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UK nach Brexit "aus dem Schneider"?

06.09.2016  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1148 (07.55 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1139 im asiatischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 103.60. In der Folge notiert EUR-JPY bei 115.50. EUR-CHF oszilliert bei 1.0929.

Nach dem Einbruch vieler Wirtschaftsindikatoren des UK per Berichtsmonat Juli, kam es für viele Marktteilnehmer zu einer unerwarteten Verbesserung einer Phalanx britischer Wirtschaftsindikatoren.

Gestern setzte der Markit Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor per August dynamische positive Akzente. Der Index legte nach dem vorherigen Einbruch unerwartet von 47,4 auf 52,9 Punkte zu. Die Prognose lag bei 50,0 Zählern.

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Zuvor war bereits der Markit PMI für den Sektor Produktion von 48,2 auf 53,3 Zähler angezogen.

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Die entscheidende Frage ist, in wie weit die aktuell besseren Daten dauerhafte Tragfähigkeit entwickeln können? Diesbezüglich gilt es, die wirtschaftlichen Abläufe in potentielle zeitliche Abläufe zu schichten. Das unerwartete Brexit-Votum hatte adhoc eine Schockwirkung zur Folge. Daraus ergab sich der Einbruch der Sentimentindikatoren per Juli. In der Folge verbesserten sich die "Terms of Trade" durch die massive Neubewertung des GBP, das beispielsweise von 0,76 auf jetzt 0,8350 gegenüber dem Euro abwertete.

Damit ergaben sich in kurzer Frist verbesserte Absatzmöglichkeiten, da das UK zunächst unverändert in der EU ist. Das galt auch für den Dienstleistungssektor im Hinblick beispielsweise auf Tourismus.

Mittel- und langfristig wird die Wirkungsweise der "Exportsubvention" des GBP auslaufen. Die internationalen Großkonzerne sind derzeit dabei, die Investitionspolitik für das UK zu überdenken. Das Thema Produktionsstättenverlagerung aus dem UK heraus ist dabei ebenso auf der Agenda.

Hier reden wir vom Kapitalstock des UK, dem Lebensnerv einer Ökonomie und Gesellschaft. Die hier zu erwartenden Entscheidungen haben eine ganz andere Tragweite als die kurzfristigen konjunkturellen Reaktionsmuster aus einer Neubewertung einer Währung.

Gestern wurde in der britischen Unterhausdebatte deutlich, dass der Weg des Brexit seitens des UK beschritten werden wird. Premierministerin May bemühte sich bereits auf dem G-20-Treffen um bessere Wirtschaftskontakte. Wir stellen fest, dass sie auch das Gespräch mit Putin suchte. Hinsichtlich der bisherigen martialischen Haltung Londons ist das durchaus bemerkenswert …

Fazit: Die nachhaltigen Folgen des Brexit sind noch gar nicht zu spüren, sie erreichen uns, nachdem der Artikel 50 gezogen wurde. Sie werden über Investitionsquoten und Kapitalstockverlagerungen ihre Wirkung sukzessive entfalten. Genießen wir die aktuelle Zeit mit dem UK und der noch stabilen bis freundlichen Lage. Das UK ist definitiv nach dem zu erwartenden Brexit nicht "aus dem Schneider".

Aus der Eurozone erreichten uns Daten, die nur zum Teil positive Akzente lieferten. Der Markit- Dienstleistungsindex (finaler Wert) sank per August von zuvor 53,1 auf 52,8 Punkte.

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Der Markit Composite Index (finaler Wert) verlor per August von 53,3 auf 52,9 Zähler. Damit ergibt sich in der Wachstumsdynamik ein Verlust, der nicht missachtet werden sollte. Das Wachstum bleibt zwar solide, aber die Dynamik hat die schwächste Ausprägung seit Anfang 2015 und die Tendenz ist negativ!

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Der Sentix-Index legte per September deutlicher als erwartet von 4,2 auf 5,6 Punkte zu (Prognose 5,0).

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Die Einzelhandelsumsätze setzten per Juli nachhaltig positive Akzente. Im Monatsvergleich kam es zu einem unerwarteten Anstieg um 1,1% (Prognose 0,6%). Das übersetzte sich im Jahresvergleich in einen Zuwachs um 2,9% (Prognose 1,9%) nach zuvor 1,7%.

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Fazit: Weiter solides, maßgeblich auf wiederkehrenden Einkommen basierendes Wachstum mit einem Clip zwischen 1,5% - 2,0%.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0950 - 1.0970 dreht den Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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