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Industriemetallpreise unter Druck

20.12.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen bei Brent laut Daten der ICE in der Woche zum 13. Dezember um 22,6 Tsd. Kontrakte auf ein neues Rekordniveau von 451,5 Tsd. Kontrakten ausgeweitet. Dies war der vierte Wochenanstieg in Folge. Während dieses Zeitraums sind die Netto-Long-Positionen um fast 90% gestiegen.

Die Zahl der Long-Position liegt zum ersten Mal seit Beginn der Datenreihe im Januar 2011 bei mehr als 500 Tsd. Kontrakten. In die Berichtswoche fiel das Treffen, bei welchem sich OPEC- und Nicht-OPEC-Länder auf gemeinsame Produktionskürzungen einigten und der Brentölpreis im Zuge dessen ein 18-Monatshoch von knapp 58 USD je Barrel erreichte.

Der Positionsaufbau in der Woche zuvor war stark auf die Ende November von der OPEC angekündigten Produktionskürzungen zurückzuführen. Der jüngste Preisanstieg war somit stark spekulativ getrieben. Es besteht daher das Risiko einer Preiskorrektur, sollten die Produktionskürzungen Anfang nächsten Jahres hinter den Erwartungen zurückbleiben.

China wird gut informierten Quellen zufolge kleinen unabhängigen Raffinerien ("teapot refineries") für 2017 keine Exportlizenzen für Ölprodukte mehr erteilen. Betroffen sind demnach 11 Unternehmen, welche in diesem Jahr 1,5 Mio. Tonnen an Ölprodukten exportieren durften.

Verglichen mit den Gesamtexporten von 30 Mio. Tonnen ist diese Zahl gering. Die "teapot refineries" waren im zu Ende gehenden Jahr für 90% des Anstiegs der chinesischen Rohölimporte um 925 Tsd. Barrel pro Tag verantwortlich. Die Rohöleinfuhren Chinas dürften daher im nächsten Jahr deutlich geringer steigen.

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Edelmetalle

Gold neigt heute Morgen zur Schwäche und fällt auf gut 1.130 USD je Feinunze. Die Gold-ETFs haben gestern den 27. Handelstag in Folge Abflüsse verzeichnet (9,4 Tonnen) und damit die rekordlange Verluststrecke aus dem Frühjahr 2013 eingestellt. Seit Beginn der Abflüsse am 10. November wurden die Bestände um 214 Tonnen abgebaut. Das ist sogar etwas mehr als es im Frühjahr 2013 an Abflüssen gab. Silber wird von Gold mit nach unten gezogen und handelt am Morgen wieder unter 16 USD je Feinunze.

Das Silver Institute hatte letzte Woche eine vom unabhängigen Research-Institut CRU verfasste Studie zur langfristigen Nachfrageentwicklung nach Silber in der Photovoltaikindustrie (PV) und in der Ethylenoxidproduktion (EO) veröffentlicht. Demnach soll die Nachfrage aus der PV-Industrie von knapp 78 Mio. Unzen 2015 (13% Anteil an der Industrienachfrage) auf 148 Mio. Unzen 2018 steigen. Grund hierfür ist eine deutliche Ausweitung der Produktionskapazitäten in China und in Indien, die den rückläufigen Silberanteil in den Solarzellen überkompensiert.

Bis 2020 soll die PV-Nachfrage laut CRU dann wieder auf etwa 100 Mio. Unzen sinken. Nach einem Einbruch 2016 wegen hoher Überkapazitäten in China soll die Nachfrage aus der EO-Produktion einen ähnlichen Verlauf wie die PV-Nachfrage nehmen. Allerdings ist die EO-Produktion für die industrielle Silbernachfrage noch relativ unbedeutend (1,7% Anteil). Ethylenoxid wird unter anderem in der Verpackungsindustrie (z.B. PET) und in der Herstellung von Kühlmittel (z.B. für Autos) verwendet.


Industriemetalle

Gewinnmitnahmen, erstmals seit längerem schwächere chinesische Konjunkturdaten, und fallende chinesische Aktienmärkte setzen die Metallpreise weiter unter Druck, so dass diese auch heute Morgen in der Breite nachgeben. Der LME-Industriemetallindex (LMEX) verlor gestern 2,2% und hat in den letzten beiden Handelstagen knapp 4% abgegeben. Mit einem Minus von 4,5% war Zink gestern der größte Verlierer, zwischenzeitlich stand hier sogar ein Verlust von 5,5% zu Buche.

Kupfer fiel unter die Marke von 5.500 USD je Tonne. Gestern veröffentlichte Daten des Nationalen Statistikbüros zeigten, dass die Häuserpreise in den 70 größten Städten Chinas im November kaum noch gestiegen waren. Die chinesischen Behörden hatten zuvor Maßnahmen zur Abkühlung des Immobilienbooms eingeleitet und sind weiter "sehr besorgt" über einen überhitzenden Immobilienmarkt.

Bei Kupfer hat sich gestern der Aufbau der Vorräte in den LME-Lagerhäusern beschleunigt. Die Bestände wurden um weitere 38,4 Tsd. Tonnen bzw. 12,5% aufgebaut, womit sie mittlerweile auf einem 8-Wochenhoch liegen.

Auch bei Eisenerz setzt sich der seit Monaten zu beobachtende Lageraufbau fort. Gemäß Daten von Steelhome lagen in den chinesischen Häfen per Ende letzter Woche 111,6 Mio. Tonnen Eisenerz, so viel wie seit über zwei Jahren nicht mehr. China hatte zuletzt wieder mehr Eisenerz importiert (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 8. Dezember), wohl auch über Bedarf. Der Eisenerzpreis hält sich aber noch klar über der Marke von 80 USD je Tonne.


Agrarrohstoffe

Die Prognoseeinheit MARS der EU-Kommission zeigt sich besorgt, dass ein Kälteeinbruch die Wintergetreidepflanzen in weiten Teilen der EU schlecht vorbereitet treffen könnte. Nach der bisher meist milden Witterung ist das Aushärten der Pflanzenbestände, das zu einer höheren Frosttoleranz während der Winterruhe führt, verzögert. Gleichzeitig gab es kaum Niederschlag, so dass keine schützende Schneedecke über den jungen Pflanzen liegt. Unter diesen Umständen kann ein Frosteinbruch zu erheblichen Auswinterungsschäden führen.

Ab Morgen wird in der östlichen Hälfte Europas ein Zufluss sehr kalter Luft prognostiziert, der die Tagestiefsttemperaturen auf bis -20 Grad Celsius sinken lassen kann. Insbesondere für die baltischen Staaten, das östliche Polen und Rumänien und Teile Bulgariens sieht MARS daher die Gefahr von Frostschäden. Auch in den ebenfalls von MARS beobachteten europäischen Regionen außerhalb der EU ist diese Gefahr hoch, etwa im Westen und Süden der Ukraine. In Teilen der US-Plains und des Mittleren Westens sind die Temperaturen bereits sehr niedrig (bis unter -18 Grad Celsius), was den jungen Pflanzen Schaden zuzufügen droht.

In Brasilien wird eine rekordhohe Winterernte bei Mais erwartet. Eine zügige Sojabohnenernte soll dafür früh Flächen freimachen. Das soll die gesamte Maisernte 2016/17 in Brasilien laut der Beratungsfirma AgRural auf 88,3 Mio. Tonnen steigern, 33% höher als 2015/16, als Trockenheit die Erträge stark belastete. Das USDA prognostiziert derzeit auch rekordhohe 86,5 Mio. Tonnen.



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