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Zögerliche Fed gibt Preisen Auftrieb

22.09.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise legten gestern weiter zu: Mit gut 47 USD je Barrel notiert der Preis für Brentöl nun wieder in der Mitte seines Handelskorridors. Auftrieb gaben die offiziellen Lagerdaten, die ebenso wie die API-Daten tags zuvor einen deutlichen Abbau der US-Rohölvorräte auswiesen. Anders als Anfang des Monats, als die Importe wegen des Sturms Hermine massiv eingebrochen waren, lässt sich jedoch kein klarer Grund ausmachen.

Im Gegenteil, die Importe sind sogar leicht gestiegen und lagen deutlich über dem Vorjahresniveau, während die Raffinerieverarbeitung gefallen ist. Doch auch wenn kein Sondereffekt auszumachen ist, sind die Zahlen keinesfalls ein alarmierendes Signal für Knappheit: So sind die US-Rohölvorräte auch auf ihrem 7-Monatstief rund 35% höher als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre.

Bemerkenswert ist zudem, dass die US-Rohölproduktion die zweite Woche in Folge gestiegen ist und mit gut 8,5 Mio. Barrel pro Tag genauso hoch ist wie zu Anfang des Sommers. Kräftig sprudelt auch die Rohölproduktion in Russland: Laut Energieministerium wird nun täglich über 11 Mio. Barrel gefördert, was einem Rekordhoch nach dem Zerfall der Sowjetunion entspricht. Die Versorgung mit Rohöl bleibt also reichlich.

Knapper ist dagegen teilweise die Versorgung mit Ölprodukten: Weil in den USA mit der Schließung der Colonial-Pipeline eine wichtige Versorgungsader für Benzin gekappt ist, kam es zu deutlichen Verschiebungen bei den Benzinvorräten. Sie schrumpften per saldo wohl auch deshalb, weil die Benzinnachfrage einen Satz nach oben machte: Einige Autofahrer der betroffenen Regionen haben wohl ihre Benzintanks nochmals aufgefüllt.


Edelmetalle

Gold stieg gestern auf ein 2-Wochenhoch von 1.337 USD je Feinunze und notiert heute Morgen nur knapp darunter. Unterstützt wurde der Goldpreis durch einen schwächeren US-Dollar, fallende US-Anleiherenditen und ETF-Zuflüsse von 5,4 Tonnen. Die US-Notenbank Fed hat gestern wie erwartet die Zinsen nicht weiter angehoben. Die Entscheidung war aber nicht einstimmig. Gleich drei FOMC-Mitglieder haben für eine Erhöhung der Zinsen um 25 Basispunkte gestimmt. Zudem hat die Fed einen Satz in ihr Statement aufgenommen, in dem sie feststellt, dass die Argumente für eine Zinserhöhung stärker geworden sind. Dies alles spricht u.E. für eine unmittelbar bevorstehende Zinserhöhung.

Wir halten die Dezember-Sitzung weiter für den wahrscheinlichen Termin für die nächste Zinserhöhung, da das November-Treffen sehr nahe an den US-Präsidentschaftswahlen liegt. Allerdings preist der Markt eine Zinserhöhung im Dezember laut Fed Fund Futures nur mit einer Wahrscheinlichkeit von gut 60% ein. Es bleibt also eine gewisse Skepsis, ob die Fed ihren Worten Taten folgen lässt. Dies wiederum sollte den Goldpreis unterstützen.

Im Fahrwasser von Gold stieg Silber gestern überproportional um gut 3% auf ein 2-Wochenhoch von fast 20 USD je Feinunze. Das Gold/Silber-Verhältnis ist daraufhin auf gut 67 gefallen, den niedrigsten Wert seit Mitte August. Platin und Palladium wurden von Gold ebenfalls mit nach oben gezogen.

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Industriemetalle

Die Metallpreise zeigen sich am Morgen allesamt fester und legen in der Breite zu. Unterstützt werden sie wohl durch den schwächeren US-Dollar, nachdem die US-Notenbank Fed gestern die Zinsen nicht weiter angehoben hat (siehe Edelmetalle). Kupfer übersteigt erstmals seit gut vier Wochen wieder die Marke von 4.800 USD je Tonne. Gemäß Daten der International Copper Study Group (ICSG) wies der globale Kupfermarkt im ersten Halbjahr 2016 ein saisonbereinigtes Angebotsdefizit von 227 Tsd. Tonnen auf. Zur gleichen Zeit im Vorjahr war der Markt noch leicht im Überschuss.

Laut ICSG-Angaben blieb von Februar bis Juni in jedem Monat das Angebot hinter der Nachfrage zurück. Zurückzuführen ist das Angebotsdefizit auf eine im Jahresvergleich um 5% gestiegene Nachfrage. Vor allem China hat dabei deutlich mehr Kupfer nachgefragt. Ohne China hätte die globale Kupfernachfrage weitgehend stagniert, obwohl auch Europa positiv hervorzuheben ist. Die globale Kupferproduktion wurde ausgehend von China zwar um 3% ausgeweitet, dies reichte jedoch nicht aus, um die höhere Nachfrage vollständig zu befriedigen.

Auch das World Bureau of Metal Statistics (WBMS) berichtet weiterhin ein Angebotsdefizit für den globalen Kupfermarkt. In den ersten sieben Monaten des Jahres betrug dieses demnach 153 Tsd. Tonnen. Wir sind jedoch skeptisch, dass sich das Defizit im weiteren Jahresverlauf fortschreiben lässt, da insbesondere in China die Kupferproduktion seit Juni wieder deutlich ausgeweitet wurde.


Agrarrohstoffe

Die brasilianische Prognosebehörde Conab hat gestern entgegen den Erwartungen ihre Prognose zur gesamten brasilianischen Kaffeeernte 2016/17 aus dem Mai fast unverändert gelassen. Sie schätzt sie auf 49,6 Mio. Sack, nach nur 43,2 Mio. Sack in der Saison zuvor. Gegenüber der Mai-Schätzung wurde allerdings die Arabica-Menge um 1 Mio. Sack auf 41,3 Mio. Sack angehoben, nach nur 32 Mio. Sack 2015/16.

Die Robusta-Ernte wurde dagegen im Vergleich zum Mai um 1 Mio. auf 8,4 Mio. Sack reduziert. Im bereits enttäuschenden Vorjahr waren es immerhin 11,2 Mio. Sack gewesen. Conab blieb mit allen Mengen unter den jüngsten Umfrageergebnissen am Markt. Entsprechend legten die Kaffeepreise, die durch die Möglichkeit eines weiteren Marktdefizits bereits stark gestiegen sind, gestern nochmals zu.

Ende August hatte die Internationale Kakaoorganisation ICCO ihre Schätzung für die ghanaische Kakaoernte 2015/16 um 20 Tsd. auf 820 Tsd. Tonnen angehoben. Nun sollen aber Regierungsquellen zufolge in der bald endenden Saison nur 780 Tsd. Tonnen produziert werden. Dies könnte das von der ICCO auf 212 Tsd. Tonnen taxierte globale Angebotsdefizit weiter steigen lassen.

Die Produktion nimmt zwar gegenüber den 740 Tsd. Tonnen aus 2014/15 zu, bleibt aber wegen der starken Harmattan-Winde und der Trockenheit in diesem Jahr deutlich hinter den zunächst erhofften 850 Tsd. Tonnen zurück. Diese sollen nun 2016/17 erzielt werden. Allerdings ist es nach unregelmäßigen Regenfällen in vielen Regionen immer noch zu trocken.



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