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Warten auf das Treffen in Algier

23.09.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise treten im Vorfeld des Treffens in Algier auf der Stelle, nachdem der kräftige Abbau der US-Rohölvorräte am Mittwoch den Preis für ein Barrel Brentöl auf gut 47 USD und damit in die Mitte seines Handelskorridors der letzten Monate geschoben hatte. Dort dürfte er kurzfristig verharren, sofern das Pendel bezüglich der Produktionsbegrenzung nicht klar in die eine oder andere Richtung schwingt.

Derzeit scheinen sich die Vertreter der großen Förderländer aber eher Stillschweigen verordnet zu haben, und die beiden rivalisierenden OPEC-Produzenten Saudi-Arabien und Iran sprechen hinter verschlossenen Türen miteinander. Wir sind überzeugt, dass das Treffen nächste Woche ergebnislos endet und warnen angesichts der hohen Netto-Long-Positionierung der Finanzanleger vor einer Preiskorrektur. Wir haben aufgrund des drohenden länger anhaltenden Angebotsüberschusses unsere Ölpreisprognose gesenkt (siehe die heutige Woche im Fokus).

Relative Stärke im Markt für Minerölprodukte zeigte in den letzten Wochen Diesel/Gasöl: Der Crack-Spread, also der Preisabstand zwischen Gasöl und Brentöl, ist um gut 3 USD auf 10 USD je Barrel gestiegen. Neben der näherrückenden Heizsaison könnte dies auch den im August geringeren Nettoexporten Chinas geschuldet sein (Grafik des Tages). China hatte in den letzten Jahren den ohnehin gut versorgten Dieselmarkt zusätzlich geflutet. Fraglich ist aber, ob der Rücksetzer nachhaltig ist, denn er dürfte auch der am Ende des Sommers üblichen Instandthaltungsphase zuzuschreiben sein.

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Edelmetalle

Auch die Edelmetalle zeigen sich zum Wochenende hin etwas schwächer. Gold handelt bei rund 1.335 USD je Feinunze, nachdem es gestern zeitweise auf ein 2-Wochenhoch von 1.344 USD gestiegen war. Den Preisrückgang führen wir auf Gewinnmitnahmen kurzfristig orientierter spekulativer Finanzinvestoren zurück, da sich Gold innerhalb von zwei Tagen um fast 40 USD verteuert hatte. Die Gold-ETFs verzeichneten dagegen gestern weitere Zuflüsse von sieben Tonnen.

Seit Monatsbeginn wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs damit aber erst um 9,3 Tonnen aufgestockt. Weitere Abflüsse hingegen gibt es bei den Platin- und Palladium-ETFs. Im September stehen bei Platin mittlerweile Abflüsse von 21,1 Tsd. Unzen zu Buche, bei Palladium sogar von 42,8 Tsd. Unzen. Nach fast drei Quartalen kristallisiert sich heraus, dass 2016 bei Platin und Palladium ein weiteres Jahr mit umfangreichen ETF-Abflüssen wird (Platin bislang -140 Tsd. Unzen, Palladium -307 Tsd. Unzen).

China hat im August gemäß Daten der Zollbehörde "nur" 251 Tonnen Silber importiert. Dies waren zwar 16% mehr als im Vormonat, aber 29% weniger als im Vorjahr. Seit Jahresbeginn summieren sich die Silbereinfuhren auf 1.920 Tonnen und liegen damit knapp 7% unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Nach einem starken Jahresstart hat die Dynamik der chinesischen Silberimporte nahezu kontinuierlich nachgelassen. Damit dürfte China den Preisanstieg von Silber bremsen.


Industriemetalle

Etwas schwächere asiatische Aktienmärkte und Gewinnmitnahmen der spekulativen Finanzinvestoren bremsen wohl zum Wochenausklang die deutliche Aufwärtsbewegung der Metallpreise der letzten Tage. Gemessen am LME-Industriemetallindex (LMEX) waren die Metallpreise gestern noch um über 2% gestiegen. Mit 2.434 Punkten notierte der LMEX auf einem 2-Monatshoch.

Zu den größten Gewinnern zählten gestern Aluminium und Nickel, die sich jeweils um 3% verteuerten. Mit 10.660 USD je Tonne kostete Nickel so viel wie zuletzt vor sechs Wochen. Auf den Philippinen werden offenbar weitere Minen geschlossen. Regierungskreisen zufolge stehen 12 weitere Minen vor der Stilllegung, überwiegend Nickelminen.

Gegen die zahlreichen Minenschließungen versucht sich der lokale Minenverband mittlerweile zu wehren. Das offizielle Ergebnis der umweltpolitischen Überprüfung der Minen des Landes will die philippinische Regierung nach mehrfachem Verschieben nun am nächsten Montag präsentieren. Offenbar in Erwartung umfangreicher Minenschließungen auf den Philippinen und dem damit verbundenen geringeren Nickelangebot hat China im August deutlich mehr Nickel importiert.

Gemäß Daten der Zollbehörde sind die Einfuhren von Nickelerzen auf ein 13-Monatshoch von 4,3 Mio. Tonnen gestiegen. Auch die Importe von Nickelraffinade haben im Monatsvergleich wieder angezogen. Mit 29,5 Tsd. Tonnen lagen sie zudem 57% über Vorjahr.


Agrarrohstoffe

Noch vor dem Ende der US-Ernte 2016 wird schon über die Verteilung der Fläche für 2017 spekuliert. Ende August veröffentlichte das Farm Futures Magazine die Ergebnisse einer Umfrage unter US-Landwirten. Demnach planen diese, ihre Sojabohnenfläche 2017 auf einen neuen Rekord von 84,4 Mio. Morgen (34,2 Mio. Hektar) auszudehnen. Bereits zur jetzigen Ernte war die Fläche mit 83,7 Mio. Morgen rekordhoch.

Dagegen soll die Maisfläche um 1% auf 93,1 Mio. Morgen (37,7 Mio. Hektar) zurückgehen. Seit Anfang Juni, als die Aussaat für 2016 weitgehend abgeschlossen war, haben sich die Sojabohnenpreise besser entwickelt als die Maispreise, nicht zuletzt wegen einer hohen internationalen Nachfrage nach Sojabohnen.

Mehrmals wurden die US-Exportprognosen angehoben. Allerdings fand die Umfrage vor den letzten Nachrichten aus China statt. Diese legen bei einer besseren eigenen Ernte und Verkäufen aus staatlichen Beständen eine gedämpfte Importentwicklung des Hauptimporteurs nahe. Das US-Landwirtschaftsministerium und das China National Grain and Oils Information Center haben ihre Prognosen für die chinesischen Importe zuletzt gesenkt.

Allerdings spricht neben der besseren Preisentwicklung für den Sojabohnenanbau auch, dass dieser weniger kostenintensiv ist. Da die nächste Pflanzsaison erst in über einem halben Jahr beginnt, bleibt noch viel Zeit, zumal das Ergebnis der südamerikanischen Ernten starken Einfluss auf Preise und Anbauentscheidungen haben wird.



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