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Ein paar Worte zur geopolitischen Lage

14.10.2016  |  Folker Hellmeyer
Großer Datenkalender

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1025 (07.25 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0985 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 114.70. EUR-CHF oszilliert bei 1.0891.

Politik bestimmt die weitere Entwicklung der Ökonomie. Diese Regel war nie bedeutender als heute. Da das so ist, sind wir in unseren Analysen gefordert, diese Betrachtungen in das Gesamtbild einzubeziehen. Jede andere Herangehensweise wäre unprofessionell.

Zuletzt sprachen Walter Steinmeier und der Chef des britischen Geheimdiensts MI6 darüber, dass die globale Kriegsgefahr stärker ausgeprägt ist als zu Zeiten des Kalten Krieges und der Kubakrise. Ich stimme dieser Wahrnehmung zu. Ergo stehen ultimative Risiken für die Weltbevölkerung, die Ökonomie und die Finanzmärkte im Raum.

Es gibt derzeit drei Hotspots, Syrien, Ukraine und das südchinesische Meer, die jederzeit zu einer Eskalation führen können. Dabei steht Syrien aktuell im Mittepunkt. In allen Auseinandersetzungen geht es um eine Machtauseinandersetzung zwischen den USA und den aufstrebenden Ländern, allen voran Russland und China. Es geht um Geopolitik und kaum um Menschen und westliche Werte, wie immer wieder politisch und medial dargestellt wird.

Als anekdotische Evidenz dieser These können wir die Erfahrungen aus Afghanistan, Irak, Libyen oder die Willfährigkeit gegenüber den Aktivitäten Saudi-Arabiens unter anderem im Jemen anführen. Das Resultat dessen, was im Namen der westlichen Werte dort angerichtet wurde, spricht Bände und vor allen Dingen für sich selbst. Die daraus fehlenden Lernkurven unterstreichen die hier aufgestellte These.

Das maßgebliche Problem, dem sich die USA mit ihrem globalen Führungsanspruch ausgesetzt sehen, ist der latente finanzökonomische Machtverlust als Folge der Globalisierung, der historisch betrachtet eben auch einen politischen Machtverlust mit sich bringen muss.

Das gilt umso mehr, als dass die strukturelle US-Wirtschaftslage sehr kritisch ist und aktuell erkennbar auf die Konjunkturzyklik durchschlägt. Die wegbrechenden US-Steuereinnahmen (heute Federal Budget, Jahresvergleich) und die wieder dynamisch steigende Staatsverschuldung (auf dem Weg zu mehr als 5% des BIP per 2016) sind augenfälliger Beleg.


Zu den Fakten:

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In der Historie gab es mehrfach Verweigerungen nach finanzökonomischen Machtachsenverschiebungen politische Machtachsenverschiebungen zuzulassen. Regelmäßig mündete das in der Wahl des ultimativen politischen Mittels "Krieg". Bisher läuft dieser Krieg an Finanzmärkten, in der Wirtschaftspolitik und in noch überschaubaren Stellvertreterkriegen ab. Das muss eben nicht so bleiben.

Die nächste Eskalationsstufe steht möglicherweise an: US-Präsident Obama wird mit seinen Beratern militärische Optionen in Syrien abwägen. Ein stärkeres Engagement auf dem Boden Syriens werde erwogen, beispielsweise Luftangriffe auf syrische Militärstützpunkte.

Eine solche Entscheidung wäre nichts anderes als der Beginn eines Angriffskriegs. Es wäre erneut ein Bruch internationalen Rechts. Die Beliebigkeit des Westens im Umgang mit dem internationalen Recht steht im diametralen Widerspruch zu dem Wertekanon, den der Westen predigt.

Zu Syrien: Die Verbalakrobatik der westlichen Mächte bezüglich guter Rebellen in Syrien ist mehr als anfechtbar. Man sollte einmal prüfen, welche Kräfte die Christen in Syrien verfolgten und töteten und an welcher Seite der Westen bei nüchterner Analyse steht.

Fühlt es sich als syrischer Zivilist gut an, als menschliches Schutzschild in Aleppo von angeblich guten Rebellen missbraucht zu werden und zu sterben? Stellen wir die richtigen Fragen? Wer eskaliert? Wer agiert? Wer reagiert? Wo steht die EU? Wo sollte die EU stehen?

Unsensible weitere westliche Politik würde massive und unter Umständen ultimative Risiken begründen. Friede ernährt - Unfriede verzehrt! - Die derzeit wegsterbende Generation wusste das sehr genau …


Wir freuen uns über die Preisdaten aus China:

Die Erzeugerpreise sind erstmalig seit fünf Jahren gestiegen. Im Jahresgleich kam es per September zu einem Anstieg um 0,1% nach zuvor -0,8%. Noch zum Jahreswechsel 2015/2016 bewegte sich das Niveau bei -6,0%. Die Verbraucherpreise legten per Berichtsmonat September im Jahresvergleich um 1,9% nach zuvor 1,3% zu.

Die Projekte "One Belt - One Road" und die Seidenstraße als Teil davon sind Infrastrukturprojekte, die Länder verbinden und damit gemeinsame Interessen und Wohlstand schaffen.

Das ist Sinn stiftende Wirtschaftspolitik mit Primär-, Sekundär- und Tertiäreffekten. vor allen Dingen ist diese Form der Politik eine Friedenspolitik. Erkennen Sie die Unterschiede? "Food for thought!"

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0950 - 1.0970 dreht den Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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