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Historische Turbulenzen an den Anleihemärkten - Gold als Gewinner?

01.12.2016
- Seite 3 -
Das sind, um es offen zu sagen, entsetzliche Aussichten. Wenn eine Wirtschaft, die bereits Mühe hat, überhaupt ein gewisses Wachstum zu erzielen, mit steigenden Laufzeitprämien konfrontiert wird, wird das die bestehenden Probleme nur verstärken. Oder, wie ich einmal dem Chefökonom einer führenden US-Investmentbank erklärte: "Höhere reale Rendite sind keine Anzeichen einer kommenden Krise, sie sind die Krise!"

Die Finanzminister der Schwellenmärkte, die in den letzten Jahrzehnten Finanzierungsprobleme hatten, wissen genau, was ich damit meine. An einem gewissen, nicht vorhersagbaren Punkt überschreiten die steigenden Laufzeitprämien gewissermaßen einen Ereignishorizont und Insolvenzen oder Abwertungen werden unvermeidlich. Meist ist es letzteres, zumindest wenn der betreffende Staat seine eigene Notenbank hat.

Es bahnt sich also eine Entscheidung an. An einem bestimmten Punkt wird sich die Federal Reserve in den USA genau überlegen müssen, ob sie die wiederauferstandenen "Wächter der Anleihemärkte" bekämpft oder nicht. Wenn sie es nicht tut und die Zinsen so weit steigen lässt, wie der Markt das für richtig erachtet, werden die Anleihen weiter an Wert verlieren und auch die Aktienmärkte werden sich aller Wahrscheinlichkeit nach unterdurchschnittlich entwickeln, da ihre Kurse im Verhältnis zu den Anleihepreisen teuer erscheinen werden. Entschließt sich die Fed zum Kampf, indem sie beispielsweise den Startschuss für eine weitere Runde der quantitativen Lockerungen gibt, wird das stattdessen den Wert des US-Dollars sinken lassen und könnte auf lange Sicht dazu führen, dass der Dollar seinen Status als dominante internationale Reservewährung verliert.

Die Bedeutung einer solchen Entwicklung wird weithin unterschätzt. Sollte die amerikanische Währung diesen Status einbüßen, wäre das das Ende des Dollars wie wir ihn kennen. Wenn der US-Dollar seine Rolle als vorherrschende Reservewährung verliert, können die Vereinigten Staaten, der größte Schuldner dieser Erde, keinesfalls noch erwarten, dass der Dollar auf internationaler Ebene weiterhin zu einem Wert akzeptiert wird, der seiner aktuellen realen Kaufkraft auch nur im Entferntesten entspricht. Das mag offensichtlich sein, doch viele Menschen leiden in diesem Zusammenhang unter einer kognitiven Dissonanz: Sie glauben, dass es keine Alternative zum Dollar gibt und dieser daher irgendwie standhalten muss. Immerhin sind auch die anderen Währungen von Problemen geplagt: der Euro, der Yuan, der Yen, das britische Pfund usw.

Es gibt allerdings eine Alternative, nur eben eine, die den Mainstreamökonomen nicht in den Kopf kommt. Gemeint ist die einzige wirklich internationale Währung und die einzige, die nicht gedruckt oder auf andere Weise von jeder Regierung manipuliert werden kann, um deren nationalen Wirtschaftsinteressen zu dienen: Gold. Ob das Edelmetall auf internationaler Ebene offiziell und in vollem Umfang remonetarisiert wird, ist dabei auf gewisse Weise unerheblich. Gold ist äußerst liquide, wird überall akzeptiert und steht daher bereit, um eine Rolle als internationales Reserveasset zu übernehmen. Exportnationen können, wenn sie das wünschen, jeden beliebigen Teil ihrer Dollarreserven in Gold umwandeln. Das würde den US-Dollar unter Druck setzen und gleichzeitig den Goldpreis steigen lassen.

Wenn wir alle wahrscheinlichen Auswirkungen eines strukturellen Anstiegs der Laufzeitprämien auf die Anleihemärkte, die Aktienmärkte und den Dollar bedenken, werden die Aussichten für Gold immer besser. Ja, die Federal Reserve wird womöglich zulassen, dass die Rendite weiter nach oben klettern, doch das impliziert, dass Gold im Vergleich zu den Finanzassets die bessere Performance liefern wird, so wie das schon während der Stagflation der 1970er Jahre der Fall war. Sollte die Fed den Anstieg der Rendite dagegen mit Hilfe von quantitativen Lockerungen oder anderen unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen stoppen wollen, wird der Dollar gegenüber Gold im Wert sinken, wenn auch nicht notwendigerweise gegenüber anderen Währungen. In jedem Fall wird sich Gold als echter Vermögenswert voraussichtlich besser entwickeln als die Finanzanlagen im Allgemeinen.

Eine abschließende Beobachtung: Es gibt Hinweise darauf, dass Donald Trump zu der Ansicht tendiert, dass ein Gold-basiertes Währungssystem besser geeignet ist, die Stabilität der Wirtschaft und der Preise zu garantieren, als eines, welches allein von einer Zentralbank abhängig ist. Trump könnte, zumindest theoretisch, Präsident Nixons Verfügung vom August 1971 widerrufen, mit der dieser die Umtauschbarkeit des US-Dollars in Gold "vorübergehend" aufgehoben hat. Die Folge dessen wäre, dass auch die "Gold Vigilantes" erneut aus ihrem noch längeren Schlaf erwachen würden. Die "Wächter des Goldmarktes" würden anschließend versuchen, ein Gleichgewicht herzustellen zwischen den gigantischen Mengen an Dollarreserven, die weltweit im Umlauf sind, und dem Marktpreis von Gold.

Ein sprunghafter Anstieg des Goldkurses wäre dadurch vorprogrammiert. Eine präzise Einschätzung der Preisentwicklung ist in diesem Zusammenhang schwierig. Ein Ansatz wäre es zuzulassen, dass das Verhältnis zwischen dem US-Dollar-Angebot und dem Wert der offiziellen US-Goldreserven wieder dorthin zurückkehrt, wo es im Rahmen des Bretton-Woods-Systems im Durchschnitt lag, als der Dollar noch in Gold konvertiert werden konnte. Sollte diese Idee eines Tages umgesetzt werden, würde das - in Abhängigkeit von der Definition des Geldangebotes - einen Goldpreis von weit über 10.000 $ implizieren. Denkbar wären sogar über 20.000 $ je Unze.

Ja, das scheint ein extrem starker Anstieg zu sein. Doch eine solche Neubewertung würde es dem Goldpreis erlauben, das exponentielle Wachstum aufzuholen, durch das die Geldmenge in US-Dollar in den letzten Jahrzehnten gekennzeichnet war. Das Goldangebot hat sich in dieser Zeit nur um etwa 1-2% jährlich vergrößert, während das Dollarangebot Jahr für Jahr 5-10% zugenommen hat. Die kumulative Wirkung dieser Wachstumsrate ist gewaltig, daher wäre diese vielleicht überraschend hohe Neubewertung des Goldpreises notwendig, um den US-Dollar glaubhaft durch das Edelmetall zu decken.


© John Butler


Der Artikel wurde am 22. November 2016 auf goldmoney.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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