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Ölpreise und Metalle weiter im Höhenflug

05.12.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starteten mit leichten Verlusten in die neue Handelswoche, nachdem sie in der letzten Woche um gut 15% (Brent) bzw. gut 12% (WTI) gestiegen waren. Im Falle von Brent bedeutete dies den stärksten Wochengewinn seit dem Jahreswechsel 2008/09 und im Falle von WTI den stärksten Wochengewinn seit Februar 2011. Mittlerweile sind die Ölpreise bereits wieder ins Plus gedreht.

Brent steigt auf ein neues 16-Monatshoch von 54,8 USD je Barrel, WTI auf ein 16½-Monatshoch von gut 52 USD je Barrel. Der Preisanstieg seit letzter Woche wurde maßgeblich durch die beschlossene Produktionskürzung der OPEC um 1,2 Mio. Barrel pro Tag ab dem 1. Januar 2017 ausgelöst, wodurch der Ölmarkt im ersten Halbjahr 2017 nicht mehr überversorgt ist, sondern sogar ein Defizit aufweisen dürfte. Der Markt ist offensichtlich davon überzeugt, dass die OPEC den Worten auch Taten folgen lässt.

Ganz sicher ist dies allerdings nicht. So wollen Saudi-Arabien und Kuwait zwei seit Oktober 2014 bzw. Mai 2015 geschlossene Ölfelder in der neutralen Zone in Kürze wieder in Betrieb nehmen. Dadurch könnten Industriekreisen zufolge 300 Tsd. Barrel pro Tag an zusätzlichem Öl auf den Markt kommen. Als möglicher Termin für die Wiederaufnahme der Produktion wird Ende Q1 oder Anfang Q2 2017 genannt.

Russland hat seine Ölproduktion laut russischem Energieministerium im November auf ein Rekordniveau von 11,21 Mio. Barrel pro Tag gesteigert. Da die von Russland in Aussicht gestellte Kürzung um 300 Tsd. Barrel pro Tag vom Novemberniveau aus gelten soll, würde Russland damit im ersten Halbjahr 2017 noch immer deutlich mehr Rohöl produzieren als bis vor wenigen Monaten.


Edelmetalle

Gold profitierte zum Wochenauftakt nur kurzzeitig vom Ausgang des Verfassungsreferendums in Italien - die italienische Bevölkerung hat das von Minister¬präsident Renzi initiierte Referendum mit großer Mehrheit abgelehnt, woraufhin dieser seinen Rücktritt angekündigt hat - und stieg auf knapp 1.190 USD je Feinunze. Gold in Euro gerechnet legte deutlich stärker zu und sprang vorübergehend auf 1.130 EUR je Feinunze. Dies lag am deutlich abwertenden Euro, welcher zeitweise gegenüber dem US-Dollar auf 1,05 EUR-USD und damit den tiefsten Stand seit März 2015 fiel.

Gold hat mittlerweile die Gewinne aber wieder abgegeben und ist auf 1.165 USD bzw. unter 1.100 EUR je Feinunze gefallen. In Italien wird es wohl zunächst keine Neuwahlen geben, da der Staatspräsident eine Übergangsregierung einsetzen will, um eine Destabilisierung des Landes zu vermeiden. Zudem soll das Wahlrecht geändert werden, um zu verhindern, dass die euro-kritische "Fünf-Sterne-Bewegung" nach möglichen Neuwahlen an die Macht kommt.

Gemäß CFTC-Statistik haben sich die spekulativen Finanzanleger bei Gold in der Woche zum 29. November bereits die dritte Woche in Folge zurückgezogen. Diesmal haben sie ihre Netto-Long-Positionen um 14% auf 106,9 Tsd. Kontrakte abgebaut, was einem 9-Monatstief entspricht. Auch bei Platin wurden die Netto-Long-Positionen reduziert, während sie bei Palladium die vierte Woche in Folge aufgebaut wurden. Dies macht einmal mehr deutlich, dass der starke Preisanstieg von Palladium in den letzten Wochen spekulativ getrieben war.

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Industriemetalle

Nach einer kurzen Verschnaufpause Ende letzter Woche legen die Metallpreise zu Beginn der neuen Handelswoche wieder deutlich zu. Kupfer steigt in der Spitze auf ein Wochenhoch von 5.875 USD je Tonne, Nickel kostet gut 11.500 USD je Tonne und Zink verteuert sich auf rund 2.740 USD je Tonne. Die Metallpreise widersetzen sich damit dem festen US-Dollar und zeigen sich auch unbeeindruckt von den schwächeren asiatischen Aktienmärkten.

Der Preisanstieg der Metalle bleibt stark spekulativ getrieben, wie zum Beispiel die CFTC-Statistik zeigt. Denn in der Woche zum 29. November wurden die Netto-Long-Positionen von Kupfer an der Comex in New York auf ein neues Rekordhoch von 81,0 Tsd. Kontrakten ausgeweitet.

Die philippinische Regierung hat Ende letzter Woche bekannt gegeben, weitere Minen zu schließen, um der Umweltzerstörung entgegenzuwirken. Laut Aussagen der Umwelt- und Bergbauministerin Lopez könnten zwanzig Minen vorübergehend stillgelegt werden, darunter zwölf Nickelminen.

Am 15. Dezember will die Ministerin veröffentlichen, welche Minen betroffen sind. Während der umweltpolitischen Überprüfung der Minen des Landes im Spätsommer wurden bereits zehn Minen (davon acht Nickelminen) geschlossen. Dies würde zu einer weiteren Verringerung des Nickelangebots führen, welches laut philippinischen Regierungsangaben schon im dritten Quartal gefallen war.


Agrarrohstoffe

Das US-Landwirtschaftsministerium USDA, das Internationale Cotton Advisory Committee und der Informationsdienst Cotlook gehen allesamt davon aus, dass es in der laufenden Saison 2016/17 zum zweiten Mal in Folge zu einem Angebotsdefizit am globalen Baumwollmarkt kommen wird. Ihre Schätzungen liegen mit 1,6 Mio. Tonnen bis 1,9 Mio. Tonnen recht nah beieinander.

In der nächsten Saison dürften die US-Landwirte mit einer Ausdehnung der Baumwollfläche auf die höheren Preise reagieren. Das USDA unterstellt in seinen ersten Langfrist-Prognosen für 2017/18 einen Anstieg der Fläche von 9,95 Mio. auf 10,5 Mio. Morgen. Damit könnte dem Baumwollpreis ein Rückschlag drohen. Denn die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer haben ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 29. November auf einen neuen Rekordstand von nun 83,3 Tsd. Kontrakten ausgebaut.

Das brasilianische Analysehaus Datagro ist für die brasilianische Zuckerproduktion 2017/18 sehr optimistisch und erwartet mit 39,4 Mio. Tonnen eine Rekordproduktion. Dabei wird unterstellt, dass landesweit 630 Mio. Tonnen Zuckerrohr verarbeitet werden. Nach Angaben von Datagro haben sich die Zuckermühlen in der Hauptanbauregion Center-South bereits für einen hohen Anteil der künftigen Produktion über Termingeschäfte Preise zwischen 19 und 22 US-Cents je Pfund abgesichert.

Die hohe Zuckerproduktion soll auf Kosten der Ethanolproduktion gehen. Erstmals soll Brasilien daher zu einem Nettoimporteur von Ethanol werden.



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