Schuldenmonetisierung soll Euro-Crash abwenden
22.08.2016 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Zu (2): Die EZB kauft Staatsanleihen von NichtbankenMan nehme an, die EZB kauft Staatsanleihen in Höhe von 5.000 Euro, die sich in den Händen von Nichtbanken (Versicherungen, private Sparer, Pensionskassen etc.) befinden. In diesem Falle passiert folgendes: Die EZB bezahlt mit neu geschaffenen Euro, die auf die Konten der Wertpapierverkäufer überwiesen werden. Da diese Konten im Euro-Geschäftsbankensektor gehalten werden, steigen die Sichteinlagen um 5.000 auf 10.800 Euro.
Gleichzeitig erhalten die Banken durch die Überweisung neues Zentralbankgeld in Höhe von 5.000 Eu-ro, so dass die Kasse der Euro-Banken auf 6.000 Euro ansteigt. Die Bilanzsumme der EZB steigt um 5.000 auf 8.200 Euro: Auf der Aktivseite der Bilanz steigen die Wertpapiere um 5.000 auf. Gleichzeitig erhalten die Euro-Banken durch die Überweisung des Kaufpreises ein zusätzliches Guthaben in Höhe von 5.000 Euro, so dass die gesamte Zentralbankgeldmenge auf 6.000 Euro ansteigt.
Quelle: EZB, Juni 2016. Es werden nur ausgewählte Bilanzpositionen aufgeführt. Die Zahlen sind gerundet und entsprechen in etwa den tatsächlichen Zahlen (in Mrd. Euro). Die Zahlen in rot zeigen die Positionen, die sich gegenüber der Ausgangsbilanz (auf Seite 4) ergeben.
Zu (3): Die EZB übernimmt die Kapitalmarktfinanzierung der Banken
In diesem Beispiel refinanziert die EZB - nach und nach - die fälligen Anleihen der Euro-Banken. Dabei ergeben sich die folgenden Wirkungen: Die Banken schreiben dem Investor, der die fällige Anleihe hält, den Nennbetrag auf seinem Sichteinlagekonto gut. Gleichzeitig gibt sie eine neue Anleihe heraus, die von der EZB gekauft wird. Bei einem Anleihebetrag von 3.800 Euro steigen die Sichteinlagen und auch die Kassenbestände der Banken in dieser Höhe.
Die Bilanzsumme des Euro-Bankensektors steigt folglich um 3.800 auf 35.800 Euro. Gleichfalls steigt die Bilanzsumme der EZB, und zwar auf 7.000 Euro: Die Wertpapierbestände der Zentralbank steigen um 3.800 auf 5.400 Euro, und in gleicher Höhe steigen die Guthaben der Banken auf 4.800 Euro.
Quelle: EZB, Juni 2016. Es werden nur ausgewählte Bilanzpositionen aufgeführt. Die Zahlen sind gerundet und entsprechen in etwa den tatsächlichen Zahlen (in Mrd. Euro). Die Zahlen in rot zeigen die Positionen, die sich gegenüber der Ausgangsbilanz (auf Seite 4) ergeben.
Zu (4): Die EZB kauft Staatsschulden, risikotragende Aktiva der Euro-Banken und refinanziert deren Anleihen
In diesem Beispiel (i) kauft die EZB 4.800 Euro Staatsschulden (davon 2.900 Euro von den Euro-Banken und 1.900 Euro von Nichtbanken), (ii) erwirbt Bankkredite in Höhe von 5.000 Euro und (iii) refinanziert die Anleihen der Euro-Banken in Höhe von 3.800 Euro. Die Wirkungen zeigen sich in den nachstehenden Bilanzen. In der Bilanz des Euro-Bankensektors kommt es zu einer knapp 100-prozentigen Ausweitung der Sichteinlage (und damit der Geldmenge M1). Die Überschussreserve der Euro-Banken schwillt auf 14.600 Euro an. Vor allem die Bilanzsumme der EZB schwillt stark an: Sie steigt auf 16.800 Euro.
Quelle: EZB, Juni 2016. Es werden nur ausgewählte Bilanzpositionen aufgeführt. Die Zahlen sind gerundet und entsprechen in etwa den tatsächlichen Zahlen (in Mrd. Euro). Die Zahlen in rot zeigen die Positionen, die sich gegenüber der Ausgangsbilanz (auf Seite 4) ergeben.