Brentölpreis auf Jahreshoch
11.10.2016 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise sind gestern nach anfänglicher Schwäche deutlich gestiegen. Brent erreichte zwischenzeitlich mit 53,73 USD je Barrel das höchste Niveau seit einem Jahr. WTI näherte sich bis auf wenige Cents dem Hoch von Anfang Juni von 51,67 USD je Barrel. Auslöser für die neuerliche Preisrally waren Erwartungen von koordinierten Maßnahmen der Ölproduzenten zur Eindämmung des Überangebotes.
Der saudi-arabische Ölminister al-Falih sieht gute Chancen auf eine Einigung zur Begrenzung des Ölangebotes bis zur OPEC-Sitzung Ende November. Russlands Präsident Putin hat die Bereitschaft seines Landes signalisiert, sich an einem derartigen Abkommen zu beteiligen. Unklar ist allerdings, ob damit eine Reduktion oder lediglich ein Einfrieren der russischen Ölproduktion gemeint ist. Bis zuletzt ist diese weiter gestiegen.
Im Oktober beläuft sie sich bislang auf 11,2 Mio. Barrel pro Tag und liegt damit nochmals über dem Rekordniveau im September. Wir erachten eine freiwillige Senkung der Ölproduktion in Russland als nahezu ausgeschlossen, da sich viele russische Ölunternehmen im Privatbesitz befinden. Der größte staatliche Ölkonzern Rosneft weitet seine Produktion ohnehin nicht mehr aus.
Die Erwartung von Produktionskürzungen lässt auch die spekulativen Finanzanleger auf steigende Preise setzen, was den Preisanstieg verstärkt. In den Tagen nach dem Produzententreffen in Algier kam es zu einem massiven Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen sowohl bei WTI als auch bei Brent um 67,9 Tsd. bzw. 70,6 Tsd. Kontrakte. Somit wächst der Druck auf die OPEC, den Worten auch Taten folgen zu lassen. Ansonsten droht ein empfindlicher Rücksetzer.
Edelmetalle
Gold hält sich entgegen eines aufwertenden US-Dollar und fester Aktienmärkte relativ stabil bei rund 1.260 USD je Feinunze. Es notiert damit auch weiter in unmittelbarer Nähe der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie, die derzeit scheinbar magische Anziehungskraft hat. Durch den steigenden US-Dollar kann Gold in Euro gerechnet etwas Boden gut machen und handelt heute Morgen bei 1.130 EUR je Feinunze, was ebenfalls der 200-Tage-Linie entspricht.
Eine spürbare Preiserholung von Gold wird wohl bislang auch durch die gestiegenen Zinserwartungen in den USA im Nachgang des zweiten TV-Duells um die Präsidentschaftswahlen verhindert. Der Markt rechnet jetzt mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 70% damit, dass die Fed bis zum Jahresende die Zinsen anhebt. Silber verteuert sich moderat auf 17,6 USD je Feinunze, holt damit gegenüber Gold aber kaum auf.
Das Gold/Silber-Verhältnis liegt noch bei über 71. Ähnlich wie bei Gold war auch der Preisrutsch von Silber letzte Woche stark spekulativ getrieben. Denn die Netto-Long-Positionen wurden laut CFTC-Statistik in der Woche zum 4. Oktober um 16% auf 64,5 Tsd. Kontrakte und damit den niedrigsten Stand seit Mitte Juni abgebaut. Der Preisrückgang von Silber nach dem Datenstichtag legt nahe, dass die Netto-Long-Positionen mittlerweile weiter reduziert worden sind. Wie bei Gold treffen offenbar auch bei Silber die niedrigeren Preise auf Kaufinteresse. So vermeldeten die Silber-ETFs gestern Zuflüsse von 26,6 Tonnen.
Industriemetalle
Die Metallpreise profitierten gestern vom starken Anstieg der Ölpreise und wurden von diesen mit nach oben gezogen. Ebenso wirkten sich die festen Aktienmärkte unterstützend auf die Metallpreise aus. Der LME-Industriemetallindex stieg im Zuge dessen um 1,2% auf 2.465 Punkte und nähert sich damit wieder seinem Jahreshoch von Ende September. Der größte Gewinner war Nickel, gefolgt von Kupfer. Auch der von Metal Bulletin erhobene Preis für nach China geliefertes Eisenerz im Hafen von Qingdao (62% Eisengehalt) hat gestern nach der Feiertagswoche in China spürbar angezogen.
Eine Tonne Eisenerz kostet demnach aktuell wieder 56,65 USD. Die übermorgen zur Veröffentlichung anstehenden Handelsdaten der Zollbehörde dürften zeigen, dass China auch im September große Mengen Eisenerz importiert hat. Darauf deuten unter anderem die Verladedaten des australischen Hafens von Port Hedland hin (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 7. Oktober).
