Droht ein katastrophaler Bärenmarkt innerhalb der nächsten zwölf Monate?
16.08.2017 | Mark J. Lundeen
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Während heftigen Bärenmärkten wurden die Ausschüttungen in der Vergangenheit jedoch immer reduziert. Große Einbrüche an den Aktienmärkten gehen Hand in Hand mit einem Wirtschaftsabschwung oder einer echten Depression. Wenn das Geschäft schlecht läuft und die Unternehmen gezwungen sind, ihre Produktion herunterzufahren und Mitarbeiter zu entlassen, ist es ihnen nicht möglich, die Dividendenzahlungen unvermindert fortzusetzen. Das gilt in ganz besonderem Maße für die heutige Unternehmenslandschaft der USA, denn die Unternehmen haben in den letzten Jahren Schulden in Billionenhöhe aufgenommen. Das diente vor allem der Finanzierung ihrer albernen Aktienrückkäufe, mit denen sie ihre eigenen Kurse während der Hausse zusätzlich unterstützten. Diese Schulden müssen jedoch auch in schlechteren Zeiten weiterhin bedient werden, andernfalls droht die Insolvenz. Während der nächsten Baisse werden die Manager also keine Sekunde zögern die Dividenden zu kürzen, um ihre Zinsen weiter zahlen zu können.Im Zuge der Großen Depression sind die Barausschüttungen beim Dow Jones um 78% gesunken, während die Dividende selbst im Juli 1932 auf über 10% stieg. Eine vergleichbare Senkung der Zahlungen entspräche einer Kürzung auf etwa 100 $ und ein gleichzeitiger Anstieg der Dividende auf 10% würde bedeuten, dass der Dow Jones auf 1.000 Punkte stürzt. Das wäre ein historischer Einbruch um schier unglaubliche 95,47% und würde sämtliche Kursgewinne seit 1982 auslöschen. Autsch!
Heißt das, dass ich für den Dow Jones einen Kurssturz von 95% vorhersage? Nein. Aber nachdem die Finanzmärkte nun bereits seit Jahrzehnten den korrumpierenden Einflüssen der Wall Street, der Regierungen und der Aufsichtsbehörden ausgesetzt sind, die nur zuschauen und nichts unternehmen, um die Integrität der Märkte wiederherzustellen, sollten Sie bei der Rückkehr von Mr. Bear lieber auf etwas Katastrophales vorbereitet sein. Die Parameter für den hypothetischen Crash um 95% - die Dividende und die Kürzung der ausgezahlten Summe - waren zudem nicht völlig aus der Luft gegriffen, sondern beruhen auf einem historischen Beispiel. Ein solches Szenario lässt sich daher nicht mit Sicherheit ausschließen.
Ein Rückgang dieses Umfang würde Jahre dauern und auch eine Reihe von bullischen "Dead Cat Bounces" beinhalten, selbst wenn der allgemeine Trend abwärts gerichtet ist. Mr. Bear würde diese vorübergehenden Aufwärtskorrekturen wie schon 1929-1932 nutzen, um unachtsame Anleger zurück an den Markt zu locken und dann in den Ruin zu treiben.
Die nächste Tabelle listet die Verluste auf, die im Falle eines Rückgangs um 95% drohen. Der wichtigste Punkt dieser Tabelle ist wahrscheinlich der Preis, den die Anleger zahlen müssen, wenn sie zu früh wieder in einen Markt im Abwärtstrend einsteigen (rechte Spalte). Selbst wenn Sie erst dann kaufen, wenn der Dow Jones bereits um 90% eingebrochen ist, würden Sie noch immer 50% Ihres Kapitals verlieren, falls der Index um weitere 5% fällt, bevor er sein absolutes Tief erreicht.
Heute, im August 2017, sind alle Überlegungen über einen Rückgang des Dow Jones um 95% rein theoretischer Natur - wilde Spekulationen, zu denen sich schlauere Leute als ich niemals hinreißen lassen würden. Doch vor uns liegt ein großes, historisches und ausgesprochen negatives Ereignis, denn die Wirtschaft, das Bankenwesen, das Finanzsystem und der Staat werden seit Jahrzehnten auf allen Ebenen schlecht geführt und verwaltet. Das aktuelle System erlaubt es einer kleinen Oberschicht, die Wirtschaft, die Finanzmärkte und die Staatskassen zu ihrem eigenen Nutzen auszubeuten. Wenn wir einen schonungslosen Blick auf die Gesamtsituation werfen, ist dann ein Absturz des Dow Jones um 95% wirklich gänzlich von der Hand zu weisen? Ich persönlich behalte dieses Szenario jedenfalls im Hinterkopf.