Breitangelegte Preiskorrektur
05.07.2016 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise stehen seit gestern Abend unter Druck. Brent ist wieder unter die Marke von 50 USD je Barrel gerutscht. WTI handelt bei 48 USD je Barrel ebenfalls deutlich tiefer als gestern. Offensichtlich ziehen sich spekulative Finanzanleger aus dem Ölmarkt zurück. Bereits in der Woche zum 28. Juni kam es sowohl bei Brent als auch bei WTI zu einem deutlichen Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen. Bei Brent fielen diese um gut 20 Tsd. Kontrakte, bei WTI belief sich der Rückgang sogar auf mehr als 28 Tsd. Kontrakte.
Auslöser für den Positionsabbau dürfte das Brexit-Referendum gewesen sein, welches in die Berichtswoche fiel. Der Rückgang der Ölpreise nach der Abstimmung dürfte somit auf spekulative Verkäufe zurückzuführen sein. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent liegen mit 335 Tsd. Kontrakten nur 18% unter dem Rekordniveau von Ende April. Bei WTI ist die Korrektur dagegen schon weiter fortgeschritten. Hier liegen die Netto-Long-Positionen gut 30% unter dem Niveau von Ende April.
Ebenfalls für Abgabedruck sorgt ein Überangebot von Benzin. Trotz einer rekordhohen Benzinnachfrage sind die Benzinlager in den USA reichlich gefüllt. An der US-Ostküste liegen sie sogar auf einem Rekordniveau. Mehrere mit Benzin beladene Tankschiffe konnten im Hafen von New York nicht entladen werden und mussten stattdessen entweder vor Anker gehen oder zur US-Golfküste weiterfahren.
Die Verarbeitungsmarge für Benzin ist aktuell gleich hoch wie die von Diesel, was für den Sommer ungewöhnlich ist. Infolgedessen könnten die Raffinerien weniger Rohöl verarbeiten, was zu einem Anstieg der Rohölvorräte führen würde.
Edelmetalle
Bei den Edelmetallen ist heute Morgen eine deutliche Korrekturbewegung zu beobachten. Gold fällt auf rund 1.340 USD je Feinunze, nachdem es gestern in der Spitze noch fast 20 USD teurer war. Wesentlich stärker fällt die Reaktion bei Silber aus: Es handelt am Morgen fast 2% schwächer wieder unter der Marke von 20 USD je Feinunze, nachdem es gestern bei über 21 USD ein 2-Jahreshoch markiert hatte.
Seit Beginn der letzten Woche hatte sich Silber in der Spitze um fast 19% verteuert, ohne dass es jedoch neue Nachrichten gab, die diesen Preisanstieg hätten rechtfertigen können. Offenbar haben die spekulativen Finanzinvestoren stark zum Preisanstieg beigetragen - darauf deuten zumindest die jüngsten CFTC-Daten hin, die einen weiteren Ausbau der ohnehin schon rekordhohen Netto-Long-Positionen anzeigten. Von dieser Seite her besteht unseres Erachtens mittlerweile aber hohes Korrekturpotenzial. Sollte die "heiße Luft" entweichen, könnte der Silberpreis stärker unter Druck kommen.
Deutliche Verluste verzeichnen auch Platin und Palladium. Platin verliert rund 1,5% auf 1.050 USD je Feinunze, Palladium verbilligt sich um knapp 3% unter 600 USD je Feinunze. Wie am Freitagabend von der Ward’s Automotive Group veröffentlicht wurde, ist die saisonbereinigte annualisierte Verkaufsrate in den USA im Juni auf 16,61 Mio. Fahrzeuge gefallen. Dies ist ein Minus von 2% gegenüber dem Vorjahr und entspricht einem 3-Monatstief.
Industriemetalle
Nach den teilweise starken Preisanstiegen zuvor kommt es heute Morgen zu Gewinnmitnahmen. Belastet werden die Metallpreise außerdem durch schwächere asiatische Aktienmärkte und einen etwas festeren US-Dollar. Nickel verbilligt sich im Zuge dessen um über 3% und fällt wieder klar unter die Marke von 10.000 USD je Tonne. Gestern erreichte das hauptsächlich in der Edelstahlindustrie verwendete Metall in der Spitze noch ein 8-Monatshoch von 10.400 USD.
Nun sind Zweifel aufgekommen, ob die Minen auf den Philippinen, die nicht die vorgegebenen Umweltstandards erfüllen, wirklich schon kurzfristig geschlossen werden können. Die Untersuchung der Minen im Lande soll zwar laut Angaben der Umweltministerin in drei bis vier Wochen abgeschlossen sein, der Stilllegungsprozess könnte sich aber länger hinziehen (siehe zu diesem Thema auch unsere TagesInfo Rohstoffe von gestern).
