Erholung kommt (aber evtl. erst nach der US-Wahl)
19.10.2016 | Florian Grummes
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Auf dem logarithmischen Tageschart hatte sich seit Anfang Juli ein Konsolidierungsdreieck gebildet, welches Anfang Oktober nach unten aufgebrochen wurde. Der folgende Kursrutsch endete haargenau an der steigenden 200-Tagelinie (17,20 USD). Seit zwei Wochen stabilisierte sich der Silberpreis daraufhin klar oberhalb von 17,00 USD und kann zu Wochenbeginn leicht steigen. Insofern hat der scharfe Rücksetzer bis dato noch nicht allzu viel Geschirr zerschlagen, denn solange die 200-Tagelinie nicht deutlich unterschritten wird, bleiben die Bullen in Führung.Auf Sicht der nächsten Wochen ist nun eine Erholung bis zur fallenden 50-Tagelinie (18,98 USD) sehr wahrscheinlich. Betrachtet man die extrem überverkaufte Lage bei allen drei Indikatoren, stehen die Chancen dafür wirklich sehr gut. Allerdings ist die Stochastik in den trendverstärkenden bärisch eingebetteten Status („embedded“) gewechselt. Konsequenterweise tun sich Gold und Silber daher mit einer Erholung bislang sehr schwer.
Es benötigt hier also erst einen Befreiungsschlag, bevor die Stochastik mit dem Anstieg über 20 das Signal zur Erholungsrally liefert. Bleibt die "embedded" Stochastik aber trotz einer kurzfristigen Erholung weiterhin bestehen, wird es schon bald zu einem neuerlich Kursrutsch kommen. Das untere Bollinger Band (16,50 USD) taucht nun jedenfalls ab und gibt mittlerweile deutlich tiefere Kurse frei. Gut erkennbar ist die nächste horizontale Unterstützungszone um 16,40 - 16,00 USD, welche das absolute "worst case" darstellt und in gar keinem Fall unterschritten werden darf.
In der Konklusion ist der Tageschart aufgrund der bärisch eingebetteten Stochastik ganz klar negativ zu bewerten. Achten sie in den nächsten Tagen auf diesen Indikator. Gelingt der Stochastik der Befreiungsschlag über 20, kommt es zur Erholungsrally bis zur fallenden 50-Tagelinie (18,98 USD) bzw. bis zur ehemaligen Aufwärtstrendlinie.
Andernfalls sehen wir wohl zuerst noch tiefere Kurse, bevor sich die Bullen mit einer deutlichen Erholung zurückmelden. Angesichts der in drei Wochen anstehenden US-Wahlen kein ganz unwahrscheinliches Szenario.
2. Gold/Silber Ratio:
Das Gold/Silber-Ratio hat aufgrund der Korrektur am Gold- und Silbermarkt in den letzten Wochen einen deutlichen Sprung nach oben gemacht, konnte dabei aber bislang die Zone von 72 Punkten nicht nachhaltig überspringen.
Damit hat die gesamte Gegenbewegung seit Anfang Juli bisher lediglich ihr Minimalziel (38,2%) erreicht. Die fallende 200-Tagelinie (73,95) verläuft weiterhin souverän oberhalb des Preisgeschehens und spricht eindeutig für eine übergeordnete und nachhaltig Aufwärtsbewegung im Edelmetallsektor.
Positiv hervorzuheben ist auch die sich abzeichnende Divergenz bei der Stochastik. Das neue Hoch der Gegenbewegung wurde vom Indikator nicht mehr nachvollzogen.
3. Silberminen ETF:
Nach einem fulminanten ersten Halbjahr sind die Gold- und Silberminenaktien seit Anfang August zwischenzeitlich stark unter Druck geraten und jetzt wieder deutlich billiger zu haben. Von seinem Hoch am 12. August bei 54,34 USD hat der Global X Silver Miners ETF (SIL) knapp 30% korrigiert. Dennoch hat dieser Rücksetzer noch nicht einmal das steigende untere Bollinger Band (35,64 USD) erreicht. Ebenso wurde bislang lediglich das 38,2%-Retracement abgearbeitet. Auch die 200-Tagelinie (35,29 USD) bewegt sich auf dem Tageschart immer noch in relativ sicherem Abstand unterhalb des aktuellen Preisgeschehens.
