späteren Jahren folgte. Italiens Wirtschaft fiel nämlich ab 2011 erneut in die Rezession zurück, aus der sie sich erst im letzten Jahr mit einem geringfügigen Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 0,8% befreite. Die missliche Lage wird insbesondere durch den Vergleich der Entwicklung der Wirtschaftsleistung Italiens mit anderen Staaten sichtbar (siehe dritte Grafik).
Während Großbritannien und Deutschland die Krise 2008/09 zügig hinter sich ließen, hat die italienische Wirtschaft heute noch nicht einmal das Vorkrisenniveau erreicht. Nach den Angaben des Internationalen Währungsfonds bewegte sie sich 2015 nur knapp über dem Stand des Jahres 1999.
Italienische Bankaktien im Sinkflug
Das extrem niedrige Zinsniveau in Europa führt derzeit zu einem Rückgang der zu leistenden Kreditraten. Das Problem der faulen Kredite schwelt deshalb nur im Hintergrund. Doch da die Wirtschaft nicht in Fahrt kommt und zu einer Verbesserung der Zahlungsfähigkeit der Schuldner beiträgt, müssen die leistungsgestörten Kredite irgendwann abgeschrieben werden. Dies ist jedoch in der Praxis kaum umsetzbar, da die Eigenkapitalpuffer der italienischen Banken nicht ausreichen und eine Bankenkrise ähnlich wie nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers 2008 die Folge wäre.
Die theoretisch denkbare Erhöhung des Eigenkapitals durch die Ausgabe neuer Aktien dürfte sich kaum verwirklichen lassen. Die Kurse der Bankaktien an der Mailänder Börse befinden sich seit Jahresanfang im Sinkflug (siehe fünfte Grafik). Und manche Titel wie die Aktie von Banca Popolare di Milano sind nur noch Pennystocks, für die sich kaum ein Anlegerherz erwärmen würde.