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Wochenanalyse 28. KW

13.07.2004  |  Robert Hartmann
Gold

               

In den letzten zwei Handelstage der vergangenen Woche (5.7.-9.7.) konnte das Gold über 15 US$ pro Feinunze zulegen. Obwohl das fundamentale Umfeld nach wie vor als konstruktiv bezeichnet werden kann, überraschte uns das Ausmaß des Kurssprunges. Viele Anleger haben diese Bewegung verpasst und fragen sich, wann mit einer Konsolidierung zu rechnen ist.


Rückblick

Die Volatilität an den Edelmetallmärkten hat im Berichtszeitraum wieder deutlich zugenommen. So betrug die Schwankungsbreite 17,25 US$ pro Feinunze oder umgerechnet über vier Prozent. Weiterhin spielt die schwache Verfassung des amerikanischen Dollars eine wichtige Rolle beim jüngsten Preisaufschwung der Edelmetalle. Zudem kommt die angespannte globale Sicherheitslage, sowie Zweifel an der zukünftigen Ertragssituation an den wichtigsten Börsen. Viele Privatkunden äußern auch vermehrt Zweifel an der langfristigen Tragfähigkeit der sozialen Sicherungssysteme in Deutschland. In der Konsequenz war Gold auch in dieser Woche sehr gesucht. Gekauft wurden vorwiegend Goldmünzen eine Unze Krügerrand, Maple Leaf und Wiener Philharmoniker, sowie Goldbarren mit den Gewichten von 50 Gramm, 100 Gramm und 250 Gramm. Das Verhältnis von Kundenkäufen zu Kundenverkäufen betrug dabei rund sieben zu eins.

Der Goldabsatz des weltweit bedeutendsten Goldimporteurs Indien wächst auch in diesem Jahr im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Wie schon im Vorjahr sorgten ergiebige Monsoon-Regenfälle für außergewöhnlich gute Ernten. Die Landbevölkerung finanziert aus den Erlösen des Ackerbaus ihre Goldkäufe in Form von Schmuck, und sichern so die finanzielle Unabhängigkeit der nächsten Generation. Hinzu kommt noch, dass viele Inder nach dem überraschenden Ausgang der Parlamentswahlen Teile ihrer Investitionen vom lokalen Aktienmarkt abgezogen haben. Diese Gelder werden nun teilweise in das gelbe Metall umgeschichtet. Marktkenner rechnen in diesem Jahr mit einer Goldnachfrage in Höhe von rund 600 Tonnen.

In China ist ebenfalls von einer guten Goldnachfrage, insbesondere im Schmuckbereich, die Rede. Im Jahr 2003 wurden 201,10 Tonnen zu Schmuckstücken verarbeitetes Feingold gekauft. Damit liegt China nach Indien und den Vereinigten Staaten bereits auf Platz drei der Weltrangliste. Da kann die Goldförderung in China mit 213 Tonnen im entsprechenden Zeitraum gerade noch mithalten. Nachdem nun auch der Kauf von Goldbarren für Privatkunden legalisiert wurde, ist im Jahr 2004 mit einem deutlichen Nachfrageüberhang zu rechnen. Es ist unausweichlich, dass China für die Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung sogar Gold importieren muss. Dies ist langfristig betrachtet eine sehr positive Nachricht.

In Russland haben hunderte Kunden die Filialen mehrerer Banken gestürmt. Zahlreichen kleineren Banken droht wegen der geplanten Regulierung der Kredite das Aus. Die Guta-Bank, eine der 25 größten Banken, musste ihre 76 Filialen mangels Bargeld schließen. Die Besitzer der Banken, überwiegen Oligarchen breit diversifizierter Unternehmensgruppen, sind derzeit damit beschäftigt, mit Dementis von angeblichen Zahlungsschwierigkeiten für Ruhe in der Bevölkerung zu sorgen. Zwei kleineren Instituten wurde die Banklizenz wegen Geldwäscheverdachts von der Zentralbank entzogen. Daraufhin begannen viele Banken, ihre Limite mit anderen Finanzinstituten drastisch zu kürzen. Die Spirale der Liquiditätsknappheit drehte sich somit nun noch schneller. Inzwischen hat die Regierung die Nationalbank aufgefordert, das harte Vorgehen gegen einige Banken zu überdenken. Das Beispiel Russland zeigt, wie schnell sich Bankenkrisen unter bestimmten Voraussetzungen entwickeln können. Dies trifft insbesondere bei schnell wachsenden Volkswirtschaften zu. Einige Analysten erwarten auch in China ein ähnliches Szenario, sobald einige Häuser beginnen, faule Kredite in angemessener Weise zu behandeln. Die Zentralbank Chinas hatte zuletzt aufgrund der großen Kreditnachfrage den Bremshebel in Bewegung gesetzt, um ähnlichen Entwicklungen wie in Russland Einhalt zu bieten.


