OPEC-Krise dauert an
28.09.2016 | Eugen Weinberg
Energie
Genug wurde in den letzten Tagen zum Thema "Produktionsbegrenzungen der OPEC" gesagt und geschrieben. Auf dem heute zu Ende gehenden IEF-Treffen in Algerien dürfte es eine solche Vereinbarung nicht geben. Viele Beobachter sehen die Parteien, allen voran Saudi-Arabien und den Iran, jedoch nah beieinander, sie trenne ja nur eine Differenz von rund 600 Tsd. Barrel täglich. Bei dieser kurzsichtigen Betrachtung vergisst man, dass auch Nigeria und Libyen für sich Produktionssteigerungen einräumen lassen wollen, die über 1 Mio. Barrel täglich ausmachen dürften.
Und ganz vergessen scheint die Tatsache, dass bereits die gegenwärtige OPEC-Produktion ohne die "Ausweitungen" den Bedarf an OPEC-Öl im nächsten Jahr übersteigt. Hinzu kommt noch ein Wermutstropfen, nämlich eine mögliche Verlangsamung der Nachfrage. So hat gestern die Welthandelsorganisation WTO ihre Wachstumsprognosen für dieses und nächstes Jahr stark reduziert. Mit 1,7% p.a. bzw. 2,2% p.a. erwartet die WTO, dass der Welthandel bzw. das Welt-BIP den geringsten Zuwachs seit der Weltwirtschaftskrise 2009 zeigen wird.
Kein Wunder, dass nicht einmal ein erneuter vom API vermeldeter überraschender Lagerabbau bei den US-Beständen für Rohöl und Benzin den Preisen gestern Unterstützung geben konnte. Aktuell ist mit einem weiteren Rückzug der Spekulanten aus dem Ölmarkt zu rechnen. Sie haben ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 20. September bereits stark reduziert: an der NYMEX (WTI) um 42 Tsd. und an der ICE (Brent) um 47 Tsd. Kontrakte. Sie bleiben jedoch bei den beiden wichtigsten Benchmark-Sorten recht hoch, was Spielraum für weiteren Verkaufsdruck gibt, insbesondere wenn das DOE heute Nachmittag einen Lageraufbau berichten sollte.
Edelmetalle
Gold handelt am Morgen bei rund 1.325 USD je Feinunze, nachdem es gestern um knapp 1% gefallen war. Belastet wurde Gold durch den festeren US-Dollar, der im Zuge guter US-Konjunkturdaten - das Verbrauchervertrauen hat sich im September deutlich aufgehellt - aufwertete. Auch gab es moderate Abflüsse aus den Gold-ETFs. Darüber hinaus fiel die Goldnachfrage Chinas im August verhalten aus.
Wie die Hongkonger Statistikbehörde gestern berichtete, hat China im letzten Monat aus Hongkong auf Netto-Basis lediglich 50,5 Tonnen Gold importiert. Dies waren nicht nur 45% weniger als im Vormonat und 15% weniger als im Vorjahr, sondern auch die niedrigsten Importe seit Januar. Offenbar haben die höheren Goldpreise die chinesischen Käufer zu Zurückhaltung veranlasst. Denn der durchschnittliche Goldpreis war im August so hoch wie zuletzt vor fast drei Jahren.
Die Netto-Goldimporte Chinas in den ersten acht Monaten des Jahres summieren sich auf 555 Tonnen und liegen damit 15% über dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum, was den schwachen August-Monat relativiert. Belastet durch Gold standen auch Silber und Platin gestern unter Druck, welche sich um jeweils rund 1,5% verbilligten. Relative Stärke zeigte dagegen Palladium, das gegen den Trend um ein knappes Prozent zulegte und heute Morgen bei 700 USD je Feinunze notiert.
Industriemetalle
An den Metallmärkten und speziell bei Nickel war gestern eine erhöhte Volatilität zu beobachten. Gemessen am LME-Industriemetallindex stand für die Metalle am Handelsende unter dem Strich aber nur ein Minus von 0,4% zu Buche. Nickel schwankte dabei in einer Handelsspanne von 10.250 USD bis 10.900 USD je Tonne.
Zinn näherte sich erstmals seit Anfang 2015 wieder der Marke von 20.000 USD je Tonne. Das International Tin Research Institute (ITRI) erwartet, dass die globale Zinnnachfrage in diesem Jahr um bis zu 1% auf rund 350 Tsd. Tonnen zulegen wird. Das ITRI basiert seine Einschätzung dabei auf einer Umfrage unter Zinnverbrauchern, die in den letzten Monaten durchgeführt wurde. Zum Nachfrageanstieg soll demnach die chinesische Lötindustrie maßgeblich beitragen, die sich zuletzt spürbar erholt hätte.
Die Lötindustrie insgesamt steht für knapp die Hälfte der weltweiten Zinnnachfrage. Für eine solide Zinnnachfrage spricht auch der seit Monaten zu beobachtende Lagerabbau von Zinn an der LME. Seit Anfang Juni haben sich die LME-Zinnbestände halbiert und liegen mit 3.650 Tonnen aktuell auf dem tiefsten Stand seit November 2008.
