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Ausverkauf bei Edelmetallen

16.12.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis steigt am Morgen auf gut 54 USD je Barrel, nachdem er gestern bis auf 53 USD je Barrel gefallen war, letztlich aber unverändert aus dem Handel ging. Die staatlichen Ölgesellschaften von Kuwait und Abu Dhabi haben in dieser Woche angekündigt, ihre Öllieferungen für asiatische Kunden ab Januar zu reduzieren. Abu Dhabi will sein Angebot um 3-5 Prozent kürzen, bei Kuwait dürfte die Kürzung in ähnlicher Größenordnung liegen.

Das Nicht-OPEC-Land Oman wollte seine Kunden ebenfalls über eine Reduktion der Liefermengen um 45 Tsd. Barrel pro Tag informieren. Somit gibt es erste Indizien dafür, dass die Beschlüsse von Ende November und vom letzten Wochenende umgesetzt werden. Konterkariert werden könnte die Angebotskürzung durch den Irak. Dieser hat gut informierten Quellen zufolge einen Vertrag mit dem chinesischen Ölunternehmen Unipec abgeschlossen, welcher eine Erhöhung der Liefermengen im nächsten Jahr um 3% vorsieht.

Laut Der OPEC-Beschluss muss der Irak sein Angebot ab Januar eigentlich um 210 Tsd. Barrel pro Tag kürzen. Entsprechend deutlicher müssen nun die Kürzungen für die anderen Abnehmer des Irak ausfallen.

Doch nicht nur der Irak könnte das Erreichen des Kürzungsziels erschweren, sondern auch Libyen. Dort dürften in Kürze zwei Ölfelder nach zweijähriger Unterbrechung wieder in Produktion gehen, nachdem die Blockade einer wichtige Pipeline aufgehoben wurde. Dadurch könnten ca. 400 Tsd. Barrel pro Tag zusätzliches Öl an den Markt gelangen. Libyen ist von dem Kürzungsbeschluss der OPEC ausgenommen. Entsprechend mehr müssten aber die anderen Länder kürzen.


Edelmetalle

Angeführt von Gold stand gestern der gesamte Edelmetallsektor deutlich unter Druck. Im späten Handel markierte Gold bei 1.123 USD je Feinunze einen neuen 10½-Monatstiefstand. Insbesondere Silber wurde von Gold mit nach unten gezogen und verlor im Vergleich zu Gold deutlich überproportional.

Auf Schlusskursbasis stand für Silber ein Minus von über 5% zu Buche. Es rutschte zudem erstmals seit Anfang Juni unter die Marke von 16 USD je Feinunze. Das Gold/Silber-Verhältnis stieg daraufhin wieder auf über 70. Auch Platin und Palladium konnten sich der Verkaufswelle im Edelmetallsektor nicht entziehen und verbilligten sich um 3,0% bzw. 2,7%.

Platin rutschte dabei erstmals seit Anfang Februar zeitweise unter die Marke von 900 USD je Feinunze, Palladium fällt heute Morgen unter 700 USD je Feinunze. Offenbar sind bei den Edelmetallen noch die Nachwirkungen der Fed-Sitzung vom Vortag zu spüren. Im Zuge derer wertete auch gestern der US-Dollar weiter spürbar auf, was die Edelmetallpreise belastete. Der EUR-USD-Wechselkurs rutschte erstmals seit Anfang 2003 unter die Marke von 1,04.

Wie zuvor schon für die USA und für China wurden gestern auch gute Autoabsatzzahlen für die EU veröffentlicht. Daten des Verbands der europäischen Automobilproduzenten zufolge wurden im November in der EU 1,15 Mio. Autos neu zugelassen, knapp 6% mehr als im Vorjahr. Nach elf Monaten liegen die Autoneuzulassungen gut 7% über Vorjahr. Diese Zahlen sprechen für eine weiterhin robuste Nachfrage nach Platin und Palladium aus dem Autosektor, konnten den Preisrückgang bei Platin und Palladium allerdings nicht verhindern.

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Industriemetalle

Den Metallpreisen geht zum Wochenende die Luft aus. Sie stehen heute Morgen allesamt unter Druck. Kupfer fällt wieder unter die Marke von 5.700 USD je Tonne. Seit Wochenbeginn sind die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der LME um 44% bzw. 94 Tsd. Tonnen gestiegen. Der Lageraufbau erfolgte dabei vor allem in den asiatischen LME-Lagerhäusern. Für die SHFE-Kupferbestände wurde für diese Woche ein Aufbau von gut 9% berichtet. Beides deutet auf eine schwächere Kupfernachfrage und auf eine wieder höhere Kupferproduktion in China hin.

Im November war die chinesische Kupferproduktion gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch im Vergleich zum Vormonat leicht rückläufig (auf 720 Tsd. Tonnen).

Auch Blei wurde weniger produziert. Vom sehr hohen Vormonatsniveau ist die chinesische Bleiproduktion im November um gut 7% auf 362 Tsd. Tonnen gefallen. Ähnlich wie bei Zink dürfte dies unter anderem den niedrigen Schmelzgebühren geschuldet sein (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern). In den ersten zehn Monaten des Jahres war der globale Bleimarkt laut Angaben der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) noch gut versorgt. Demnach bestand ein Angebotsüberschuss von 35 Tsd. Tonnen.

Während die Produktion um etwa 1% zurückgeführt wurde, fiel die Nachfrage doppelt so stark. Je nach Region gab es dabei höchst unterschiedliche Nachfragetendenzen. So zeigte sich die Bleinachfrage laut ILZSG in Europa sehr stark (+9,8%). In China ging sie dagegen im selben Ausmaß zurück.


Agrarrohstoffe

China hat im November 54,9 Tsd. Tonnen Baumwolle importiert. Das waren 35% weniger als im Vorjahr. Seit Jahresbeginn belaufen sich die Einfuhren auf 750,9 Tsd. Tonnen. Sie liegen damit 42% unter dem Niveau im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Grund hierfür sind verringerte Quoten von zollreduzierten Importen und die Verkäufe aus den staatlichen Reserven.

Für das seit August laufende Erntejahr 2016/17 rechnet das US-Landwirtschaftsministerium mit einem leichten Anstieg der Baumwollimporte Chinas auf 980 Tsd. Tonnen. Damit würde China aber immer noch nur etwa halb so viel Baumwolle importieren wie vor zwei Jahren und weniger als ein Viertel der Menge von vor vier Jahren. China hat damit zugleich seine zuvor unangefochtene Rolle als weltgrößter Baumwollimporteur verloren. Hinter Bangladesch und Vietnam rangiert China inzwischen nur noch auf Rang drei.

Neben den oben genannten Lagerverkäufen kommt darin auch die Abwanderung der Textilindustrie und der Baumwollverarbeitung in Länder mit niedrigeren Löhnen zur Geltung. Doch auch ohne die Impulse aus China konnte der Baumwollpreis in diesem Jahr um 13% zulegen. Seit Mitte November hält er sich stabil über der Marke von 70 US-Cents je Pfund, was angesichts der starken Aufwertung des US-Dollar bemerkenswert ist. Die bis zuletzt robusten US-Exportzahlen zeigen, dass die Dollarstärke bislang noch keine Bremsspuren bei der Nachfrage hinterlässt.



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