Auf dem logarithmischen Wochenchart wird nicht nur der steile Anstieg zwischen Januar und August deutlich, sondern auch die stark überverkaufte Lage, in welcher sich die Stochastik mittlerweile befindet. RSI und MACD hingegen haben lediglich ihre überkaufte Lage abgebaut. Eine Gegenbewegung wird daher immer wahrscheinlicher. Auch das Ende der Korrektur ist durchaus möglich. Das erste Erholungsziel ist die Widerstandszone um ca. 44,00 USD sowie die fallende 50-Tagelinie (45,91 USD). Sollte sich eine unmittelbare Erholung nicht durchsetzen können, ist der ETF im Bereich um 35,50 USD extrem gut unterstützt.
Zusammengefasst fehlt für ein Kaufsignal noch die klare Trendwende bei der Stochastik. Während dieser Indikator auf dem Wochenchart extrem überverkauft ist, zurrt er auf dem Tageschart (wie beim Silber) den Abwärtstrend vorerst fest. Ein starkes mittelfristiges Erholungspotential steht also einem kurzfristig noch etablierten Abwärtstrend gegenüber.
In jedem Fall sind die Minenaktien auf dem aktuellen Niveau ein klarer Kauf. Das noch vorhandene Rückschlagpotential ist überschaubar. Achten sie hier auch auf den pro aurum Value Flex Fond (ISIN: DE000A0YEQY6), welcher zahlreiche Silberminenwerte wie Silver Standard Resources und Silver Wheaton im Portfolio hat und seit Jahresbeginn eine beeindruckende Performance von über 65% vorzuweisen hat
4. CoT-Report:
Bereits seit Mitte April hatte die kumulierte Leerverkaufsposition der kommerziellen Händler einen sehr kritischen Extremwert erreicht. Dennoch konnte der Silberpreis in den folgenden Monaten erst richtig durchstarten. Die kommerziellen Händler stellten sich diesem Anstieg entgegen und erhöhten ihre Shortposition auf noch nie gesehene Höchststände. Das absolute Top wurde Anfang August bei einem Silberpreis von 20,62 USD mit 109.121 leerverkauften Kontrakten gemeldet (= höchster Stand seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 1992).
In den letzten zweieinhalb Monaten ist der Silberpreis mittlerweile deutlich gefallen und die „Profis“ haben diesen Rückgang natürlich genutzt, um ihre Shorts einzudecken. Im langfristigen Vergleich ist ihre aktuell vorliegende Positionierung mit 77.635 leerverkauften Kontrakten auf den Silberfuture an der COMEX immer noch viel zu hoch. Von einem antizyklischen Kaufsignal sind wir also weit entfernt.
Allerdings ist es doch auffällig, dass die derzeitige Leerverkaufsposition deutlich niedriger ist als noch im Mai auf ähnlichem Preisniveau. Vergleichen wir die Zahlen: 21. Juni bei einem Silberpreis von 17,20 USD = 89.936 leerverkaufte Kontrakte - 10. Oktober bei einem Silberpreis von 17,46 USD = 77.635 leerverkaufte Kontrakte
Ich werte dies als untrügliches Zeichen dafür, dass die kommerziellen Händler hier umdenken und bereits auf höheren Niveaus stärker eindecken (müssen). Gleiches gilt übrigens auch für den Goldmarkt. Insgesamt also eine sehr positive Entwicklung, welche die These eines neuen Bullenmarktes untermauert.
In Bullenmärkten gelten aber andere Regeln als in Bärenmärkten. Insbesondere gilt, dass hier häufig nur kurzzeitig der Überdruck im Kessel entweichen muss. Insofern muss es in den kommenden Monaten nicht zu einer vollständigen Bereinigung an den Terminmärkten kommen. Bereits die aktuelle Konstellation könnte ausreichend sein, um die nächste Aufwärtswelle zu starten.
Folgt man hingegen strikt den bekannten Zahlen aus der Vergangenheit, sind wir, was den CoT-Report angeht, noch weit von einem Kaufsignal entfernt.