Nach starken Anstiegen zuvor ist in China der meistgehandelte Kontrakt für Betonstahl heute zeitweise um gut 4% gefallen. Gestern hatte er sich auf ein 2-Monatshoch verteuert. Letzte Woche hatte der Staatsrat einen mittel- bis langfristigen Plan zum Ausbau des Schienennetzes genehmigt. Demnach sollen bis zum Jahr 2020 mindestens 2,8 Bio. CNY (rund 420 Mrd. USD) in die Eisenbahninfrastruktur investiert werden. Zudem sollen auch Anreize für private und ausländische Investoren geschaffen werden.
Agrarrohstoffe
Der durchschnittliche Preis für Weißzucker in der Europäischen Union war im April leicht rückläufig. Wie die EU-Kommission bekannt gab, wurde für eine Tonne Weißzucker 428 Euro gezahlt, im Vormonat waren es 433 Euro gewesen. Wir rechnen aber damit, dass die Kommission für die Folgemonate steigende Preise melden wird. Im April hatten auch am internationalen Markt die Preise einen Dämpfer erhalten, danach zogen sie aber kräftig an.
Auch wenn die Preise bisher aufgrund der EU-Zuckermarktpolitik keinen engen Gleichlauf aufweisen, wirkt dies dennoch für die EU-Preise unterstützend. Denn nicht zuletzt der Anreiz für Drittländer, in die EU zu liefern, wird davon betroffen. Die zollfreien Importe aus den Ländern mit Präferenzabkommen hinken weiterhin deutlich hinter den Vorjahreswerten her. Gemeinsam mit der im Vorjahr niedrigen EU-Zuckerproduktion führt das zu einer knapperen Versorgungssituation innerhalb der Union. Auch die mit reduzierten Zollsätzen versehenen Importquoten, etwa aus Brasilien, sind inzwischen zu einem großen Teil genutzt worden.
Wir gehen dennoch nicht davon aus, dass die Kommission kurzfristig Ad-Hoc-Maßnahmen wie eine Freigabe von Industriezucker zur Verwendung in der Lebensmittelproduktion beschließen wird. Sie dürfte eher die nächste Ernte abwarten. Im Vergleich zur noch laufenden Saison 2015/16 soll die Fläche um 7% größer sein. Den Ertrag erwartet die Prognoseabteilung MARS der EU-Kommission aktuell 2% höher als im Vorjahr und als im 5-Jahresdurchschnitt.
Die Ölpreise stehen seit gestern Abend unter Druck. Brent ist wieder unter die Marke von 50 USD je Barrel gerutscht. WTI handelt bei 48 USD je Barrel ebenfalls deutlich tiefer als gestern. Offensichtlich ziehen sich spekulative Finanzanleger aus dem Ölmarkt zurück. Bereits in der Woche zum 28. Juni kam es sowohl bei Brent als auch bei WTI zu einem deutlichen Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen. Bei Brent fielen diese um gut 20 Tsd. Kontrakte, bei WTI belief sich der Rückgang sogar auf mehr als 28 Tsd. Kontrakte.
Auslöser für den Positionsabbau dürfte das Brexit-Referendum gewesen sein, welches in die Berichtswoche fiel. Der Rückgang der Ölpreise nach der Abstimmung dürfte somit auf spekulative Verkäufe zurückzuführen sein. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent liegen mit 335 Tsd. Kontrakten nur 18% unter dem Rekordniveau von Ende April. Bei WTI ist die Korrektur dagegen schon weiter fortgeschritten. Hier liegen die Netto-Long-Positionen gut 30% unter dem Niveau von Ende April.
Ebenfalls für Abgabedruck sorgt ein Überangebot von Benzin. Trotz einer rekordhohen Benzinnachfrage sind die Benzinlager in den USA reichlich gefüllt. An der US-Ostküste liegen sie sogar auf einem Rekordniveau. Mehrere mit Benzin beladene Tankschiffe konnten im Hafen von New York nicht entladen werden und mussten stattdessen entweder vor Anker gehen oder zur US-Golfküste weiterfahren.
Die Verarbeitungsmarge für Benzin ist aktuell gleich hoch wie die von Diesel, was für den Sommer ungewöhnlich ist. Infolgedessen könnten die Raffinerien weniger Rohöl verarbeiten, was zu einem Anstieg der Rohölvorräte führen würde.
Edelmetalle
Bei den Edelmetallen ist heute Morgen eine deutliche Korrekturbewegung zu beobachten. Gold fällt auf rund 1.340 USD je Feinunze, nachdem es gestern in der Spitze noch fast 20 USD teurer war. Wesentlich stärker fällt die Reaktion bei Silber aus: Es handelt am Morgen fast 2% schwächer wieder unter der Marke von 20 USD je Feinunze, nachdem es gestern bei über 21 USD ein 2-Jahreshoch markiert hatte.
