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Gold und Bitcoin

27.05.2017  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Zudem ist zu bedenken, dass unter dem derzeitigen Status quo ein gewaltiges Zahlungsvolumen auf den Finanzmärkten abgewickelt wird. Man denke nur einmal an die tägliche Anzahl von Transaktionen, die bei Aktien, Anleihen und Derivativen anfallen. Die Möglichkeit, eine große Anzahl von Transaktionen durchzuführen, ist auch eine wichtige Bedingung, damit es für Aktien- oder Anleiheemittenten attraktiv wird, ihre Emissionen in Bitcoin zu denominieren.

Sollte das technisch gelingen, stünde der Bitcoin nicht nur auf Augenhöhe mit dem Fiat-Geld, er hätte dann auch gute Chancen, das Fiat-Geld zu übertrumpfen. Es stellt sich damit die Frage, welche Rolle Edelmetalle - insbesondere Gold und Silber - im Wettbewerb der Währungen zukommt. Eine Entwicklungsperspektive für Edelmetalle besteht darin, sie über die Blockchain-Technologie fungibel zu machen. Dies lässt sich beispielsweise für "Colored Bitcoins" erreichen. Der "Colored Bitcoin" lässt sich wie alle anderen auch im Bitcoin-Netzwerk handeln. Er verbrieft jedoch zusätzlich noch den Besitz einer Edelmetallmenge.

Im Prinzip ist es zwar schon heute möglich, physisches Gold und Silber im herkömmlichen Zahlungsverkehr einzusetzen. Das ist bislang jedoch noch nicht in nennenswertem Umfang geschehen. Der Innovationsdrang konzentriert sich vor allem auf die Cybereinheiten.

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Quelle: Thomson Financial. *Erwartete Inflation der Konsumentenpreise in 5 Jahren für die dann kommenden 5 Jahre.


Zudem ist zu beachten, dass die Fiat-Währungen derzeit nicht unter einem ernsten Vertrauensverlust leiden. Nach wie vor sind die Inflationserwartungen gezähmt,und es gibt daher (in diesem Stadium) keinen großen Anreiz für die Sparer und Investoren, eine Alternative zum Fiat-Geld nachzufragen. Mit anderen Worten: Die Nachfrage nach Fiat-Geld ist - auch nach den Ereignissen 2008/2009 - mehr oder weniger ungebrochen stabil geblieben.

Der nächste "Belastungstest" kann das jedoch durchaus verändern. Die Erschütterungen der letzten Jahre waren im Kern Ausdruck einer "Kreditkrise": Sparer und Investoren hatten Sorge, dass Schuldner ihre Zins- und Tilgungszahlungen nicht mehr leisten könnten. Eine Kreditkrise können die Zentralbanken entschärfen: Sie werfen die elektronische Notenpresse an und stellen genügend Geld bereit, damit es keine Zahlungsausfälle gibt.

Die nächste Krise wird vermutlich aber keine Kreditkrise, sondern eine Währungskrise sein: Wenn die Zentralbanken tatsächlich Zahlungsausfälle mit allen Mitteln verhindern wollen, werden sie nicht umhinkommen, immer mehr Geld in Umlauf zu bringen - und das kann zu einem Punkt führen, in dem die Sorge um den Kaufkraftverfall um sich greift. Eine Währungskrise wäre verbunden mit einem Rückgang der Fiat-Geldnachfrage.

Spätestens in einer Währungskrise - die sich in den großen Volkswirtschaften der Welt letztmalig in den frühen 1970er und 1980er Jahren gezeigt hat - wird sich auch zeigen, was sich aus Sicht der Geldhalter als verlässliche Alternativen zum Fiat-Geld erweisen wird. Der Bitcoin ist bereits auf gutem Wege, dem Fiat-Geld Konkurrenz zu machen. Das Gold steht dem nicht nach. Es hat vor allem eine Jahrtausende währende Historie, die zeigt, dass es sich bei Gold um unverwüstbares Geld handelt.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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