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Der Börsentag nach der Wahl

07.11.2016  |  Robert Rethfeld
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Betrachtet man alle Verläufe seit 1900 um den Wahltermin herum und bildet daraus einen Durchschnittswert, dann ist die typische Vor-Wahlrallye gut zu erkennen.

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Nach der Wahl konsolidieren die Märkte meist oder aber haben eine Tendenz zur Gewinnmitnahme. Letzteres gilt insbesondere für den Zeitraum nach dem zweiten Weltkrieg. Das Verhalten des Aktienmarktes in der aktuellen Phase ist atypisch.

In 20 von 29 Fällen stiegen die Aktienmärkte in den Tagen vor der Wahl. Die 9 Muster, in denen dies nicht geschah und die damit dem bisherigen Verlauf in den Tagen vor der Wahl am 8. November 2016 ähneln, haben wir mit Hilfe des folgenden Charts zusammengefasst.

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In 5 der 9 Fälle ohne Vorwahlrally standen die Aktienmärkte nach 10 Tagen höher als zum Wahltermin, in 4 Fällen war dies nicht so. Nur einmal (1920, gelbe Linie obiger Chart) gingen die Aktienmärkte in den Tagen nach der Wahl tief in die Grütze. Der Dow Jones Index verlor nach der Wahl des republikanischen Zeitungsverlegers Warren G. Harding gut 10 Prozent. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass bereits im Januar 1920 eine starke Rezession begann, die den Aktienverlauf negativ beeinflusste. Auch hier lassen sich Parallelen zu 2008 und 1932 ziehen.

Die Geschichte der US-Wahl 2016 ist zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser Analyse noch nicht geschrieben, aber eine Entscheidung ist nah.

Im Jahr 1980 war Ronald Reagan der Kandidat der Republikaner.

Der Spiegel schrieb in seiner Ausgabe vom 27. Oktober 1980: "Denn eigentlich ist dieser Ronald Wilson Reagan, 69, Ex-Sportreporter, -Filmschauspieler, -Fernsehunterhalter, -Politreisender, -Waschmittelwerber, Gouverneur, kaum von dem Holz, aus dem Amerika gemeinhin Präsidenten schnitzt - oder zumindest früher zu schnitzen pflegte. Von Freund und Feind als intellektuelles Leichtgewicht eingestuft ("Selbst wenn man durch Ronald Reagans tiefste Gedankengänge watet", so der Republikaner Peter Behr aus Kalifornien, "macht man sich nicht mal die Knöchel naß"), verhaftet in einer Welt von gestern, ohne Verständnis für die Welt von heute oder gar morgen, ist Reagan eher der typische "Know-nothing-Kandidat" (so der US-Publizist Jeffrey Klein), ein Meister der markigen Sprüche, eine "Kraft des Negativismus" (Senator Edward Kennedy) und ein Methusalem des Konservatismus.

Reagan: "Im Mittelpunkt unserer Botschaft sollten fünf einfache, vertraute Worte stehen: Familie, Arbeit, Nachbarschaft, Freiheit, Frieden. Er will die Steuern um 30 Prozent senken und den Staatshaushalt ausgleichen; er lehnt, natürlich, ab, den Frauen die Gleichberechtigung in der Verfassung festzuschreiben, den Armen die Abtreibung zu erleichtern und neue staatliche Förderungsprogramme für die Eingliederung von Schwarzen und anderen Minderheiten in den Wirtschaftsprozess voranzutreiben. Wohlfahrtsempfänger sind für ihn "eine gesichtslose Masse, die auf Almosen wartet".


Ronald Reagan senkte die Steuern und fuhr die Verschuldung hoch. Anfangs griff das Programm nicht, ein halbes Jahr nach seiner Wahl begann eine Rezession. Danach aber blähten sich die Märkte bis zum Crash von 1987 auf. Bei allen Unterschieden in der Persönlichkeit (Reagan wurde von den Zeitgenossen als ein durchaus freundlicher Mensch beschrieben) fallen die Parallelen zu Trump beim Lesen des obigen Textes unmittelbar ins Auge.

Sollte Clinton gewählt werden, dann erwarten die Beobachter einen Bounce an den Märkten. Sollte Trump gewinnen, wird ein deutlicher Fall der Märkte erwartet. Die Wahl-Prognosen für Reagan waren unmittelbar vor der Wahl besser als diejenigen von Trump heute.


Die folgenden vier Punkte erscheinen wichtig:

1. Der Tag unmittelbar nach der Wahl war nur dann ein großer Verlusttag, wenn sich zuvor eine Wahlrally aufgebaut hatte. Es kam zu Gewinnmitnahmen. Derzeit liegen keine Gewinne aus einer Vorwahlrally vor.

2. In den vergangenen 50 Jahren wurde lediglich dreimal eine positive Reaktion von einem Prozent oder mehr am Tag nach der Wahl beobachtet, unter anderem im Jahr 1980. Eine normale Reaktion ist ein Fall zwischen 0 und -1 Prozent.

3. In 9 von 29 Fällen fielen die Aktienmärkte in den Tagen vor der Wahl. In 5 der 9 Fälle standen die Aktienmärkte nach 10 Tagen höher als zum Wahltermin. In 4 Fällen war dies nicht so. Nur in einem dieser Fälle (1920) fielen die Märkte in den Tagen nach der Wahl deutlich. Damals herrschte eine starke Rezession.

4. Donald Trump ähnelt in Bezug auf seine Wahlaussagen dem Ronald Reagan des Jahres 1980.


© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de



P.S.: Wir schauen hinter die Märkte und betrachten diese mit exklusiven Charts! Wir veröffentlichen morgens gegen zwischen 7.30 und 8.00 Uhr eine tägliche Kolumne zum aktuellen Geschehen unter www.wellenreiter-invest.de, die als 14-tägiges Schnupperabo kostenlos getestet werden kann.



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