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Konjunkturentwicklung treibt nicht die Kurse, sondern …

14.07.2016  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1111 (08.03 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1083 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105.20. In der Folge notiert EUR-JPY bei 116.88. EUR-CHF oszilliert bei 1.0935.

US-Aktienindizes reüssieren weiter auf Rekordniveaus, auch in Asien und Europa, wo Gestern an den Börsen kurz durchgeatmet wurde, zeigen sich Investoren im frühen Handel wieder optimistisch und greifen zu. Der DAX liegt inzwischen wieder über 10.000 Punkte. Damit liegen deutsche Aktientitel schon 900 Punkte über dem Tiefstand kurz nach dem Brexit. Allgemeine Euphorie sieht aber anders aus.

Es ist vielmehr die Erwartung weiterer Notenbankschritte oder gerade besondere Skepsis gegenüber dem Notenbankvorgehen. Aber der Reihe nach.

Die heute stattfindende Sitzung der Bank of England nach dem Brexit-Referendum lässt erwarten, dass man auf der Insel die erste Zinssenkung seit 2009 vornehmen wird. Da die Inflation in Euroland immer noch nicht anspringt und die Inflationserwartungen auf dem Tiefstand sind, wird es voraussichtlich eine neue Runde im Wertpapierkaufprogramm der EZB geben. Von Seiten der FED erwartet man - aller Beteuerungen zum Trotz - aktuell bis Ende 2017 nur eine Zinserhöhung.

Auch in Japan wird demnächst mit einer neuen Runde quantitativer Lockerung gerechnet.

Das billige Geld wirkt wie ein Katalysator auf die Wertpapiermärkte. Der globale wirtschaftliche Ausblick zeigt keine ermutigenden Tendenzen.

In China schreitet der Umbau des Landes hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft voran und drückt Aus- und Einfuhren sowie den Handelsbilanzüberschuss. Das morgen zur Veröffentlichung anstehende Wirtschaftswachstum aus dem zweiten Quartal sollte die abschwächende Tendenz fortsetzen.

Auch in Japan ist Skepsis angebracht. Die Regierung hat ihren Wachstumsausblick für das Land deutlich von 1,7 auf 0,9 Prozent für den Zeitraum bis März 2017 abgesenkt. Auch das Inflationsziel soll trotz massiver Anstrengungen nicht in Fahrt kommen. Diese Aussagen sorgen für deutlich gestiegene Erwartungen an die Bank of Japan eine neue Runde billiges Geld in den Ring zu werfen.

Dem gegenüber gibt es immer noch Stimmen aus der US-Notenbank FED, die von möglichen Zinserhöhungen fabulieren.

Mr. Harker von der FED aus Philadelphia kann sich vorstellen, dass es in diesem Jahr noch zu zwei Erhöhungen kommen kann. Der als Daueroptimist liegt somit deutlich über den Markterwartungen, die zugegebenermaßen mit nur einer eingepreisten Zinserhöhung bis Ende 2017 (!) momentan sehr große Skepsis zeigen. Andere Gouverneure zeigen sich zurückhaltend und möchten sich am liebsten aus der Diskussion heraushalten, während Mrs. Mester bereits von Helikoptergeld spricht. Diese dramatische Divergenz in Aussagen der Notenbanker lässt nur den Schluss zu, dass es zwischen purem Konjunkturoptimismus und massiven Zweifeln an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit tief gespaltete Notenbanker gibt.

Die Renditen der 10 Jahres US-Treasuries sind in den vergangenen Tagen zwar von 1,36% auf 1,50% angestiegen, was eher wieder auf einen Markt hindeutet, der potenziell steigende Zinsen sieht. Aber in einem Staatsanleihenmarkt, der auf Rekordniveau operiert, lässt Performance der US-Titel zu wünschen übrig.

Auch der US-Konjunkturbericht Beige Book wirft mehr Fragen auf als er Antworten liefert. Zwar zeichnet der Bericht ein Bild von moderatem wirtschaftlichem Wachstum, stimmt aber in diversen Details nachdenklich. Besonders der Arbeitsmarkt, der im vergangenen Monat einen überraschenden und übergroßen Stellenaufbau vermeldet hatte, zeigt dass weiter ein Mangel an Fachkräften vorhanden ist. Dies betrifft in Besonderem Biotechnik und ITler. Der Lohndruck sei aber trotz angeblicher Vollbeschäftigung und Fachkräftemangel nur sehr gering.

Auch die Lage im produzierenden Sektor soll sich aufgehellt haben. Gerade die Daten aus dem federal Budget zeigen, dass es an Steuereinnahmen von Verbrauchern (fehlende Einkommen) und Unternehmen (Gewinnrezession) fehlt.

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© Zerohedge


Einen schwachen Monat vermeldet die Industrieproduktion (M/J) der Euroländer. Nachdem der Vormonatswert auf 1,4 Prozent heraufrevidiert wurde, fiel der Maiwert mit einem Rückgang von -1,2 Prozent deutlich unter den Erwartungen von -0,8 Prozent aus. Die Entwicklung der Monatswerte bleibt volatil.


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