Zum Preisanstieg von Zinn in den letzten Monaten hat aber vor allem die Angebotsseite beigetragen. Zwar hatte der weltweit größte Zinnexporteur, Indonesien, zuletzt wieder etwas mehr Zinn ausgeführt, die durchschnittlichen Exporte in diesem Jahr lagen aber bei unter 5 Tsd. Tonnen pro Monat. Um den Weltmarkt auszugleichen, müsste Indonesien bis zu 8 Tsd. Tonnen Zinn pro Monat exportieren.
Agrarrohstoffe
In den letzten Wochen haben mehrere Beobachter und Teilnehmer am globalen Zuckermarkt ihre Prognosen für ein Defizit 2016/17 angehoben. Zuletzt taten dies am Montag die Analysten von Platts Kingsman. Sie erwarten nun in der Saison 2016/17, die im Oktober startet, ein Defizit von 6,45 Mio. Tonnen, 570 Tsd. Tonnen mehr als bisher und 1,24 Mio. Tonnen höher als das Defizit 2015/16. Als Grund geben sie die zuletzt enttäuschende brasilianische Zuckerproduktion an. Diese läuft zwar schon seit April, zählt aber zum internationalen Zuckerjahr 2016/17.
Zwar startete die Produktion auf hohem Niveau. Nicht nur hatte im Vorjahr Starkregen die Ernte behindert, so dass Rohr auf den Feldern verblieben war. Auch die Wachstumsbedingungen für das neue Rohr waren gut. Regenmangel hat dies aber in den letzten Monaten ins Stocken gebracht. Allerdings wird in diesem Jahr ein deutlich höherer Anteil des Rohrs der Zuckerverarbeitung zugeführt.
Auch wenn der Vorsprung geschrumpft ist: Stand Anfang September lag die Produktion 2016/17 im Hauptanbaugebiet Center-South gegenüber 2015/16 noch mit 17% im Plus. Die Internationale Zuckerorganisation schätzt das Defizit 2016/17 auf gut 7 Mio. Tonnen. Die Netto-Long-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer sind zuletzt wieder fast auf das Rekordniveau von Anfang September gestiegen. Dies unterstützte den starken Preisanstieg auf das 4-Jahreshoch von über 23 US-Cents je Pfund, birgt aber auch Rückschlagspotenzial, sollte die Stimmung kippen.
Genug wurde in den letzten Tagen zum Thema "Produktionsbegrenzungen der OPEC" gesagt und geschrieben. Auf dem heute zu Ende gehenden IEF-Treffen in Algerien dürfte es eine solche Vereinbarung nicht geben. Viele Beobachter sehen die Parteien, allen voran Saudi-Arabien und den Iran, jedoch nah beieinander, sie trenne ja nur eine Differenz von rund 600 Tsd. Barrel täglich. Bei dieser kurzsichtigen Betrachtung vergisst man, dass auch Nigeria und Libyen für sich Produktionssteigerungen einräumen lassen wollen, die über 1 Mio. Barrel täglich ausmachen dürften.
Und ganz vergessen scheint die Tatsache, dass bereits die gegenwärtige OPEC-Produktion ohne die "Ausweitungen" den Bedarf an OPEC-Öl im nächsten Jahr übersteigt. Hinzu kommt noch ein Wermutstropfen, nämlich eine mögliche Verlangsamung der Nachfrage. So hat gestern die Welthandelsorganisation WTO ihre Wachstumsprognosen für dieses und nächstes Jahr stark reduziert. Mit 1,7% p.a. bzw. 2,2% p.a. erwartet die WTO, dass der Welthandel bzw. das Welt-BIP den geringsten Zuwachs seit der Weltwirtschaftskrise 2009 zeigen wird.
Kein Wunder, dass nicht einmal ein erneuter vom API vermeldeter überraschender Lagerabbau bei den US-Beständen für Rohöl und Benzin den Preisen gestern Unterstützung geben konnte. Aktuell ist mit einem weiteren Rückzug der Spekulanten aus dem Ölmarkt zu rechnen. Sie haben ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 20. September bereits stark reduziert: an der NYMEX (WTI) um 42 Tsd. und an der ICE (Brent) um 47 Tsd. Kontrakte. Sie bleiben jedoch bei den beiden wichtigsten Benchmark-Sorten recht hoch, was Spielraum für weiteren Verkaufsdruck gibt, insbesondere wenn das DOE heute Nachmittag einen Lageraufbau berichten sollte.
Edelmetalle
Gold handelt am Morgen bei rund 1.325 USD je Feinunze, nachdem es gestern um knapp 1% gefallen war. Belastet wurde Gold durch den festeren US-Dollar, der im Zuge guter US-Konjunkturdaten - das Verbrauchervertrauen hat sich im September deutlich aufgehellt - aufwertete. Auch gab es moderate Abflüsse aus den Gold-ETFs. Darüber hinaus fiel die Goldnachfrage Chinas im August verhalten aus.
