Historische Einigung oder historischer Bluff?
12.12.2016 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis stieg am Morgen um bis zu 7% auf ein 17-Monatshoch von 57,9 USD je Barrel, nachdem am Wochenende in Wien eine Einigung zwischen den OPEC und Nicht-OPEC-Ölproduzenten über freiwillige Produktionskürzungen erzielt wurde. Russland und andere Nicht-OPEC-Länder haben die Bereitschaft erklärt, in der ersten Jahreshälfte 2017 ihre Produktion um 558 Tsd. Barrel täglich zu reduzieren.
Auch wenn man vom "historischen Schulterschluss" spricht, bleiben wir skeptisch. Denn wir sind überzeugt, dass die Erwartungen in Bezug auf freiwillige Produktionskürzungen, die die Ölproduzenten in den letzten Wochen immens in die Höhe getrieben haben, nicht erfüllt werden können. Für uns steht hinter den großen Ankündigungen in erster Linie ihr Wunsch, den Ölpreis nachhaltig anzuheben.
Wem sollte man in Russland Glauben schenken, dem Energieminister, der eine Produktionsdrosselung um bis zu 300 Tsd. Barrel täglich ab Januar in Aussicht stellt oder den Ölunternehmen, die kürzlich Produktionsausweitungs¬pläne vorgelegt haben? Selbst wenn Russland es ernst meinen würde, besteht keine Regelung, wie die Ölunternehmen für den Einnahmenverzicht kompensiert werden sollen.
Saudi-Arabien hat OPEC-Quellen zufolge seine Ölproduktion im November auf ein Rekordniveau von 10,72 Mio. Barrel pro Tag erhöht. Es müsste damit im Januar um bis zu 700 Tsd. Barrel pro Tag kürzen, um den Verpflichtungen aus dem "OPEC-Deal" nachzukommen. Wir fürchten, dass sich die Freude der Ölproduzenten über den hohen Ölpreis bald eintrüben und "rächen" wird, wenn sich die Marktstimmung wieder dreht.
Edelmetalle
Gold markiert zu Wochenbeginn bei gut 1.150 USD je Feinunze ein neues 10-Monatstief. In Euro gerechnet kostet Gold 1.090 EUR je Feinunze. Druck auf Gold geht von mehreren Seiten aus. So nähert sich der US-Dollar mehrjährigen Höchstständen, die US-Aktienmärkte haben am Freitag auf neuen Rekordniveaus geschlossen und die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen ist am Morgen auf über 2,5% und damit den höchsten Stand seit September 2014 gestiegen.
Der Gegenwind bleibt auch seitens der ETFs stark, welche ihre Verluststrecke fortsetzen. Zudem hat sich der Rückzug der spekulativen Finanzinvestoren zuletzt wieder beschleunigt. In der Woche zum 6. Dezember wurden die Netto-Long-Positionen um 23% auf nur noch 82,3 Tsd. Kontrakte reduziert, den niedrigsten Stand seit Februar. In den letzten vier Berichtswochen wurden sie mehr als halbiert. Damit sollte die Bereinigung von dieser Seite her unseres Erachtens bald abgeschlossen sein und der Druck auf den Goldpreis entsprechend nachlassen.
Der chinesische Verband der Automobilproduzenten hat für November rekordhohe Autoabsätze gemeldet. Diese lagen mit 2,59 Mio. Autos gut 17% über Vorjahr. Nach elf Monaten wurden in China bereits mehr Autos verkauft als im gesamten letzten Jahr. Auch für Dezember sind unseres Erachtens hohe Verkaufszahlen zu erwarten, da Ende des Jahres Steuervergünstigungen auslaufen. Sollten daher in China im nächsten Jahr weniger Autos verkauft werden, dürfte dies die Nachfrage nach Palladium spürbar bremsen und der Preisrally ein Ende bereiten.
Industriemetalle
Gebremst durch schwache chinesische Aktienmärkte - der CSI 300 verlor fast 2,5% - zeigen sich die meisten Metallpreise zu Wochenbeginn weitgehend unverändert. Kupfer kostet zum Beispiel rund 5.800 USD je Tonne. Nickel fällt auf etwa 11.300 USD je Tonne. In China sind Sorgen aufgekommen, dass die Kreditkosten für Unternehmen wieder steigen, nachdem der 3-Monats-HIBOR-Zinssatz in der Nacht auf ein 10-Monatshoch gestiegen war.
Die Metallpreise profitieren auch nicht vom starken Anstieg der Ölpreise im Zuge der Einigung der OPEC-Länder mit Nicht-OPEC-Staaten auf gemeinsame Produktionskürzungen. Die Metallpreise könnten aber schon morgen wieder Unterstützung erhalten, sollten aus China gute Konjunkturdaten (zum Beispiel Industrieproduktion, Investitionen in Sachanlagen) berichtet werden.