Seit Beginn der letzten Woche hatte sich Silber in der Spitze um fast 19% verteuert, ohne dass es jedoch neue Nachrichten gab, die diesen Preisanstieg hätten rechtfertigen können. Offenbar haben die spekulativen Finanzinvestoren stark zum Preisanstieg beigetragen - darauf deuten zumindest die jüngsten CFTC-Daten hin, die einen weiteren Ausbau der ohnehin schon rekordhohen Netto-Long-Positionen anzeigten. Von dieser Seite her besteht unseres Erachtens mittlerweile aber hohes Korrekturpotenzial. Sollte die "heiße Luft" entweichen, könnte der Silberpreis stärker unter Druck kommen.
Deutliche Verluste verzeichnen auch Platin und Palladium. Platin verliert rund 1,5% auf 1.050 USD je Feinunze, Palladium verbilligt sich um knapp 3% unter 600 USD je Feinunze. Wie am Freitagabend von der Ward’s Automotive Group veröffentlicht wurde, ist die saisonbereinigte annualisierte Verkaufsrate in den USA im Juni auf 16,61 Mio. Fahrzeuge gefallen. Dies ist ein Minus von 2% gegenüber dem Vorjahr und entspricht einem 3-Monatstief.
Industriemetalle
Nach den teilweise starken Preisanstiegen zuvor kommt es heute Morgen zu Gewinnmitnahmen. Belastet werden die Metallpreise außerdem durch schwächere asiatische Aktienmärkte und einen etwas festeren US-Dollar. Nickel verbilligt sich im Zuge dessen um über 3% und fällt wieder klar unter die Marke von 10.000 USD je Tonne. Gestern erreichte das hauptsächlich in der Edelstahlindustrie verwendete Metall in der Spitze noch ein 8-Monatshoch von 10.400 USD.
Nun sind Zweifel aufgekommen, ob die Minen auf den Philippinen, die nicht die vorgegebenen Umweltstandards erfüllen, wirklich schon kurzfristig geschlossen werden können. Die Untersuchung der Minen im Lande soll zwar laut Angaben der Umweltministerin in drei bis vier Wochen abgeschlossen sein, der Stilllegungsprozess könnte sich aber länger hinziehen (siehe zu diesem Thema auch unsere TagesInfo Rohstoffe von gestern).
Nach starken Anstiegen zuvor ist in China der meistgehandelte Kontrakt für Betonstahl heute zeitweise um gut 4% gefallen. Gestern hatte er sich auf ein 2-Monatshoch verteuert. Letzte Woche hatte der Staatsrat einen mittel- bis langfristigen Plan zum Ausbau des Schienennetzes genehmigt. Demnach sollen bis zum Jahr 2020 mindestens 2,8 Bio. CNY (rund 420 Mrd. USD) in die Eisenbahninfrastruktur investiert werden. Zudem sollen auch Anreize für private und ausländische Investoren geschaffen werden.
Agrarrohstoffe
Der durchschnittliche Preis für Weißzucker in der Europäischen Union war im April leicht rückläufig. Wie die EU-Kommission bekannt gab, wurde für eine Tonne Weißzucker 428 Euro gezahlt, im Vormonat waren es 433 Euro gewesen. Wir rechnen aber damit, dass die Kommission für die Folgemonate steigende Preise melden wird. Im April hatten auch am internationalen Markt die Preise einen Dämpfer erhalten, danach zogen sie aber kräftig an.
Auch wenn die Preise bisher aufgrund der EU-Zuckermarktpolitik keinen engen Gleichlauf aufweisen, wirkt dies dennoch für die EU-Preise unterstützend. Denn nicht zuletzt der Anreiz für Drittländer, in die EU zu liefern, wird davon betroffen. Die zollfreien Importe aus den Ländern mit Präferenzabkommen hinken weiterhin deutlich hinter den Vorjahreswerten her. Gemeinsam mit der im Vorjahr niedrigen EU-Zuckerproduktion führt das zu einer knapperen Versorgungssituation innerhalb der Union. Auch die mit reduzierten Zollsätzen versehenen Importquoten, etwa aus Brasilien, sind inzwischen zu einem großen Teil genutzt worden.
Wir gehen dennoch nicht davon aus, dass die Kommission kurzfristig Ad-Hoc-Maßnahmen wie eine Freigabe von Industriezucker zur Verwendung in der Lebensmittelproduktion beschließen wird. Sie dürfte eher die nächste Ernte abwarten. Im Vergleich zur noch laufenden Saison 2015/16 soll die Fläche um 7% größer sein. Den Ertrag erwartet die Prognoseabteilung MARS der EU-Kommission aktuell 2% höher als im Vorjahr und als im 5-Jahresdurchschnitt.