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Durchbruch für OPEC-Einigung?

21.11.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise profitieren zum Wochenauftakt von einem höheren Risikoappetit und zunehmenden Hoffnungen einer OPEC-Einigung auf Produktionseinschränkungen. Brentöl verteuert sich im Zuge dessen auf 47,7 USD je Barrel, WTI auf 46,5 USD je Barrel. In der letzten Woche legten die Ölpreise bereits um 5% zu. Möglicherweise ist die OPEC einer Einigung einen entscheidenden Schritt näher gekommen.

Bei einem Treffen am Freitag in Doha soll dem Iran angeboten worden sein, seine Produktion bei 3,92 Mio. Barrel pro Tag konstant zu halten. Das liegt nicht weit von dem Produktionsniveau entfernt, welches der Iran anstrebt und deutlich über dem Niveau laut Sekundärquellen, welches der Iran als zu niedrig erachtet.

Der iranische Ölminister Zanganeh äußerte sich am Wochenende ebenfalls optimistisch darüber, dass es bei der OPEC-Sitzung in der kommenden Woche zu einer Einigung kommt. Russlands Präsident Putin hat unterdessen die Bereitschaft signalisiert, die Ölproduktion (auf dem derzeitigen Rekordniveau) einzufrieren. In den USA stehen die Zeichen dagegen auf eine höhere Ölproduktion.

Laut Baker Hughes wurden in der letzten Woche 19 neue Ölbohrungen in Betrieb genommen. Das war der stärkste Wochenanstieg seit Juli 2015 und der 19. Anstieg in den letzten 21 Wochen. Seit dem Tief Ende Mai ist die Zahl der aktiven Ölbohrungen um 155 gestiegen. Der Großteil des Rückgangs in den ersten fünf Monaten wurde damit wieder rückgängig gemacht. Die Bohraktivität liegt inzwischen auf dem höchsten Niveau seit Ende Januar.


Edelmetalle

Gold hat sich zwar von seinem am Freitag verzeichneten Mehrmonatstief etwas erholt und handelt zu Wochenstart bei 1.215 USD je Feinunze. So richtig Boden gut machen kann Gold aber nicht. Heute Morgen wird es immerhin durch einen etwas schwächeren US-Dollar unterstützt. Das Risiko, dass Gold unter die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD fällt, ist unseres Erachtens groß. So ziehen die ETF-Anleger weiter massiv Kapital ab.

Am Freitag gab es neuerliche Abflüsse von acht Tonnen, in den letzten sieben Handelstagen von fast 71 Tonnen. Das ist der stärkste Abfluss seit Juli 2013. Der Rückzug der spekulativen Finanzinvestoren war dagegen nicht so ausgeprägt wie angesichts des Preissturzes nach der US-Wahl zu erwarten gewesen wäre, so dass von dieser Seite weiteres Korrekturpotenzial besteht. Laut CFTC-Statistik wurden die Netto-Long-Positionen bei Gold in der Woche zum 15. November "nur" um 22% auf ein 4-Wochentief von 134,7 Tsd. Kontrakten abgebaut.

Die russische Zentralbank hat im Oktober eigenen Angaben zufolge rund 40 Tonnen Gold gekauft. Dies waren die größten Goldkäufe in einem Monat seit mindestens 1998. Die Zentralbank hat damit offensichtlich den stärkeren Rubel, der Gold in heimischer Währung günstiger gemacht hat, genutzt, und entsprechend viel Gold gekauft.

Die chinesische Zentralbank hatte dagegen im letzten Monat nur rund vier Tonnen Gold gekauft. Dies waren die zweitniedrigsten Goldkäufe seit China im Juni 2015 die Daten auf Monatsbasis veröffentlicht. Auch hier dürfte die Währung eine Rolle gespielt haben – der Yuan wertet seit Ende September spürbar ab.


Industriemetalle

Die Metalle starten freundlich in die neue Handelswoche und legen in der Breite deutlich zu. Nickel verteuert sich zeitweise um über 3% auf gut 11.200 USD je Tonne. Kupfer steigt um 2,5% auf 5.550 USD je Tonne und Zink überschreitet vorübergehend wieder die Marke von 2.600 USD je Tonne. Sie holen damit einen Teil ihrer Verluste der letzten Woche wieder auf. An den Rohstoffmärkten überwiegt heute Morgen allgemein ein höherer Risikoappetit der Marktteilnehmer, wie auch an den zeitgleich höheren Ölpreisen ersichtlich ist. Unterstützung erhalten die Preise auch von festeren asiatischen Aktienmärkten und dem etwas schwächeren US-Dollar.

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Darüber hinaus ist offenbar die Euphorie hinsichtlich einer höheren Nachfrage nach Metallen in den USA nach dem Wahlsieg von Donald Trump wieder zurückgekehrt. Diese halten wir allerdings für verfrüht. Denn es ist nicht klar, wie viele seiner Wahlversprechen Trump auch wirklich umsetzen kann. Zudem hat sich der Anstieg der Immobilienpreise in China im Oktober merklich abgekühlt, was darauf schließen lässt, dass die von der Regierung eingeführten Maßnahmen wirken. Diese könnten jedoch auch das Wirtschaftswachstum in den nächsten Quartalen belasten.

Dass der Preisanstieg der Metalle und hier vor allem von Kupfer nach den US-Wahlen stark spekulativ getrieben war, zeigt die CFTC-Statistik: An der Comex in New York wurden die Netto-Long-Positionen in der Woche zum 15. November um 19% auf ein neues Rekordhoch von 70,6 Tsd. Kontrakten ausgeweitet.


Agrarrohstoffe

Zum Ende der Woche gab der Preis für Rohzucker weiter nach und schloss am Freitag bei 20,15 US-Cents je Pfund. Die höher als erwartete Produktion, die die brasilianische Zuckerindustrievereinigung Unica gemeldet hatte (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 17.11.2016), wirkte noch nach.

Hinzu kam dann am Freitag, dass die Internationale Zuckerorganisation ISO ihre Defizitschätzung für die laufende Saison um 12% auf 6,2 Mio. Tonnen kürzte. Dafür wird die höher als erwartete weltweite Produktion als Grund angeführt. Zwar sollen die Endbestände dennoch auf den niedrigsten Stand seit 2010/11 fallen, doch sieht die ISO Licht am Horizont. Normale Witterung vorausgesetzt, könnte ihrer Ansicht nach die Defizitphase 2017/18 enden.

Im Umfeld der US-Präsidentenwahl hatte der Brasilianische Real stark an Wert verloren. Dies gab dem Arabica-Preis einen kräftigen Dämpfer. Zuvor war der Preis auf den höchsten Stand seit Januar 2015 gestiegen. Arabica-Kaffee steht in Brasilien das ertragsschwächere Jahr im zweijährigen Zyklus ins Haus. Der Kaffeehändler Olam erwartet einen kräftigen Einbruch. Auch die Robusta-Ernte dürfte nochmals enttäuschen.

Für die brasilianische Kaffeeproduktion insgesamt erwartet Olam einen Rückgang um bis zu 17%. Allerdings hat sich der Zyklus in den letzten Jahren abgeschwächt. Die Forschungsabteilung Cepea der Universität Sao Paulo sieht insbesondere die gute Witterung der letzten Zeit als sehr hilfreich für die nächste Ernte an. Sie soll einen negativen zyklischen Effekt zumindest in Teilen ausgleichen.



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