Das vierte Quartal verlief in dieser Hinsicht bislang vielversprechend. Allerdings scheint die Unterstützung seitens der spekulativen Finanzanleger etwas nachzulassen. Denn laut CFTC-Statistik wurden die Netto-Long-Positionen von Kupfer an der Comex in New York in der Woche zum 6. Dezember "nur" noch um gut 2% ausgeweitet. Der von Metal Bulletin erhobene Eisenerzpreis hat die letzte Woche deutlich oberhalb von 80 USD je Tonne beendet.
Zu Wochenbeginn legen die börsengehandelten Eisenerzpreise im chinesischen Dalian sowie in Singapur weiter zu, wozu wohl auch der neuerliche Anstieg der Stahlpreise in China beiträgt.
Agrarrohstoffe
Das US-Landwirtschaftsministerium USDA hat seine Schätzungen für die US-Getreide- und Sojabohnenernten in diesem Monat unverändert belassen. Auch die Revisionen bei den Lagerendbeständen von Mais und Sojabohnen waren nur marginal. Offensichtlich will das USDA noch die Lagerdaten zum 1. Dezember abwarten, welche Ende des Monats veröffentlicht werden.
Auf globaler Ebene kam es hingegen zu teilweise beträchtlichen Revisionen. So wurden die weltweiten Weizen-Lagerendbestände um 3 Mio. auf 252 Mio. Tonnen nach oben revidiert, womit das bereits erwartete Rekordniveau noch etwas höher ausfällt. Hauptgrund hierfür ist eine deutliche Aufwärtsrevision der australischen Ernte um knapp 5 Mio. auf 33 Mio. Tonnen.
Auch bei Mais wurden die weltweiten Endbestände um 4 Mio. auf 222 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Dafür ist eine Aufwärtsrevision der Ernte in Brasilien um 3 Mio. auf 86,5 Mio. Tonnen hauptverantwortlich. Die weltweiten Endbestände von Sojabohnen wurden um gut 1 Mio. auf 83 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Hier wurde mit einer leichten Abwärtsrevision gerechnet.
Bei Weizen und Sojabohnen fielen die Aufwärtsrevisionen dagegen etwas größer aus als erwartet. Dass die Preise für Weizen, Mais und Sojabohnen dennoch stiegen, liegt an der Trockenheit und Hitze in Argentinien, welche zu Abwärtsrevisionen der dortigen Ernteschätzungen für Sojabohnen und Mais führen könnten. Das USDA beließ die entsprechenden Schätzungen noch unverändert bei 57 Mio. Tonnen bzw. 36,5 Mio. Tonnen.
Der Brentölpreis stieg am Morgen um bis zu 7% auf ein 17-Monatshoch von 57,9 USD je Barrel, nachdem am Wochenende in Wien eine Einigung zwischen den OPEC und Nicht-OPEC-Ölproduzenten über freiwillige Produktionskürzungen erzielt wurde. Russland und andere Nicht-OPEC-Länder haben die Bereitschaft erklärt, in der ersten Jahreshälfte 2017 ihre Produktion um 558 Tsd. Barrel täglich zu reduzieren.
Auch wenn man vom "historischen Schulterschluss" spricht, bleiben wir skeptisch. Denn wir sind überzeugt, dass die Erwartungen in Bezug auf freiwillige Produktionskürzungen, die die Ölproduzenten in den letzten Wochen immens in die Höhe getrieben haben, nicht erfüllt werden können. Für uns steht hinter den großen Ankündigungen in erster Linie ihr Wunsch, den Ölpreis nachhaltig anzuheben.
Wem sollte man in Russland Glauben schenken, dem Energieminister, der eine Produktionsdrosselung um bis zu 300 Tsd. Barrel täglich ab Januar in Aussicht stellt oder den Ölunternehmen, die kürzlich Produktionsausweitungs¬pläne vorgelegt haben? Selbst wenn Russland es ernst meinen würde, besteht keine Regelung, wie die Ölunternehmen für den Einnahmenverzicht kompensiert werden sollen.
Saudi-Arabien hat OPEC-Quellen zufolge seine Ölproduktion im November auf ein Rekordniveau von 10,72 Mio. Barrel pro Tag erhöht. Es müsste damit im Januar um bis zu 700 Tsd. Barrel pro Tag kürzen, um den Verpflichtungen aus dem "OPEC-Deal" nachzukommen. Wir fürchten, dass sich die Freude der Ölproduzenten über den hohen Ölpreis bald eintrüben und "rächen" wird, wenn sich die Marktstimmung wieder dreht.
Edelmetalle
Gold markiert zu Wochenbeginn bei gut 1.150 USD je Feinunze ein neues 10-Monatstief. In Euro gerechnet kostet Gold 1.090 EUR je Feinunze. Druck auf Gold geht von mehreren Seiten aus. So nähert sich der US-Dollar mehrjährigen Höchstständen, die US-Aktienmärkte haben am Freitag auf neuen Rekordniveaus geschlossen und die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen ist am Morgen auf über 2,5% und damit den höchsten Stand seit September 2014 gestiegen.
