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Kurszauber und gute Daten

06.12.2016  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0743 (07.40 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0555 im europäschen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 114.08. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122.57. EUR-CHF oszilliert bei 1.0832.

Wie bereits bei den unerwarteten Entscheidungen hinsichtlich des Mainstreams, des Establishments und der Marktteilnehmer pro Brexit und pro Trump, die im Vorwege als Katastrophen für Wirtschaft und System vom Markt und den obwaltenden Eliten klassifiziert wurden, lieferte auch das "No" Italiens zur Verfassungsreform nur wenige Stunden im asiatischen Geschäft Grund für Risikoaversion.

Lamentierten vermeintliche Experten noch im Vorwege, dass damit das Ende der EU und der Eurozone eingeläutet würde, waren diese Stimmen danach weit weniger laut.

Ein feenhafter Kurszauber nach bester Disneymanier passend zum heutigen Nikolaustag legte sich über die Finanzmärkte. Aktien waren gefragt, der USD sank gegenüber dem Euro, um aber gegenüber Gold zuzulegen. Ergo Feenzauber ohne Gold …

Wir nehmen diese unter historischen Gesichtspunkten so artfremden Marktdiskontierungen zur Kenntnis und diskutieren intern das Prinzip freier Märkte, das so unverzichtbar für den Wertekanon des Westens ist. So hiess es auf jeden Fall einmal aus den USA und dem UK!

Wir kommen auch an Shakespeares Macbeth nicht vorbei. Was sagten die drei Hexen noch als Weissagung für Macbeth? "Foul is fair and fair is foul!“ - Das Ende von Macbeth und Lady Macbeth setzen wir als bekannt voraus - Food for thought!

Heute morgen setzten die deutschen Auftragseingänge markante positive Akzente. Völlig unerwartet schossen sie im Monatsvergleich um 4,9% nach oben. Die Prognose lag bei lediglich 0,6%. Mehr noch wurde der Vormonatswert von -0,6% auf -0,3% revidiert.

Nun lassen sich derartige Ergebnisse selbstredend nicht einfach weiter nach vorne extrapolieren, aber auch dieses Wirtschaftsdatum unterstreicht die zunehmende globale Konjunkturdynamik.

Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone überzeugten mit einem fulminanten Anstieg um 1,1% per Berichtsmonat Oktober. Hier lag die Prognose bei +0,8%. Im Jahresvergleich stellte sich der Anstieg auf 2,4%. Die Prognose war bei lediglich 1,8% angesiedelt. Chart: Jahresvergleich

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© Reuters


Die Einkaufsmanagerindices der Eurozone (Dienstleistungen und Composite) konnten per November nicht das Niveau der Erstschätzung halten. Gleichwohl ergab sich ein markanter Anstieg im Monatsvergleich.

So legte der Dienstleistungsindex deutlich von 52,8 auf 53,8 Punkte zu, verfehlte aber das Niveau der Erstschätzung bei 54,1 Punkten.

Der Composite Index nahm per November von zuvor 53,3 auf 53,9 Zähler zu. Auch hier wurde das Niveau der Erstschatzung bei 54,1 Punkten nicht erreicht.

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Aus den USA erreichte uns ein Feuerwerk positiver Stimmungen, mein Gott zieht der Trump! Was für eine Fehleinschätzung des Establishments. Offensichtlich gehören die befragten Einkaufsmanager nicht zu dem Establishment. Das gilt es hier, zu betonen!

Der Markt Dienstleistungsindex sank von 54,7 auf 54,6 Punkte im November. Der Composite Index verharrte bei 54,9 Zählern, Gut, das war es noch nicht … Der stärker beachtete ISM-Dienstleistungsindex schoss von 54,8 auf 57,2 Punkte hoch. Die Prognose lag bei „nur“ 55,4 Zählern.

Der Chart verdeutlicht das starke Niveau. Kaum ist Trump da, boomt es ja förmlich

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© Reuters


Fazit:

Konjunkturdaten liefern auf globaler Ebene Anzeichen einer zunehmenden Dynamik. Mehr Dynamik bedeutet mehr Inflationsdruck. Mehr Inflationsdruck bedeutet höhere Wahrscheinlichkeit neuer Attitüden in der Zinspolitik westlicher Zentralbanker. Und keine Frage, achten Sie auf die Qualität der wirtschaftlichen Expansion in den unterschiedlichen Ländern.

Ansonsten wiederholte man den Fehler, der zur Krise 2008/2009 führte, als nur quantitative Aspekte die vermeintliche Weitsicht, die dann Kurzsicht war (außerhalb Bremens), dominierte.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Ausbruch über das Widerstandsniveau bei 1.0820-1.0850 eröffnet neue Opportunitäten und dreht den Bias wieder ins Positive.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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