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Brentöl knapp unter Jahreshoch

06.10.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreisrally ging gestern bei 52 USD je Barrel für Brentöl knapp unter dem Jahreshoch vom Juni die Luft aus. Die offiziellen Lagerdaten wiesen den fünften Wochenrückgang der US-Rohölvorräte in Folge aus, welcher mit knapp 3 Mio. Barrel aber nicht mal halb so hoch ausfiel wie der tags zuvor vom API berichtete. Erstmals seit Januar liegen die Rohölbestände damit wieder unter 500 Mio. Barrel.

Ausschlaggebend für den deutlich geringeren Abbau waren robustere Importe, die mit täglich 7,7 Mio. Barrel nur leicht niedriger waren als in der Vorwoche. Sie liegen damit zudem weiterhin deutlich höher als im Vorjahr. Die in diesem Jahr kräftigen Rohölimporte - im ersten Halbjahr war laut US-Energiebehörde erstmals seit 2010 wieder ein Anstieg zu verbuchen - sind auch auf den deutlich gesunkenen Preisabstand zwischen den US-Sorten und den internationalen Benchmarksorten zurückzuführen.

Statt 6 USD, wie im Durchschnitt des ersten Halbjahres 2015, war Brent in der ersten Hälfte 2016 nur noch 1,5 USD teurer als WTI, zwischenzeitlich waren die Sorten sogar gleich teuer. Vor allem die Raffinerien an der Ostküste (PADD1) importierten knapp 250 Tsd. Barrel pro Tag mehr als in der ersten Jahreshälfte 2015. Nigeria war Hauptlieferant.

Auch wenn das Land derzeit wegen der hohen Produktionsausfälle in seiner Exporttätigkeit begrenzt ist und auch wenn die OPEC vor einer Woche angekündigt hat, ihre Produktion kürzen zu wollen, scheint der Kampf um Marktanteile noch keineswegs beendet: So hat Saudi-Arabien für November seine Aufschläge für leichtes Öl in die USA gesenkt und die Äbschläge nach Asien und Europa erhöht. Europäische Abnehmer bekommen sogar den größten Abschlag seit Februar 2009 geboten.

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Edelmetalle

Gold hat seinen Preisverfall zwar vorübergehend gestoppt, macht aber keinen Boden gut. Heute Morgen handelt Gold bei 1.265 USD je Feinunze, nachdem es gestern etwa 3 USD tiefer ein 3½-Monatstief markiert hatte. Gold notiert damit auch in unmittelbarer Nähe der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie. Sollte diese unterschritten werden, dürfte dies zu neuerlichem Abgabedruck führen. In Euro gerechnet ist Gold gestern unter 1.130 EUR je Feinunze ebenfalls auf ein 3½-Monatstief gefallen.

Das niedrigere Preisniveau wird unseres Erachtens aber wohl auch Käufer anlocken. Da die Märkte in China in dieser Woche feiertagsbedingt geschlossen sind, fehlt damit derzeit allerdings ein wichtiger Käufer. Indien hat offenbar bereits im September wieder mehr Gold importiert. Vorläufigen Daten des Finanzministeriums zufolge beliefen sich die Goldeinfuhren auf 44,6 Tonnen und damit deutlich mehr als in den vorangegangenen Monaten.

Im Zuge der bevorstehenden Feiertagssaison mit den religiösen Feiertagen "Diwali" und "Dussehra" und der darauf folgenden Hochzeitssaison sollte Indien auch in den kommenden Monaten wieder größere Mengen Gold importieren. Dabei hilft sicherlich auch, dass sich Gold in Indischer Rupie gerechnet zuletzt ebenfalls verbilligt hat.

Für eine höhere Goldnachfrage in Indien spricht zudem, dass sich der Abschlag gegenüber den Weltmarktpreisen deutlich reduziert hat. Anfang Oktober waren es laut Angaben von Platts noch 2-3 USD je Feinunze. In der Spitze im Juli betrug der Abschlag bis zu 75 USD je Feinunze.


Industriemetalle

Die Metallpreise profitierten gestern nicht vom Anstieg der Ölpreise und gaben fast allesamt nach. Die größten Verlierer waren dabei Zink und Blei, die sich um 1,6% bzw. 1,4% verbilligten. Beide Metalle waren in den Wochen zuvor allerdings auch die größten Gewinner, so dass sich hier Korrekturpotenzial aufgebaut hatte. Mit 2.350 USD je Tonne und 2.050 USD je Tonne liegen Zink und Blei aber weiterhin auf hohen Niveaus. Zinn hält sich bei knapp 20.000 USD je Tonne und damit in der Nähe des Anfang der Woche erreichten 21½-Monatshochs. Der Aufwärtsbewegung könnte aber etwas die Luft ausgehen, denn Indonesien hat im September wieder deutlich mehr Zinn exportiert.

Gemäß Daten des Handelsministeriums beliefen sich die Ausfuhren auf 7.744 Tonnen. Dies waren 21% mehr als im Vorjahr und zugleich die höchsten Exporte seit elf Monaten. Die Ausfuhren wurden zudem den zweiten Monat in Folge deutlich gesteigert. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, wird sich wohl die Versorgungslage am globalen Zinnmarkt spürbar entspannen. Indonesien ist der weltgrößte Exporteur von Zinn.

Mehr Angebot steht wohl auch dem Kupfermarkt zur Verfügung. Denn Chile hat laut Angaben der nationalen Statistikbehörde im August die Kupferproduktion wieder ausgeweitet, was allerdings zum Großteil an der niedrigen Vergleichsbasis des Vorjahresmonats lag. Nach acht Monaten des Jahres lag die chilenische Kupferproduktion demnach noch immer rund 4% unter Vorjahr. Dieser Rückstand kann wohl nicht mehr aufgeholt werden.


Agrarrohstoffe

Der US-Weizenpreis ist gestern um 2,4% gestiegen und notiert damit im meistgehandelten Terminkontrakt wieder oberhalb von 400 US-Cents je Scheffel. US-Weizen war zuletzt relativ zu Weizen in der EU deutlich billiger. Der Preisabschlag belief sich Ende letzter Woche umgerechnet auf 30 EUR pro Tonne. Über einen längeren Zeitraum betrachtet war US-Weizen zuletzt vor mehr als zwei Jahren so preiswert.

Die höheren Transportkosten für Käufer diesseits des Atlantiks dürften dadurch mehr als ausgeglichen werden, was sich in einer höheren Nachfrage nach US-Weizen bemerkbar machen sollte. Erste Anzeichen hierfür gibt es bereits. So hat die für den Getreideeinkauf zuständige Behörde Marokkos in dieser Woche 260 Tsd. Tonnen US-Weichweizen gekauft. Schon letzten Monat hatte Marokko Käufe von 235 Tsd. Tonnen US-Weichweizen getätigt. Normalerweise deckt Marokko seinen Importbedarf größtenteils durch Weizenkäufe in Europa.

Argentinien wird im bevorstehenden Erntejahr 2016/17 laut Schätzung der Getreidebörse von Buenos Aires eine Rekordmaisernte von 36 Mio. Tonnen erzielen. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies ein Plus von 6 Mio. Tonnen. Bei Weizen soll die Erntemenge um gut 2 Mio. auf 12,5 Mio. Tonnen steigen. Die Sojabohnenernte soll dagegen um 3 Mio. auf 53 Mio. Tonnen sinken. Grund hierfür sind Verschiebungen bei den Anbauflächen infolge der Aufhebung der Exportsteuern auf Mais und Weizen.



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