Ausblick

Der langfristige Aufwärtstrend des Goldes seit April 2001 ist auch weiterhin voll intakt. Die Unterstützungslinie verläuft derzeit leicht steigend bei 382,50US$ pro Feinunze. In der kommenden Handelswoche erwarten wir wieder eine hohe Volatilität aufgrund der Veröffentlichung wichtiger amerikanischer Konjunkturdaten. So wird am Mittwoch die Handelsbilanz der USA für den Monat Mai bekannt gegeben. Marktkenner rechnen mit einem Defizit von 48 Mrd. US-Dollar. Am Donnerstag und Freitag steht die Veröffentlichung der Erzeuger- und Verbraucherpreise für den Juni ins Haus. Interessant werden sicherlich auch die Daten zur Kapazitätsauslastung und die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe.


Charttechnik

Die vergangene Woche beschriebene Widerstandzone bei rund 405 US$ wurde inzwischen sowohl auf Basis des Tagesschlusskurses wie auch des Wochenschlusskurses übertroffen. Die nächste wichtige Hürde verläuft derzeit zwischen 407 US$ und 408 US$ pro Feinunze. Viele Indikatoren haben derweil ein Kaufsignal generiert. Daher erwarten wir in Kürze einem Anlauf in die Zone um 414 US$. Hier sollte man allerdings erst einmal mit ausgeprägten Korrekturen rechnen. Dem Tempo des Anstieges der vergangenen Tage muss einfach einmal Tribut gezollt werden. Sehr negativ zu werten wäre ein Abgleiten der Notierung unterhalb des Unterstützungsniveaus von 405 US$ und 398 US$ pro Feinunze.



Silber

               

Das Silber entwickelte sich in der vergangenen Handelswoche noch besser als das Gold. Der Zuwachs im Berichtszeitraum betrug 32 Cents pro Feinunze oder umgerechnet über fünf Prozent. Nach dem massiven Einbruch im April dieses Jahres, als das weiße Metall binnen 18 Handelstagen rund 35 Prozent seines Wertes einbüsste, scheint die ausgedehnte Phase der Bodenbildung nun abgeschlossen. Das letzte Woche an dieser Stelle verdeutlichte Widerstandsniveau um 6,20 US$ wurde mittlerweile eindrucksvoll überschritten. Derzeit pendelt die Notierung um die 100-Tageslinie, die bei rund 6,50 US$ verläuft. Unser nächstes Kursziel liegt bei 6,75 US$ pro Feinunze. Hier kam es im Verlauf der letzten Korrektur zu sogenannten Lücken auf dem Chart. Erfahrungsgemäß werden solche Lücken in einem intakten Aufwärtstrend geschlossen. Unsere Kunden orderten vor allem Silberbarren 1000 Gramm und 5000 Gramm. Zudem waren auch Silbermünzen eine Unze Kookaburra, Maple Leaf und Panda gesucht. Langfristig orientierten Investoren bietet sich auch auf dem nun leicht erhöhten Niveau noch eine gute Einstiegschance.



Platin und Palladium

Platin und Palladium haben im Berichtszeitraum recht unterschiedlich abgeschnitten. Während Platin deutlich zulegen konnte, fiel der Anstieg des Palladiums recht bescheiden aus. Die positive Entwicklung des Platins ist vor allem auf den starken Anstieg des Ölpreises zurück zu führen. Die Notwendigkeit neuer Energiequellen bringt auch immer wieder die Brennstoffzelle in die Diskussion. Hierzu werden Platinmetalle benötigt. Das Palladium verharrt dagegen nach wie vor in seinem mittelfristigen Abwärtskanal. Die physische Nachfrage ist dagegen weiterhin sehr beachtlich. Unverändert empfehlen wir langfristigen Anlegern Palladium zum Kauf. Wenn sich die Ungleichgewichte im Verhältnis der Nachfrage und des Angebots glätten, rechnen wir wieder mit deutlich höheren Preisen.



© Robert Hartmann
pro aurum GmbH & Co. KG, Grillparzerstraße 46, 81675 München


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