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Financial Repression nimmt zu

16.09.2016  |  Markus Blaschzok
Der Zinsentscheid der BoE (Bank of England) brachte am Donnerstag keine Bewegung in den Handel, da der Marktkonsens getroffen wurde. Der Leitzins blieb unverändert bei historisch niedrigen 0,25% und das Kaufprogramm ließ man unverändert bei 435 Mrd. Pfund für Staatsanleihen und 10 Mrd. für Unternehmensanleihen. Der Offenmarktausschuss konstatierte jedoch, dass die neuen Daten der kurzfristigen Wirtschaftsindikatoren viel stärker ausgefallen waren, als man es erwartet hatte als Folge des BREXITs, denn man rechnete eigentlich mit einer deutlichen Eintrübung der Wirtschaftsentwicklung.

Dennoch hielt man an der ursprünglichen Äußerung fest, dass es noch in diesem Jahr eine weitere Zinssenkung geben könnte, wenn die Wirtschaft sich so schlecht entwickeln würde, wie man ursprünglich gedacht hat. Technisch gesehen ist das Pfund völlig überverkauf und es gibt einen irrationalen Überschwang auf der Shortseite, weshalb das britische Pfund in den nächsten Wochen und Monaten die Märkte mit einer Stärke, insbesondere zum schwachen Euro, überraschen könnte.

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Noch nie in der Geschichte waren die Zinsen im Vereinigten Königreich so niedrig wie aktuell.


Die historisch einmalig niedrigen Zinsen sind der primäre Grund, warum die Edelmetalle in diesem Jahr so stark ansteigen konnten. Nebst den zehnjährigen Bundesanleihen notieren mittlerweile 80% aller japanischen und deutschen Staatsanleihen im negativen Bereich sowie 25% des gesamten weltweiten Anleihenmarktes. Darüber hinaus werden 275 Mrd. U.S. Dollar an europäischen Unternehmensanleihen bereits im negativen Bereich gehandelt.

Die reale Situation an den Märkten ist jedoch noch viel schlimmer, denn unter Berücksichtigung der realen Teuerung, die über die Warenkörbe der Statistischen Ämter hinausgeht, ist der Anteil der negativ rentierenden Anleihen längst weitaus größer. Beispielsweise rentieren die 10-jährigen U.S. Staatsanleihen negativ mit -0,38% anstatt positiv mit 1,67%, wenn man alleine die offizielle Teuerungsrate (U.S. Konsumentenpreis) mit einberechnet.

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Berücksichtigt man die Teuerung, liegen ein Großteil aller Anleihen im negativen Bereich.


Die reale Teuerung nach der Berechnungsmethode von 1990 würde hingegen 3% und nach der Methode von 1980 ganze 7% höher liegen, als der offizielle Anstieg der amerikanischen Konsumentenpreise, was sehr gut mit der durchschnittlichen Rendite von Gold in Höhe von 9,7% seit der Jahrtausendwende korreliert. Deshalb liegen die realen Zinsen auch 3% bis 7% tiefer im negativen Bereich, nur dass es der Großteil dies nicht merkt bzw. versteht und der Rest, der es versteht, entweder davon profitiert und schweigt oder einfach machtlos ist.

Der ehemalige Chef der U.S. Notenbank, Ben Shalom Bernanke, forderte erst in dieser Woche die Realzinsen, wenn es politisch möglich ist, noch weiter in den Keller zu drücken. Man solle dabei das offizielle Ziel für die Teuerung von 2% auf 3% anheben, diese Teuerung über das Gelddrucken anheizen und die Leitzinsen dennoch auf dem niedrigen Niveau belassen würde, wie er in dieser Woche sagte.

Mit einfachen Worten versucht man eine kontrollierte starke zweistellige Entwertung der Währung zu erzeugen, diese jedoch durch statistische Mittel zu verschleiern und auf dem Markt als normale Teuerung von 3% zu verkaufen, wodurch die Schulden entwertet und so das Bankensystem über einige Jahre hinweg rekapitalisiert werden kann, während sich die Vermögen und Ersparnisse der Menschen unbemerkt entwerten.

Gelingt es in dieser Zeit den Goldpreis und die Zinsen niedrig zu halten, so fällt Lieschen Müller und dem deutschen Michel das nicht auf, bis man irgendwann in der Zukunft die Katze aus dem Sack lässt und Gold, Zinsen und Rohstoffe bewusst ansteigen lässt, wobei man dann bereits einen exogenen Sündenbock gefunden haben wird, auf dem man die Schuld schieben kann, sodass die Notenbanken ihre Hände in Unschuld waschen können.


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