Der Gegenwind bleibt auch seitens der ETFs stark, welche ihre Verluststrecke fortsetzen. Zudem hat sich der Rückzug der spekulativen Finanzinvestoren zuletzt wieder beschleunigt. In der Woche zum 6. Dezember wurden die Netto-Long-Positionen um 23% auf nur noch 82,3 Tsd. Kontrakte reduziert, den niedrigsten Stand seit Februar. In den letzten vier Berichtswochen wurden sie mehr als halbiert. Damit sollte die Bereinigung von dieser Seite her unseres Erachtens bald abgeschlossen sein und der Druck auf den Goldpreis entsprechend nachlassen.
Der chinesische Verband der Automobilproduzenten hat für November rekordhohe Autoabsätze gemeldet. Diese lagen mit 2,59 Mio. Autos gut 17% über Vorjahr. Nach elf Monaten wurden in China bereits mehr Autos verkauft als im gesamten letzten Jahr. Auch für Dezember sind unseres Erachtens hohe Verkaufszahlen zu erwarten, da Ende des Jahres Steuervergünstigungen auslaufen. Sollten daher in China im nächsten Jahr weniger Autos verkauft werden, dürfte dies die Nachfrage nach Palladium spürbar bremsen und der Preisrally ein Ende bereiten.
Industriemetalle
Gebremst durch schwache chinesische Aktienmärkte - der CSI 300 verlor fast 2,5% - zeigen sich die meisten Metallpreise zu Wochenbeginn weitgehend unverändert. Kupfer kostet zum Beispiel rund 5.800 USD je Tonne. Nickel fällt auf etwa 11.300 USD je Tonne. In China sind Sorgen aufgekommen, dass die Kreditkosten für Unternehmen wieder steigen, nachdem der 3-Monats-HIBOR-Zinssatz in der Nacht auf ein 10-Monatshoch gestiegen war.
Die Metallpreise profitieren auch nicht vom starken Anstieg der Ölpreise im Zuge der Einigung der OPEC-Länder mit Nicht-OPEC-Staaten auf gemeinsame Produktionskürzungen. Die Metallpreise könnten aber schon morgen wieder Unterstützung erhalten, sollten aus China gute Konjunkturdaten (zum Beispiel Industrieproduktion, Investitionen in Sachanlagen) berichtet werden.
Das vierte Quartal verlief in dieser Hinsicht bislang vielversprechend. Allerdings scheint die Unterstützung seitens der spekulativen Finanzanleger etwas nachzulassen. Denn laut CFTC-Statistik wurden die Netto-Long-Positionen von Kupfer an der Comex in New York in der Woche zum 6. Dezember "nur" noch um gut 2% ausgeweitet. Der von Metal Bulletin erhobene Eisenerzpreis hat die letzte Woche deutlich oberhalb von 80 USD je Tonne beendet.
Zu Wochenbeginn legen die börsengehandelten Eisenerzpreise im chinesischen Dalian sowie in Singapur weiter zu, wozu wohl auch der neuerliche Anstieg der Stahlpreise in China beiträgt.
Agrarrohstoffe
Das US-Landwirtschaftsministerium USDA hat seine Schätzungen für die US-Getreide- und Sojabohnenernten in diesem Monat unverändert belassen. Auch die Revisionen bei den Lagerendbeständen von Mais und Sojabohnen waren nur marginal. Offensichtlich will das USDA noch die Lagerdaten zum 1. Dezember abwarten, welche Ende des Monats veröffentlicht werden.
Auf globaler Ebene kam es hingegen zu teilweise beträchtlichen Revisionen. So wurden die weltweiten Weizen-Lagerendbestände um 3 Mio. auf 252 Mio. Tonnen nach oben revidiert, womit das bereits erwartete Rekordniveau noch etwas höher ausfällt. Hauptgrund hierfür ist eine deutliche Aufwärtsrevision der australischen Ernte um knapp 5 Mio. auf 33 Mio. Tonnen.
Auch bei Mais wurden die weltweiten Endbestände um 4 Mio. auf 222 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Dafür ist eine Aufwärtsrevision der Ernte in Brasilien um 3 Mio. auf 86,5 Mio. Tonnen hauptverantwortlich. Die weltweiten Endbestände von Sojabohnen wurden um gut 1 Mio. auf 83 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Hier wurde mit einer leichten Abwärtsrevision gerechnet.
Bei Weizen und Sojabohnen fielen die Aufwärtsrevisionen dagegen etwas größer aus als erwartet. Dass die Preise für Weizen, Mais und Sojabohnen dennoch stiegen, liegt an der Trockenheit und Hitze in Argentinien, welche zu Abwärtsrevisionen der dortigen Ernteschätzungen für Sojabohnen und Mais führen könnten. Das USDA beließ die entsprechenden Schätzungen noch unverändert bei 57 Mio. Tonnen bzw. 36,5 Mio. Tonnen.