Gold: Wackelige Zwischenerholung
17.05.2017 | Florian Grummes
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Die Stimmungswerte für den Gold- und Silbermarkt sind in den letzten drei Wochen deutlich zurückgekommen. Ein übertriebener Pessimismus ist aber (noch) nicht festzustellen. Vielmehr wird der Kursrückgang von den meisten Marktteilnehmern als eine Kaufchance betrachtet. So sind die Profis bei der Kitco-Goldumfrage vom letzten Freitag schon wieder klar im Bullencamp positioniert. Stellt man die vorangegangene viermonatige Aufwärtsbewegung aber den drei Wochen Korrektur gegenüber, wird bereits aus zeitlicher Perspektive klar, dass hier noch mehr Schmerz und damit tiefere Kurse notwendig sind, um das Sentiment vollständig zu bereinigen.
Einzig der Platinmarkt liefert sentimenttechnisch derzeit ein Kaufsignal. Das Sentiment für den Gold- und Silberpreis hingegen ist neutral. Die Minenaktien signalisieren jedoch schon wieder eine leichte Übertreibung, welche Nachhaltigkeit der sprunghaften Erholung in den letzten fünf Handelstagen in Frage stellt.
5. Saisonalität:
Die saisonale Statistik lässt bis zum Frühsommer bzw. zumindest bis Anfang Juli eine Fortsetzung der laufenden Korrektur erwarten. Insbesondere der Monat Juni sorgt in der Regel nochmals für schwächere Kurse.
Während der Brexit im letzten Jahr den saisonalen Verlauf gehörig durcheinander wirbelte und damit letztlich für ein schwaches zweites Halbjahr beim Goldpreis sorgte, sieht es in diesem Jahr bislang nach einem fast mustergültigen saisonalen Verlauf aus. Bleiben die Edelmetallpreise daher bis zum Frühsommer schwach und unter Druck, dürfen wir uns auf ein starkes zweites Halbjahr freuen. Insgesamt liefert die Saisonalität derzeit ein Verkaufssignal und lässt grundsätzlich ein wichtiges Tief für Anfang Juli erwarten.
Alternativ kommt es bereits im Umfeld der nächsten FED-Zinsentscheidung am 14.Juni zum Tiefpunkt am Goldmarkt. Immer wieder war es in den letzten eineinhalb Jahren zu beobachten, dass der Goldpreis vor einer Zinserhöhung gehörig unter Druck kam, nur um dann mit deren Verkündung in den Rallymodus zu wechseln ("sell the rumour buy the fact").
6. Gold in EUR
Rückblick:
In Euro gerechnet geriet der Goldpreis seit dem Hochpunkt bei 1.220 EUR am 17. April gehörig unter die Räder. Ohne jegliche Gegenwehr rutschten die Kurse bis auf 1.108 EUR in die Tiefe. Seit sieben Handelstagen ist eine erste kleine Erholung zu beobachten, welche bislang aber sehr überschaubar ausfällt. Der Mix aus starkem Euro und schwachen Goldpreis ist für den EUR-Goldpreis natürlich fatal. Gleichzeitig bieten sich nun aber wieder günstige Kaufkurse.
Gold in EUR Wochenchart:
Der EUR-Goldpreis scheiterte ziemlich exakt an der seit 2012 deckelnden Abwärtstrendlinie im Bereich um 1.220 EUR. Gleichzeitig endete der Rücksetzer bislang knapp unterhalb der seit Mitte Dezember 2016 etablierten Aufwärtstrendlinie.
Angesichts der stark überverkauften Stochastik ist nun mit einer Gegenbewegung zu rechnen, welche zumindest bis zur Widerstandszone um 1.165 EUR laufen könnte. Allerdings hat sich auch ein neues MACD-Verkaufssignal ergeben und die Erholung der letzten Tage wirkt bislang nicht sonderlich überzeugend.
Sollte es daher nochmals gen Süden gehen, wartet erst im Bereich um 1.070 - 1.080 EUR die nächste solide Unterstützungszone. Auf der Oberseite bleibt die Abwärtstrendlinie (aktuell um 1.215 EUR) das Maß aller Dinge. Solange die Bullen diese Linie nicht überwinden können, befindet sich der EUR-Goldpreis in einer Korrektur/Konsolidierung.
Positiv ist in jedem Fall die Tatsache, dass die kürzlich stark überkaufte Lage bereits recht deutlich abgebaut werden konnte. Noch fehlen auf dem Wochenchart aber klare Signal für eine Trendwende.
Summa summarum erhält der Wochenchart aufgrund der überverkauften Stochastik die Bewertung "vorsichtig bullisch".
Gold in EUR Tageschart:
Auf dem Tageschart wird der scharfe Abverkauf der letzten Wochen noch besser sichtbar. Ähnlich wie beim Goldpreis in USD wurden auch hier alle wichtigen Unterstützungen von den Bären überrannt. Besonders ungünstig bleibt die "bärisch eingebettete" Stochastik, welche den imminenten Abwärtstrend festgezurrt hat. Solange sich die Bullen hier nicht befreien können, bleiben die Bären am Drücker. Wie bereits auf dem Wochenchart ersichtlich, liegt die nächste Unterstützung erst bei 1.070 - 1.080 EUR.
Positiv ist die Tatsache, dass sowohl MACD als auch RSI nun klar überverkauft sind und damit bereits die Grundlage für die nächste Aufwärtsbewegung gelegt ist. Zudem bringt der tiefe Rücksetzer schon jetzt eine erste Kaufchance, auch wenn es in den kommenden Wochen noch eine Etage tiefer gehen sollte.
Insgesamt muss der Tageschart aufgrund der "bärisch eingebetteten" Stochastik mit "extrem bärisch" bewertet werden. Erst wenn sich die beiden Signallinien des Oszillators aus dem Würgegriff der Bären befreien können, hellt sich auch das technische Bild deutlich auf und würde eine Erholung bis mindestens an die 200-Tagelinie (1.1154 EUR) ermöglichen.