Auch seitens der Stahlindustrie gibt es Unterstützung für Eisenerz. So schätzt der Weltstahlverband, dass die globale Stahlnachfrage in diesem Jahr um 0,2% und im nächsten Jahr um 0,5% auf dann 1,51 Mrd. Tonnen steigen wird. 2015 war die Stahlnachfrage demnach um 3% gesunken. Das erwartete Wachstum findet dabei in Ländern außerhalb Chinas statt. Es gäbe zwar noch Abwärtsrisiken für den jetzt veröffentlichten Ausblick, grundsätzlich sieht der Weltstahlverband bei der Stahlnachfrage die Talsohle aber durchschritten.
Agrarrohstoffe
Der morgige Tag bringt einige interessante Daten - bei ganz unterschiedlichen Produkten: Zum einen werden die Zahlen zur Verarbeitung von Kakao in Europa im dritten Quartal 2016 veröffentlicht. In einer Bloomberg-Umfrage wird im Median mit einem Plus von 3,2% gegenüber Vorjahr gerechnet. Die erwarteten 344 Tsd. Tonnen wären ein 5-Jahreshoch - wie es bereits die verarbeitete Menge im Vorquartal war.
Allerdings ist dies nur bedingt als starkes Nachfragesignal zu interpretieren. Vielmehr führte die schlechte Verfügbarkeit von Kakaobohnen nach der enttäuschenden westafrikanischen Ernte 2015/16 dazu, dass Verarbeitungsaktivitäten dort eingeschränkt und andernorts mit Lagerware ausgedehnt wurden.
Einen weiteren Anreiz zur Verarbeitung gab das in diesem Jahr kräftig gestiegene Verhältnis von Kakaobutter- zu Bohnenpreis. Letzterer gab gestern um 3,8% nach, da weitere Regenfälle in der Elfenbeinküste zwar kurzfristig die Erntearbeiten erschweren, aber mittelfristig zu einer kräftigen Angebotserholung 2016/17 beitragen sollen. Diese Erwartung drückt sich auch im Handelsvolumen aus. Die Kontrakte mit Fälligkeit Dezember 2016 und März 2017 wurden zuletzt schon gleich stark gehandelt. Im Dezember-Kontrakt ist Kakao aber aktuell 3% teurer.
Zum anderen wird für morgen laut Umfragen erwartet, dass das US-Landwirtschaftsministerium seine Prognose für Ertrag, Erntemenge und Endbestände 2016/17 bei der laufenden US-Ernte bei Mais leicht nach unten, bei Sojabohnen dagegen leicht nach oben korrigiert.
Die Ölpreise sind gestern nach anfänglicher Schwäche deutlich gestiegen. Brent erreichte zwischenzeitlich mit 53,73 USD je Barrel das höchste Niveau seit einem Jahr. WTI näherte sich bis auf wenige Cents dem Hoch von Anfang Juni von 51,67 USD je Barrel. Auslöser für die neuerliche Preisrally waren Erwartungen von koordinierten Maßnahmen der Ölproduzenten zur Eindämmung des Überangebotes.
Der saudi-arabische Ölminister al-Falih sieht gute Chancen auf eine Einigung zur Begrenzung des Ölangebotes bis zur OPEC-Sitzung Ende November. Russlands Präsident Putin hat die Bereitschaft seines Landes signalisiert, sich an einem derartigen Abkommen zu beteiligen. Unklar ist allerdings, ob damit eine Reduktion oder lediglich ein Einfrieren der russischen Ölproduktion gemeint ist. Bis zuletzt ist diese weiter gestiegen.
Im Oktober beläuft sie sich bislang auf 11,2 Mio. Barrel pro Tag und liegt damit nochmals über dem Rekordniveau im September. Wir erachten eine freiwillige Senkung der Ölproduktion in Russland als nahezu ausgeschlossen, da sich viele russische Ölunternehmen im Privatbesitz befinden. Der größte staatliche Ölkonzern Rosneft weitet seine Produktion ohnehin nicht mehr aus.
Die Erwartung von Produktionskürzungen lässt auch die spekulativen Finanzanleger auf steigende Preise setzen, was den Preisanstieg verstärkt. In den Tagen nach dem Produzententreffen in Algier kam es zu einem massiven Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen sowohl bei WTI als auch bei Brent um 67,9 Tsd. bzw. 70,6 Tsd. Kontrakte. Somit wächst der Druck auf die OPEC, den Worten auch Taten folgen zu lassen. Ansonsten droht ein empfindlicher Rücksetzer.
Edelmetalle
Gold hält sich entgegen eines aufwertenden US-Dollar und fester Aktienmärkte relativ stabil bei rund 1.260 USD je Feinunze. Es notiert damit auch weiter in unmittelbarer Nähe der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie, die derzeit scheinbar magische Anziehungskraft hat. Durch den steigenden US-Dollar kann Gold in Euro gerechnet etwas Boden gut machen und handelt heute Morgen bei 1.130 EUR je Feinunze, was ebenfalls der 200-Tage-Linie entspricht.
