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Robuste chinesische Importe geben Rückenwind

08.12.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern den zweiten Tag in Folge gefallen. Brent fiel in der Nacht kurzzeitig unter 53 USD je Barrel, WTI notierte deutlich unter 50 USD je Barrel. Für Abgabedruck sorgten die US-Lagerdaten, ehe robuste chinesische Rohölimporte den Preisrückgang stoppten. Die US-Rohöllagerbestände sind in der letzen Woche laut US-Energieministerium zwar um 2,4 Mio. Barrel zurückgegangen. Dem stand allerdings ein kräftiger Anstieg der Rohölvorräte in Cushing um 3,8 Mio. Barrel gegenüber.

Auch die Lagerbestände von Ölprodukten stiegen stark an – die von Benzin um 3,4 Mio. Barrel, die von Destillaten um 2,5 Mio. Barrel. Insbesondere der Anstieg der Rohöllagerbestände in Cushing um mehr als 6 Mio. Barrel in den letzten zwei Wochen gibt Anlass zur Sorge, weil er auf ein beträchtliches Überangebot im Landesinneren der USA hindeutet. Damit wurde zugleich der Abbau der Cushing-Vorräte seit Ende Juli wieder rückgängig gemacht. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI mit gleicher Kontraktfälligkeit hat sich im Zuge dessen auf mehr als 2 USD je Barrel ausgeweitet.

China hat im November laut Zollbehörde 7,88 Mio. Barrel Rohöl pro Tag importiert. Das waren 16% mehr als im allerdings sehr schwachen Vormonat, als die Einfuhren auf ein 9-Monatstief gefallen waren. Angesichts einer rekordhohen Rohölverarbeitung in China und einer stark gefallenen heimischen Ölproduktion ist der deutliche Anstieg der Rohölimporte nicht überraschend. Das Importniveau im November war das dritthöchste in diesem Jahr und lag nur 2% unter dem Rekordniveau im September. Auch in den kommenden Monaten dürfte China wegen der genannten Gründe auf hohe Rohöleinfuhren angewiesen sein.


Edelmetalle

Die Eindeckung von Short-Positionen hat Gold gestern Nachmittag etwas Unterstützung gegeben, so dass der Preis kurzzeitig über 1.180 USD je Feinunze stieg. Stark gestiegene Aktienmärkte – der Dow Jones Industrial Average hat auf einem Rekordhoch geschlossen – bremsten den Preisanstieg von Gold aber aus. Gegenwind erfährt Gold auch weiterhin seitens der ETF-Investoren, welche gestern den 19. Handelstag in Folge Anteile verkauften. Eine längere Phase mit ETF-Abflüssen gab es zuletzt im April/Mai 2013. Offenbar schichten viele Investoren kurz vor dem Jahresende in andere Asset-Klassen wie zum Beispiel Aktien um. Ein negatives Zeichen für die Goldnachfrage ist auch, dass die chinesische Zentralbank (PBoC) trotz stark gefallener Preise im November kein Gold gekauft hat. Die Goldreserven blieben laut Daten der PBoC stabil bei 59,24 Mio. Unzen (rund 1.842 Tonnen). Damit fehlte neben Indien ein zweiter wichtiger Goldnachfrager, welcher den ETF-Verkäufen im letzten Monat hätte entgegentreten können. Heute findet die letzte EZB-Sitzung in diesem Jahr statt, auf der wohl die Verlängerung des Anleihenkaufprogramms über März 2017 hinaus beschlossen wird.

Silber ist gestern phasenweise etwa dreimal so stark gestiegen wie Gold, wodurch das Gold/Silber-Verhältnis unter 69 gefallen ist. Im Gegensatz zu Gold gab es bei den Silber-ETFs gestern einen Zufluss von 76 Tonnen. Die US-Münzanstalt hat offenbar sämtliche für dieses Jahr geprägte Silbermünzen bereits verkauft. Die Verkäufe gingen aber im Vergleich zum rekordhohen Vorjahreswert um 20% auf ein 4-Jahrestief zurück.


Industriemetalle

Nach anfänglichen Preiszuwächsen gab es gestern Nachmittag bei den Industriemetallen Gewinnmitnahmen, wodurch die Preise spürbar unter Druck kamen. Kupfer, Zink und Nickel verloren jeweils um die 2%. Heute Morgen geht es mit den Metallpreisen wieder bergauf, wozu wohl gute chinesische Importdaten beitragen. Gemäß Daten der Zollbehörde hat China im November 380 Tsd. Tonnen Kupferraffinade importiert, gut 30% mehr als im allerdings äußerst schwachen Vormonat. Damit wurde der siebenmonatige Trend rückläufiger Kupfereinfuhren zunächst gestoppt. Vor allem attraktive Arbitragemöglichkeiten – laut Bloomberg war die durchschnittliche Prämie der chinesischen Kupferpreise im November gegenüber den LME-Preisen so hoch wie seit über einem Jahr nicht mehr – trugen zu den höheren Importen bei.

Nach elf Monaten liegen die Kupfereinfuhren rund 4% über Vorjahr und könnten das Gesamtjahr mit einem Rekordwert abschließen. Ein Allzeithoch erreicht haben bereits die Importe von Kupfererz und -konzentrat (1,76 Mio. Tonnen im November). Dies liegt in erster Linie an der starken Ausweitung der Schmelzkapazitäten im Land und ist ein Trend, der schon seit Sommer letzten Jahres zu beobachten ist. Neben Kupfer hat China im November auch wieder viel Eisenerz importiert. Die Einfuhren stiegen im Vergleich zum Vormonat um 14% auf 92 Mio. Tonnen. Sollten die Dezember-Importe nicht einbrechen, wird bei Eisenerz in diesem Jahr erstmals die Marke von 1 Mrd. Tonnen geknackt.

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Agrarrohstoffe

In dieser Woche gab es bislang ausschließlich belastende Nachrichten für den Weizenpreis, so z.B. die deutliche Aufwärtsrevisionen der Ernteschätzungen für Australien und Kanada im laufenden Erntejahr und die Erwartung sehr hoher Ernten in Russland und Frankreich im nächsten Erntejahr (siehe TagesInfo Rohstoffe der vergangenen Tage). Nun gibt es erstmals seit längerem eine Meldung, welche für einen steigenden Weizenpreis spricht. Indien hat gestern die 10%-ige Steuer auf Weizenimporte mit sofortiger Wirkung und ohne zeitliche Begrenzung aufgehoben. Der Grund für diese Maßnahme ist der deutliche Rückgang der Lagerbestände in Indien nach zwei Dürrejahren und der damit einhergehende Anstieg der inländischen Weizenpreise auf ein Rekordniveau. Auch aufgrund steigender Nahrungsmittelpreise sieht die indische Zentralbank Aufwärtsrisiken für ihr Inflationsziel bis März 2017, weshalb sie sich auf ihrer gestrigen Sitzung trotz der merklichen wirtschaftlichen Abkühlung nach der Bargeldreform gegen eine Zinssenkung ausgesprochen hat.

Die Abschaffung der Importsteuer dürfte die Tür öffnen für Weizenkäufe auf dem Weltmarkt. Australischer Weizen kostet derzeit bspw. 20% weniger als Weizen in Indien. Händler rechnen mit Weizenimporten von bis zu 5 Mio. Tonnen noch in diesem Fiskaljahr, welches am 31. März 2017 endet. Dies wären die höchsten Weizenimporte seit 10 Jahren und könnte dazu beitragen, ein weiteres Ansteigen der bereits rekordhohen weltweiten Weizenvorräte zu verhindern.



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