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Ölpreise auf Tauchstation

22.08.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten mit Verlusten in die neue Handelswoche. Brent und WTI geben um jeweils 2% auf 50 USD bzw. 47,5 USD je Barrel nach. Am Freitag war Brent zwischenzeitlich auf ein 2-Monatshoch von 51,2 USD je Barrel gestiegen. Vom Tief zu Monatsbeginn bedeutete dies ein Plus von mehr als 20%. Der Preisrückgang im Juli wurde somit innerhalb von zwei Wochen vollständig wieder wettgemacht. Nach einem solch fulminanten Anstieg ist ein Rücksetzer völlig normal.

Wir sehen weiteres Korrekturpotenzial. Argumente dafür gibt es reichlich. So vermeldete der Öldienstleister Baker Hughes am Freitag nach Handelsschluss in den USA den achten Wochenanstieg der Bohraktivität in Folge. Eine derartige Serie gab es zuletzt vor mehr als zwei Jahren, als die Ölpreise noch oberhalb von 100 USD notierten. Seit dem Tief Ende Mai ist die Zahl der aktiven Ölbohrungen in den USA um 90 gestiegen. Sie liegt damit auf einem 6-Monatshoch, was auf eine Stabilisierung der US-Schieferölproduktion hindeutet. Deren Rückgang war für die um 1 Mio. Barrel pro Tag gesunkene US-Rohölproduktion seit Mitte 2015 maßgeblich verantwortlich gewesen.

Auch aus China kommen am Morgen preisbelastende Nachrichten. Laut der dortigen Zollbehörde stiegen die chinesischen Netto-Exporte von Benzin und Diesel im Juli auf ein Rekordniveau von 2,5 Mio. Tonnen. Davon entfielen gut 1,5 Mio. Tonnen auf Diesel, was ebenfalls einem Rekordniveau entsprach. Bei Diesel haben sich die Ausfuhren im Jahresvergleich nahezu verdreifacht, bei Benzin mehr als verdoppelt. Damit trägt China zum Überangebot bei Ölprodukten bei.

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Edelmetalle

Die Edelmetallpreise stehen wie der gesamte Rohstoffsektor zum Wochenauftakt unter Druck. Belastet werden sie offenbar durch den festen US-Dollar, steigende Anleiherenditen und deutlich gestiegene Zinserwartungen in den USA. Laut Fed Fund Futures liegt die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung der US-Notenbank Fed in diesem Jahr jetzt wieder bei über 60%.

Der Markt interpretiert offenbar eine gestrige Rede von Fed-Vize Stanley Fischer als "hawkish". Gold fällt auf ein 2-Wochentief von gut 1.330 USD je Feinunze und handelt in Euro gerechnet nur noch bei rund 1.180 EUR je Feinunze, dem niedrigsten Stand seit dem Brexit-Referendum Ende Juni. Besonders auffällig ist die Preisschwäche von Silber. Das überwiegend in der Industrie verwendete Edelmetall fällt heute Morgen um 2,5% auf 18,8 USD je Feinunze und damit auf ein 7-Wochentief, nachdem es am Freitag schon um über 2% nachgegeben hatte.

Das Gold/Silber-Verhältnis ist daraufhin erstmals seit Ende Juni wieder über 70 gestiegen. Auch Platin und Palladium stehen unter Abgabedruck, halten sich aber noch knapp über den Marken von 1.100 USD bzw. 700 USD je Feinunze. Die von Bloomberg erfassten Platin-ETFs verzeichneten am Freitag mit 26 Tsd. Unzen den höchsten Tagesabfluss seit fünf Wochen. Diesmal waren die Platin-ETFs des Fondsanbieters ETF Securities hierfür verantwortlich. Die Bestände der Platin-ETFs insgesamt wurden damit seit Jahresbeginn um 123 Tsd. Unzen abgebaut.


Industriemetalle

Von der Schwäche im Rohstoffsektor bleiben auch die Industriemetalle nicht verschont. Diese geben zum Start in die neue Handelswoche in der Breite nach. Nickel als größter Verlierer fällt unter 10.200 USD je Tonne auf ein 5-Wochentief. Trotz der rückläufigen Preise setzt die philippinische Regierung ihren Reformkurs im Bergbausektor unvermindert fort. So soll das seit 1995 bestehende Minengesetz im Eilverfahren geändert werden.

Laut Aussagen des Vorsitzenden des Rohstoff-Ausschusses wird sogar ein Exportverbot von unbehandelten Erzen nach indonesischem Vorbild in Erwägung gezogen. Die Regierung will damit einen Paradigmenwechsel in der Minenindustrie bewirken und erzwingen, dass die abgebauten Erze auf den Philippinen verarbeitet werden. Damit würde ein größerer Teil der Wertschöpfungskette im Land selbst verbleiben. 2014 war ein solcher Versuch an der mangelnden Unterstützung im Parlament gescheitert.

Die Überprüfung der Minen des Landes, ob diese internationale Umweltstandards erfüllen, soll Ende des Monats abgeschlossen werden. Bis dahin ist möglicherweise mit weiteren Minenschließungen zu rechnen. Dies hat wohl vor allem Auswirkungen auf den Nickelmarkt, da die Philippinen der weltweit größte Exporteur von Nickelerzen sind. Gemäß Daten der International Nickel Study Group war der globale Nickelmarkt im ersten Halbjahr 2016 bereits mit 36,8 Tsd. Tonnen unterversorgt. Zur gleichen Zeit im Vorjahr bestand noch ein Angebotsüberschuss von 42,5 Tsd. Tonnen.


Agrarrohstoffe

Das russische Landwirtschaftsministerium beabsichtigt, die seit Frühjahr 2015 bestehende Weizenexportsteuer auf null zu setzen. Damit scheinen entsprechende Forderungen der Produzenten und Exporteure in Erfüllung zu gehen (siehe auch TagesInfo Rohstoffe vom 17. August). Derzeit beträgt die Steuer der Hälfte des Zollpreises abzüglich eines Freibetrages von 6.500 Rubel (102 USD) je Tonne, bei einem Mindestbetrag von 10 Rubel je Tonne. Ganz abgeschafft werden soll die Steuer allerdings nicht. Die Aussetzung soll zunächst bis zum 1. Juli 2017 gelten.

Bei einem lokalen Weizenpreis von umgerechnet 168 USD je Tonne entspricht die Steuer derzeit ohnehin nur dem Mindestbetrag. Viel ändert sich durch die Absenkung auf null somit nicht. Für das laufende Erntejahr rechnet das russiche Landwirtschaftsministerium mit einer rekordhohen Getreideernte von mindestens 110 Mio. Tonnen und stellte zudem bei weiterhin günstigem Wetter eine Aufwärtsrevision um 3-6 Mio. Tonnen in Aussicht.

Die Getreideexporte sollen sich auf bis zu 40 Mio. Tonnen belaufen, davon 25-30 Mio. Tonnen Weizen. Zudem will die russische Regierung bis zum Ende des Erntejahres 2 Mio. Tonnen Getreide für die staatlichen Lagerbestände aufkaufen. Das rekordhohe Getreideangebot aus Russland gleicht die wetterbedingten Ernteausfälle in Frankreich und Deutschland mehr als aus. Im Zuge dessen ist auch der Weizenpreis in Paris vom Ende Juli verzeichneten Hoch um ca. 8% auf ein Monatstief von 163 EUR je Tonne gefallen.



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