Eine spürbare Preiserholung von Gold wird wohl bislang auch durch die gestiegenen Zinserwartungen in den USA im Nachgang des zweiten TV-Duells um die Präsidentschaftswahlen verhindert. Der Markt rechnet jetzt mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 70% damit, dass die Fed bis zum Jahresende die Zinsen anhebt. Silber verteuert sich moderat auf 17,6 USD je Feinunze, holt damit gegenüber Gold aber kaum auf.
Das Gold/Silber-Verhältnis liegt noch bei über 71. Ähnlich wie bei Gold war auch der Preisrutsch von Silber letzte Woche stark spekulativ getrieben. Denn die Netto-Long-Positionen wurden laut CFTC-Statistik in der Woche zum 4. Oktober um 16% auf 64,5 Tsd. Kontrakte und damit den niedrigsten Stand seit Mitte Juni abgebaut. Der Preisrückgang von Silber nach dem Datenstichtag legt nahe, dass die Netto-Long-Positionen mittlerweile weiter reduziert worden sind. Wie bei Gold treffen offenbar auch bei Silber die niedrigeren Preise auf Kaufinteresse. So vermeldeten die Silber-ETFs gestern Zuflüsse von 26,6 Tonnen.
Industriemetalle
Die Metallpreise profitierten gestern vom starken Anstieg der Ölpreise und wurden von diesen mit nach oben gezogen. Ebenso wirkten sich die festen Aktienmärkte unterstützend auf die Metallpreise aus. Der LME-Industriemetallindex stieg im Zuge dessen um 1,2% auf 2.465 Punkte und nähert sich damit wieder seinem Jahreshoch von Ende September. Der größte Gewinner war Nickel, gefolgt von Kupfer. Auch der von Metal Bulletin erhobene Preis für nach China geliefertes Eisenerz im Hafen von Qingdao (62% Eisengehalt) hat gestern nach der Feiertagswoche in China spürbar angezogen.
Eine Tonne Eisenerz kostet demnach aktuell wieder 56,65 USD. Die übermorgen zur Veröffentlichung anstehenden Handelsdaten der Zollbehörde dürften zeigen, dass China auch im September große Mengen Eisenerz importiert hat. Darauf deuten unter anderem die Verladedaten des australischen Hafens von Port Hedland hin (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 7. Oktober).
Auch seitens der Stahlindustrie gibt es Unterstützung für Eisenerz. So schätzt der Weltstahlverband, dass die globale Stahlnachfrage in diesem Jahr um 0,2% und im nächsten Jahr um 0,5% auf dann 1,51 Mrd. Tonnen steigen wird. 2015 war die Stahlnachfrage demnach um 3% gesunken. Das erwartete Wachstum findet dabei in Ländern außerhalb Chinas statt. Es gäbe zwar noch Abwärtsrisiken für den jetzt veröffentlichten Ausblick, grundsätzlich sieht der Weltstahlverband bei der Stahlnachfrage die Talsohle aber durchschritten.
Agrarrohstoffe
Der morgige Tag bringt einige interessante Daten - bei ganz unterschiedlichen Produkten: Zum einen werden die Zahlen zur Verarbeitung von Kakao in Europa im dritten Quartal 2016 veröffentlicht. In einer Bloomberg-Umfrage wird im Median mit einem Plus von 3,2% gegenüber Vorjahr gerechnet. Die erwarteten 344 Tsd. Tonnen wären ein 5-Jahreshoch - wie es bereits die verarbeitete Menge im Vorquartal war.
Allerdings ist dies nur bedingt als starkes Nachfragesignal zu interpretieren. Vielmehr führte die schlechte Verfügbarkeit von Kakaobohnen nach der enttäuschenden westafrikanischen Ernte 2015/16 dazu, dass Verarbeitungsaktivitäten dort eingeschränkt und andernorts mit Lagerware ausgedehnt wurden.
Einen weiteren Anreiz zur Verarbeitung gab das in diesem Jahr kräftig gestiegene Verhältnis von Kakaobutter- zu Bohnenpreis. Letzterer gab gestern um 3,8% nach, da weitere Regenfälle in der Elfenbeinküste zwar kurzfristig die Erntearbeiten erschweren, aber mittelfristig zu einer kräftigen Angebotserholung 2016/17 beitragen sollen. Diese Erwartung drückt sich auch im Handelsvolumen aus. Die Kontrakte mit Fälligkeit Dezember 2016 und März 2017 wurden zuletzt schon gleich stark gehandelt. Im Dezember-Kontrakt ist Kakao aber aktuell 3% teurer.
Zum anderen wird für morgen laut Umfragen erwartet, dass das US-Landwirtschaftsministerium seine Prognose für Ertrag, Erntemenge und Endbestände 2016/17 bei der laufenden US-Ernte bei Mais leicht nach unten, bei Sojabohnen dagegen leicht nach oben korrigiert.