Angebot und Nachfrage nach Gold
08.05.2017 | Dr. Jürgen Müller
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Die Kernaussage dieser Extrapolation ist: Wenn der Goldpreis steigt, steigt auch die Menge an recyceltem Gold welches in den Markt kommt. Ob dies tatsächlich der Wahrheit entspricht, kann jedoch bezweifelt werden, da die Hausse 2000 - 2011 bereits viele Verkaufswillige "aktiviert" haben dürfte und das Angebot an Altgold naturgemäß begrenzt sein muß. Dies indizieren auch die Datenpunkte der Jahre 2013 - 2016, die sich ca. 400 Tonnen unter der schwarz gestrichelt eingezeichneten Ausgleichsgeraden befinden (siehe rote Ergänzungen des Autors in Abb. 5). Mit anderen Worten: Gemäß dieser Theorie hätte das Goldpreisniveau der letzten vier Jahre eigentlich in Summe 1.600 Tonnen mehr an recyceltem Gold in den Markt bringen sollen (400 Tonnen mal 4 Jahre).Meines Erachtens ist jedoch die folgende Graphik des WGC die interessanteste.
Abb. 6: Goldförderung und Projektionen 2010 - 2022 von 60 - 65% der weltweiten Goldminen
(Quelle: World Gold Council: "Gold Demand Trends Q1 2017" [1]).
(Quelle: World Gold Council: "Gold Demand Trends Q1 2017" [1]).
Diese Graphik visualisiert, daß die Minenförderung in den kommenden Jahren sinken wird, weil die Explorationstätigkeit der Minenbetreiber in den letzten Jahren stark nachgelassen hatte ("squeezed project pipeline"). In der Projektion "Hohe Wahrscheinlichkeit" (in Abb. 6 dunkelgrün eingezeichnet), wird die Minenförderung bis 2022 um ca. 30% sinken. Bitte beachten Sie, daß die Graphik des WGC nur 60 - 65% der globalen Goldminen abbildet.
Nach Daten des WGC betrug die globale Gesamtförderung von Gold in den letzten beiden Jahren 2015 und 2016 ca. 3.200 Tonnen. Nach Zahlen des amerikanischen USGS 3.100 Tonnen [3]. Nach Vorhersage des WGC könnte demnach die Minenförderung in den kommenden 5 Jahren auf ca. 2.240 Tonnen fallen.
Selbst wenn die Nachfrage in diesem Zeitraum nur konstant bleiben würde, müsste demnach das Goldangebot aus dem Recycling auf über 2.000 Tonnen pro Jahr steigen. Gemäß Abb. 5 würde dies jedoch zumindest einen Goldpreis von 1.700 Dollar je Unze voraussetzen. Wie in Abb. 7 dargestellt dürfte der Mindestpreis von Gold, um diese Menge an Altgold wieder in den Wirtschaftskreislauf zu bekommen, jedoch über der Marke von 2.000 Dollar je Unze liegen.
Abb. 7: Um 2.000 Tonnen Altgold p.a. zu generieren, müsste der Goldpreis über 2.000 $ steigen.
(Quelle: World Gold Council: "Gold Demand Trends Full Year 2016" [2]). Eigene Ergänzungen.
(Quelle: World Gold Council: "Gold Demand Trends Full Year 2016" [2]). Eigene Ergänzungen.
Gelingt die Befriedigung der Nachfrage aus dem Recycling trotz eines steigenden Goldpreises nicht, kann auch sehr schnell eine Emotionalität des Publikums einsetzen und den Preis weiter antreiben.
Tyler Durden berichtete auf Zerohedge.com im April diesen Jahres, daß Rick Rule (CEO von Sprott Holdings) ihm in einem Interview gesagt hatte, daß derzeit in den USA Goldanlagen (Münzen, Barren, ETFs, Minenaktien) nur 0,3 % des gesamten Anlageuniversums einnehmen. Im Hochpunkt 1981 wären es hingegen 8% gewesen, d.h. 26x mehr. Der Durchschnitt der letzten drei Dekaden läge bei 1,5%, d.h. 5x höher als aktuell. Rule nimmt daher an, daß alleine die Rückkehr nur zum langjährigen Mittelwert von 1,5% - Zitat - "dramatische" Auswirkungen auf die Nachfrage hätte [4].
Erstes Zwischenfazit: Die Goldförderung wird laut WGC in den kommenden Jahren tendenziell fallen. Bleibt die Nachfrage trotz sinkender Förderung konstant, kann nur ein steigender Goldpreis die Lücke schließen: a) würde dadurch wieder mehr recyceltes Gold in den Markt kommen und b) würden die Minen dadurch wieder mehr in die Exploration und Entwicklung neuer Lagerstätten investieren.
Die Vorhersagen des renommierten World Gold Councils decken sich mit meinen Berechnungen des Peak-Gold-Szenarios, welches ich seit 2012 schon mehrfach publiziert habe.
Abb. 8: Goldförderung 1850 - 2016 mit verschiedenen Projektionen für die Zukunft.
(Quelle: Dr. Jürgen Müller: "Modellierung der globalen Goldproduktion durch Anwendung der Hubbert'schen Peak-Oil Methodik", Dissertation an der Universität Würzburg, 2012, zu beziehen über den Autor [5]).
(Quelle: Dr. Jürgen Müller: "Modellierung der globalen Goldproduktion durch Anwendung der Hubbert'schen Peak-Oil Methodik", Dissertation an der Universität Würzburg, 2012, zu beziehen über den Autor [5]).
Aufgrund des sinkenden Goldpreises seit 2011 waren viele Minen gezwungen, ihre besten und ergiebigsten Minen auszubeuten um wirtschaftlich zu überleben. In der Folge stieg die globale Goldförderung daher sehr schnell von ca. 2.300 Tonnen auf über 3.000 Tonnen pro Jahr an. Wie Abb. 8 zeigt, ist dies jedoch kein neues Phänomen. Die idealisierte Förderkurve (in Abb. 8 grau eingezeichnet) wurde immer wieder zyklisch entweder unter- oder überboten. Das WGC sagt nun also für die kommenden fünf Jahre voraus, daß die Förderkurve wieder mit einer Größenordnung von ca. 2.240 Tonnen p.a. in den grünen Trendkanal zurückkommen wird.
Ich bin davon überzeugt, daß wir in den kommenden Jahren sehen werden, daß auch eine noch so große Explorationstätigkeiten der Minenfirmen die geförderten Goldunzen nicht mehr vollständig ersetzen können wird. Die globale Minenförderung wird daher früher oder später unwiderbringlich zu fallen beginnen. Schon der letzte Explorationszyklus, der Anfang des Jahrtausends einsetzte, förderte keine großen neuen Lagerstätten zutage. Im folgenden gebe ich einen Auszug aus meiner Doktorarbeit [5] wider, der diesen Tatbestand beschreibt und belegt.