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Aktuelle Lage: "Gold bleibt attraktiv für Anleger aus dem Euroraum"

14.11.2016  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Seit dem 9. November - dem Tag, an dem der Wahlsieg von Donald J. Trump zum 45. US-Präsidenten bekannt wurde - bis heute ist der Goldpreis (in USD gerechnet) um 4,6 Prozent gefallen. (Seit Jahresanfang ist er damit um 15 Prozent gestiegen.)

In Euro gerechnet hat er allerdings nur um 2,9 Prozent nachgegeben - weil gleichzeitig der Außenwert des Euro gegenüber dem USD um 1,7 Prozent gesunken ist. (Seit Jahresanfang beträgt der Preiszuwachs des Euro-Goldpreises knapp 17 Prozent.)

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Goldpreis (pro Feinunze) in US-Dollar und Euro (Quelle: Bloomberg.)


Die anstehende Trump-Präsidentschaft wird - anders als im Vorfeld vielfach erwartet wurde - auf den Finanzmärkten positiv aufgenommen: Der S&P 500 Aktienmarktindex ist seit dem 9. November um gut 1 Prozent gestiegen, der USD-Außenwert hat merklich zugelegt, und die US-Zinsen haben angezogen.

Vor allem letzteres ist bedeutsam.

Steigende Zinsen verteuern das Halten von Gold (schließlich entgehen dem Anleger Erträge, die er durch das Halten von verzinslichen Papieren hätte erzielen können), und das dämpft die Goldnachfrage und damit tendenziell auch den Preis des gelben Metalls.
 
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Goldpreis (USD/oz) und 10-Jahresrendite der US-Staatsanleihen in Prozent, (Quelle: Bloomberg)


Doch warum steigen die Zinsen? Drei mögliche Erklärungen drängen sich auf:

(1) Es wird erwartet, dass Präsident Trump schuldenfinanzierte Ausgabenprogramm auf den Weg bringt. Die Aussicht auf ein steigendes Anleiheangebot, verbunden mit einem inflationären Ausweitender US-Geldmenge, treibt die Zinsen in die Höhe.

(2) Die Erwartung geht um, Präsident Trump werde der expansiven Geldpolitik der US-Zentralbank (Fed) früher oder später das inflationäre Handwerk legen, auf eine Rückkehr zu "normalen“ Zinsen drängen. (Trumps Vize, Mike Pence, wird als "Hartgeld-Vertreter" gehandelt.)

(3) Die Finanzmärkte gehen davon aus, dass Trumps Politikmaßnahmen (vor allem in Form einer Absenkung der Unternehmenssteuern) das US-Wirtschaftswachstum antreiben werden - und dass das verbunden sein wird mit wieder höheren Kapitalrenditen und Zinsen.

Bei diesen Einschätzungen ist jedoch zu beachten, dass die US-Konjunktur - die eine sehr hohe Schuldenlast zu tragen hat - nach wie vor in starkem Maße von der Fortführung der Niedrigzinspolitik abhängt.

Dass es daher zu einer baldigen "Zinsnormalisierung“ in den USA kommen wird, ist unwahrscheinlich. Allerdings - und das haben die letzten Tage gezeigt - ist wohl die ganz extreme Niedrigzinspolitik bis auf weiteres zu Ende.

Das dämpft - wie bereits gezeigt- den Goldpreis in USD gerechnet. In Euro gerechnet stehen die Dinge jedoch etwas anders: Insbesondere weil Präsident Trump kein Anhänger von Internationalisierungs- und Globalisierungsprojekten ist.

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Goldpreis (Euro/oz) und EURUSD, (Quelle: Bloomberg)


Der Euro verliert dadurch seine bislang wohl gewichtigste intellektuelle Unterstützung - und damit wächst unweigerlich auch die Unsicherheit über die Zukunft der Einheitswährung. Insbesondere der Euro-Bankenapparat gerät in (erneute) Schwierigkeiten.

Investoren werden zögerlich, Euro-Banken das dringend benötigte neue Kapital zu geben. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre elektronische Notenpresse schneller laufen lassen müssen, um die Geldhäuser zu subventionieren. Das wird nicht nur den inneren Wert des Euro schwächen.

Auch nach außen wird der Euro nachgeben, weil das Kapital den Euroraum mit seiner anhaltenden Niedrigzinspolitik verlässt - und insbesondere in die USA abwandert. Die Trump-Präsidentschaft könnte - im Extremfall - die Fehlkonstruktion des Europrojektes sprengen. Der Goldpreis ist in Euro gerechnet derzeit nicht "zu teuer“ (so unsere Einschätzung)  - vor allem nicht angesichts der bereits erfolgten Preiskorrektur, die ab etwa Mitte 2016 eingesetzt hat. Gold dürfte gerade für Anleger aus dem Euroraum weiterhin attraktiv bleiben:

Die Goldhaltung ist eine Versicherung gegen die Entwertung des Euro - und sie ist auch eine Versicherung gegen einen "Unfall“ in der internationalen Kredit- und Papiergeldarchitektur. Anleger sollten daher ihr Portfolio langfristig ausrichten: Gold als Teil der liquiden Mittel halten, in Aktien investieren und vor allem Euro-Schuldpapiere und -Bankeinlagen meiden.

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Goldbestände der Exchange Traded Funds (ETFs) und Goldpreis (USD/oz), (Quelle: Bloomberg)



© Prof. Dr. Thorsten Polleit
www.degussa-goldhandel.de


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