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Hoher Risikoappetit zum Wochenauftakt

07.11.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise profitieren heute von einer aufgehellten Marktstimmung gegenüber riskanten Anlagen, was sich auch in steigenden Aktienmärkten und fallenden Goldpreisen widerspiegelt (siehe Edelmetalle unten). Sie machen damit aber lediglich einen geringen Teil ihrer kräftigen Verluste der Vorwoche wett. Am Freitag waren die Ölpreise den sechsten Tag in Folge gefallen und hatten die letzte Woche mit den größten Wochenverlusten seit Mitte Januar abgeschlossen. Bei Brent stand am Ende ein Minus von 8,3% zu Buche, WTI verlor 9,5%, wobei sich das etwas geringere Minus bei Brent mit dem Kontraktwechsel erklärt.

Brent fiel am Freitag zeitweise auf ein 3-Monatstief von gut 45 USD je Barrel, WTI war mit 43,6 USD je Barrel zeitweise so billig wie Mitte September. Saudi-Arabien hat gut informierten Kreisen zufolge bei einem informellen Treffen am vorletzten Wochenende angeblich damit gedroht, seine Ölproduktion auf 11 Mio. oder sogar 12 Mio. Barrel pro Tag auszuweiten, falls der Iran seine Ölproduktion nicht begrenzt.

Eine Bestätigung hierfür gibt es nicht. Es zeigt sich allerdings, dass die OPEC noch immer meilenweit von einer Einigung auf koordinierte Produktionskürzungen entfernt ist. OPEC-Generalsekretär Barkindo verbreitet diesbezüglich weiterhin Optimismus. Alle 14 OPEC-Mitglieder seien weiterhin der Umsetzung der Vereinbarung von Algier verpflichtet. Allerdings hatte er über das oben erwähnte Treffen vor einer Woche auch von "signifikanten Fortschritten" gesprochen. Dass Barkindo zufolge auch Russland "an Bord" sei, macht seine Aussagen nicht glaubwürdiger.


Edelmetalle

Der deutlich höhere Risikoappetit der Marktteilnehmer mit starken Preisanstiegen bei Industriemetallen und Öl lastet zum Wochenauftakt auf den Edelmetallpreisen. Auch der feste US-Dollar ist heute Morgen ein Belastungsfaktor. Gold fällt um 1,5% auf knapp 1.285 USD je Feinunze. Am Freitag noch konnte Gold trotz solider US-Arbeitsmarktdaten die psychologisch wichtige Marke von 1.300 USD je Feinunze verteidigen.

Die US-Bundespolizei FBI hatte gestern frühere Aussagen bestätigt, wonach die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton in der sog. email-Affäre keine Verfehlungen begangen habe. Dadurch scheinen die Chancen auf einen Wahlsieg von Hillary Clinton morgen wieder gestiegen zu sein, was sich auch in Meinungsumfragen widerspiegelt.

Die US-Präsidentschaftswahl wird auch zunächst das bestimmende Thema am Goldmarkt bleiben. Sollte Hillary Clinton als Wahlsiegerin hervorgehen, dürfte der Goldpreis wahrscheinlich weiter nachgeben, weil dann eine Fed-Zinserhöhung im Dezember voll eingepreist wird. Der jüngste Preisanstieg von Gold war zum Teil spekulativ getrieben, wie die CFTC-Statistik zeigt. In der Woche zum 1. November wurden die Netto-Long-Positionen bei Gold um 16% auf ein 4-Wochenhoch von 166,3 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Mittlerweile dürften sie noch höher liegen.

Auch bei Silber herrscht wieder ein höherer Optimismus. Hier sind die Netto-Long-Positionen in der Berichtswoche um 24% auf 47,7 Tsd. Kontrakte gestiegen, was ebenfalls der höchste Wert seit vier Wochen ist. Der Silberpreis war in dieser Zeit auf ein Monatshoch von 18,5 USD je Feinunze gestiegen.


Industriemetalle

Getrieben durch einen höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer, der sich unter anderem in festen asiatischen Aktienmärkten widerspiegelt, starten die Metallpreise stark in die neue Handelswoche. Die US-Bundespolizei hat die demokratische Präsidentschafts¬kandidatin Hillary Clinton in der email-Affäre entlastet, was wohl zur deutlich besseren Stimmung der Marktteilnehmer beiträgt.

Kupfer verteuert sich in der Spitze um 2% und überschreitet erstmals seit vier Monaten wieder die Marke von 5.000 USD je Tonne. Mit 5.100 USD je Tonne steigt es sogar auf ein 8-Monatshoch. Noch stärker legt Nickel zu, welches zeitweise um 5% nach oben springt und erstmals seit drei Monaten wieder über 11.000 USD je Tonne notiert. Die Preise an der LME in London vollziehen damit die guten Vorgaben von der SHFE in Shanghai nach, wo zum Beispiel Kupfer und Nickel auf den höchsten Stand seit über einem Jahr gestiegen sind.

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Bei Nickel spielen wohl anscheinend zusätzlich die gewalttätigen Proteste in der indonesischen Hauptstadt Jakarta Ende letzter Woche eine Rolle, die zu Sorgen über Angebotsausfälle bei Ferronickel führen. Die bessere Stimmung der Marktteilnehmer ist auch in der CFTC-Statistik ersichtlich. In der Woche zum 1. November haben die spekulativen Finanzanleger an der Comex in New York bei Kupfer Netto-Long-Positionen von 23,4 Tsd. Kontrakten aufgebaut. In der Woche zuvor bestanden noch hohe Netto-Short-Positionen. Während die Short-Positionen deutlich abgebaut wurden, liegen die Long-Positionen auf einem Rekordhoch.


Agrarrohstoffe

Arabica-Kaffee hat sich am Freitag um 3,4% verteuert und notiert bei 171,4 US-Cents je Pfund auf einem 20-Monatshoch. Über die letzten vier Wochen hat der Preis um 17% zugelegt. Ein wichtiger Faktor dabei dürfte das hohe Engagement der spekulativen Marktteilnehmer sein, die in Erwartung weiter steigender Preise ihre Netto-Long-Positionen kräftig ausgeweitet haben. Für die letzte Berichtswoche meldete die CFTC mit fast 57 Tsd. Kontrakten einen Stand unweit des Rekords von Februar 2008.

Richtig ist, dass die Lage am Kaffeemarkt angespannt ist, vor allem durch die Knappheit an Robusta-Kaffee. Auch hat das wichtigste Kaffeeland Brasilien im Oktober sehr viel weniger Kaffee exportiert als in den beiden Vorjahresmonaten. Allerdings hatte 2014 und 2015 die massive Abwertung der Landeswährung Real die Erlöse in heimischer Währung stark erhöht und damit Anreiz zu sehr hohen Exporten, auch aus Lagerbeständen, gegeben. Diese sind nun weitgehend aufgebraucht.

Außerdem kommt von der Währungsseite mit der Aufwertung seit Jahresbeginn Gegenwind. Es bleibt abzuwarten, ob der jüngsten Rally nicht bald die Luft ausgeht. In Brasilien hat inzwischen die Regenzeit begonnen. In den zu trockenen Robusta-Gebieten in Espirito Santo soll es zwar erst in der kommenden Woche regnen, doch im Arabica-Gürtel ist die Feuchtigkeitsversorgung bereits gut. Die Blüte wird als vielversprechend geschildert. Für die nächste Arabica-Ernte besteht also Hoffnung, auch wenn es sich um das ertragsschwächere Jahr im 2-jährigen Zyklus handelt.



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