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Platinpreis steigt auf 14-Monatshoch

28.07.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Das Abwärtsmomentum bei den Ölpreisen hat sich gestern nach der Veröffentlichung der US-Lagerdaten verstärkt. Brent fiel um mehr als 3% auf ein 3-Monatstief von 43,3 USD je Barrel. WTI verbilligte sich um bis zu 2,5% auf 41,7 USD je Barrel, was ebenfalls dem niedrigsten Stand seit gut drei Monaten entspricht. Seit Wochenbeginn beläuft sich das Minus bei beiden Ölsorten auf 5%, seit Monatsbeginn auf 13%.

Der Lagerbericht des US-Energieministeriums enttäuschte gestern auf ganzer Linie. Entgegen den Erwartungen und im Gegensatz zum API-Bericht kam es in der letzten Woche erstmals seit zehn Wochen zu einem Anstieg der US-Rohölvorräte um 1,7 Mio. Barrel. Der Lageraufbau war auf höhere Importe und eine geringere Rohölverarbeitung zurückzuführen.

Die Rohölvorräte in Cushing stiegen ebenfalls unerwartet deutlich um 1,1 Mio. Barrel. Bei Benzin kam es zum fünften Lageraufbau in den letzten sechs Wochen, was für die Sommermonate sehr ungewöhnlich ist. "Schuld" daran ist eine weiterhin hohe Benzinproduktion. Die US-Benzinnachfrage lag in den letzten vier Wochen 2,6% über dem Vorjahr, was jedoch nicht ausreichte, um das höhere Benzinangebot zu absorbieren.

Der Rückgang der Destillatebestände fiel dagegen kaum ins Gewicht. Hier machte sich die geringere Rohölverarbeitung bemerkbar. Die US-Rohölproduktion stieg die dritte Woche in Folge. Ausschlaggebend hierfür war erneut ein Anstieg in Alaska, wo sich die Produktion nach dem Einbruch zu Monatsbeginn normalisiert. Ohne diesen Sondereffekt wäre die Ölproduktion abermals gefallen.


Edelmetalle

Die Edelmetallpreise zündeten gestern die Raketen: Gold stieg um 1,5% auf rund 1.340 USD je Feinunze, wobei der Preisanstieg von Gold im Vergleich zu den anderen Edelmetallen fast noch bescheiden ausfiel. Silber legte deutlich überproportional um 3,7% auf 20,35 USD je Feinunze zu, womit das Gold/Silber-Verhältnis wieder unter 66 fiel. Mit +3,9% bzw. 50 USD verteuerte sich Platin gestern von den Edelmetallen am stärksten. Es stieg auf ein 14-Monatshoch von fast 1.150 USD je Feinunze. Das Überschreiten der Marke von 1.100 USD hat wohl zu technisch-bedingten Anschlusskäufen geführt. In diesem Monat steht damit für Platin bislang ein Plus von 12% zu Buche.

Palladium beendete den gestrigen Handel 1,9% höher und übersprang erstmals seit Oktober 2015 wieder die Marke von 700 USD je Feinunze, was dem Preis weiteren Auftrieb geben könnte. Seit Monatsbeginn hat sich Palladium damit sogar um 18% verteuert und es ist auf dem Weg, die beste Preisentwicklung in einem Monat seit 8½ Jahren zu erreichen.

Neben dem technischen Aspekt dürfte auch der bessere Konjunkturausblick der US-Notenbank Fed zum Preisanstieg von Platin und Palladium beigetragen haben. Die Platin- und Palladium-ETFs verzeichnen aber nach wie vor keine bzw. kaum Zuflüsse. Das heißt der Preisanstieg dürfte zu einem Großteil spekulativ getrieben sein, wodurch sich Korrekturpotenzial aufgebaut hat. Die Fed hat gestern wie erwartet die Zinsen unverändert beibehalten. Unsere Volkswirte erwarten weiterhin eine Zinserhöhung im Dezember.


Industriemetalle

Im Gegensatz zu den Edelmetallen profitieren die Industriemetalle kaum von der optimistischeren Wirtschaftseinschätzung der US-Notenbank Fed. Sie machen heute Morgen lediglich einen Teil ihrer teilweise deutlichen Verluste von gestern wieder wett.

Spürbar im Aufwind befindet sich dagegen der Eisenerzpreis - und das schon seit Anfang Juni. Gestern stieg der von Metal Bulletin erhobene Preis für nach China geliefertes Eisenerz (Hafen von Qingdao, 62% Eisengehalt) auf 58,6 USD je Tonne. Er profitiert dabei offenbar von der hohen Produktionsrate in der chinesischen Stahlindustrie (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern). Diese hat im ersten Halbjahr auch zu hohen Importen von Eisenerz geführt - die Einfuhren Chinas lagen mit 494 Mio. Tonnen 9% über Vorjahr.

Importiertes Eisenerz hat dabei deutlich teureres und zugleich qualitativ minderwertigeres lokales Eisenerz ersetzt. Der seewärtige Eisenerzmarkt bleibt unseres Erachtens aber sehr gut versorgt bzw. das Angebot soll weiter ausgeweitet werden. So haben zum Beispiel letzte Woche schon Rio Tinto und Vale ihre Produktionsziele von jeweils rund 350 Mio. Tonnen für das Gesamtjahr 2016 bestätigt. Und BHP Billiton plant, seine Eisenerzproduktion im gerade begonnenen neuen Geschäftsjahr um bis zu 7% auf 265-275 Mio. Tonnen auszuweiten.

Es ist jedoch fraglich, ob das hohe Angebot dauerhaft absorbiert werden kann - vor allem dann, wenn China tatsächlich wie angekündigt umfangreiche Produktionskapazitäten in der Stahlbranche stilllegen sollte.


Agrarrohstoffe

Der Sojabohnenpreis ist gestern den zweiten Tag in Folge gestiegen. Der Preis nähert sich damit wieder der Marke von 1.000 US-Cents je Scheffel, unter die er Ende letzter Woche gefallen war. Zu Wochenbeginn erreichte der Preis bei 963 US-Cents je Scheffel ein 3-Monatstief. Marktbeobachter machen Wettervorhersagen für den aktuellen Preisanstieg verantwortlich, wonach es im August in den Anbaugebieten im Mittleren Westen der USA überdurchschnittlich warm und trocken sein soll. Das ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was die Pflanzen für ihre Entwicklung idealerweise benötigen.

Bisherige Wetterprognosen gingen zumindest für die erste Augusthälfte von kühleren Temperaturen und ausreichend Feuchtigkeit aus. Bisher befinden sich die Sojabohnenpflanzen jedoch in einem ausgezeichneten Zustand. Laut dem vom Agrarwetterdienst MDA berechneten Crop Condition Index lag der Pflanzenzustand in der letzten Woche auf dem fünfthöchsten Niveau seit 1989, deutlich über dem Vorjahr und auch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Von daher scheinen Sorgen vor Ertragseinbußen übertrieben, zumal sich die Wetteraussichten schnell wieder ändern können.

Der US-Weizenpreis hat in den letzten zwei Tagen einen Großteil der Gewinne vom Wochenbeginn wieder abgegeben und handelt inzwischen wieder unterhalb von 420 US-Cents je Scheffel. Hier macht sich die Korrektur des EU-Weizenpreises in Paris bemerkbar, welcher vom 7-Monatshoch zu Wochenbeginn mittlerweile knapp 8% abgegeben hat.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets



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