Wie die Hongkonger Statistikbehörde gestern berichtete, hat China im letzten Monat aus Hongkong auf Netto-Basis lediglich 50,5 Tonnen Gold importiert. Dies waren nicht nur 45% weniger als im Vormonat und 15% weniger als im Vorjahr, sondern auch die niedrigsten Importe seit Januar. Offenbar haben die höheren Goldpreise die chinesischen Käufer zu Zurückhaltung veranlasst. Denn der durchschnittliche Goldpreis war im August so hoch wie zuletzt vor fast drei Jahren.
Die Netto-Goldimporte Chinas in den ersten acht Monaten des Jahres summieren sich auf 555 Tonnen und liegen damit 15% über dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum, was den schwachen August-Monat relativiert. Belastet durch Gold standen auch Silber und Platin gestern unter Druck, welche sich um jeweils rund 1,5% verbilligten. Relative Stärke zeigte dagegen Palladium, das gegen den Trend um ein knappes Prozent zulegte und heute Morgen bei 700 USD je Feinunze notiert.
Industriemetalle
An den Metallmärkten und speziell bei Nickel war gestern eine erhöhte Volatilität zu beobachten. Gemessen am LME-Industriemetallindex stand für die Metalle am Handelsende unter dem Strich aber nur ein Minus von 0,4% zu Buche. Nickel schwankte dabei in einer Handelsspanne von 10.250 USD bis 10.900 USD je Tonne.
Zinn näherte sich erstmals seit Anfang 2015 wieder der Marke von 20.000 USD je Tonne. Das International Tin Research Institute (ITRI) erwartet, dass die globale Zinnnachfrage in diesem Jahr um bis zu 1% auf rund 350 Tsd. Tonnen zulegen wird. Das ITRI basiert seine Einschätzung dabei auf einer Umfrage unter Zinnverbrauchern, die in den letzten Monaten durchgeführt wurde. Zum Nachfrageanstieg soll demnach die chinesische Lötindustrie maßgeblich beitragen, die sich zuletzt spürbar erholt hätte.
Die Lötindustrie insgesamt steht für knapp die Hälfte der weltweiten Zinnnachfrage. Für eine solide Zinnnachfrage spricht auch der seit Monaten zu beobachtende Lagerabbau von Zinn an der LME. Seit Anfang Juni haben sich die LME-Zinnbestände halbiert und liegen mit 3.650 Tonnen aktuell auf dem tiefsten Stand seit November 2008.
Zum Preisanstieg von Zinn in den letzten Monaten hat aber vor allem die Angebotsseite beigetragen. Zwar hatte der weltweit größte Zinnexporteur, Indonesien, zuletzt wieder etwas mehr Zinn ausgeführt, die durchschnittlichen Exporte in diesem Jahr lagen aber bei unter 5 Tsd. Tonnen pro Monat. Um den Weltmarkt auszugleichen, müsste Indonesien bis zu 8 Tsd. Tonnen Zinn pro Monat exportieren.
Agrarrohstoffe
In den letzten Wochen haben mehrere Beobachter und Teilnehmer am globalen Zuckermarkt ihre Prognosen für ein Defizit 2016/17 angehoben. Zuletzt taten dies am Montag die Analysten von Platts Kingsman. Sie erwarten nun in der Saison 2016/17, die im Oktober startet, ein Defizit von 6,45 Mio. Tonnen, 570 Tsd. Tonnen mehr als bisher und 1,24 Mio. Tonnen höher als das Defizit 2015/16. Als Grund geben sie die zuletzt enttäuschende brasilianische Zuckerproduktion an. Diese läuft zwar schon seit April, zählt aber zum internationalen Zuckerjahr 2016/17.
Zwar startete die Produktion auf hohem Niveau. Nicht nur hatte im Vorjahr Starkregen die Ernte behindert, so dass Rohr auf den Feldern verblieben war. Auch die Wachstumsbedingungen für das neue Rohr waren gut. Regenmangel hat dies aber in den letzten Monaten ins Stocken gebracht. Allerdings wird in diesem Jahr ein deutlich höherer Anteil des Rohrs der Zuckerverarbeitung zugeführt.
Auch wenn der Vorsprung geschrumpft ist: Stand Anfang September lag die Produktion 2016/17 im Hauptanbaugebiet Center-South gegenüber 2015/16 noch mit 17% im Plus. Die Internationale Zuckerorganisation schätzt das Defizit 2016/17 auf gut 7 Mio. Tonnen. Die Netto-Long-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer sind zuletzt wieder fast auf das Rekordniveau von Anfang September gestiegen. Dies unterstützte den starken Preisanstieg auf das 4-Jahreshoch von über 23 US-Cents je Pfund, birgt aber auch Rückschlagspotenzial, sollte die Stimmung kippen.